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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Pisatis; Pisaurum; Piscataqua; Pisces; Pisch-chidmet; Pischin; Pischwaz; Piscina; Pisciotta; Pisco; Pisee

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Pisatis - Pisee.

tano als Vorbild für die von Orvieto diente. Endlich wird ihm der Umbau des Doms von Prato (1310-1320) zugeschrieben, insbesondere soll die Kapelle della Cintola sein Werk sein. In der Skulptur wie in der Architektur eröffnete er eine neue Richtung, die sich über ganz Italien ausbreitete. Seine Figuren, in denen er nach kraftvollstem Ausdruck ringt, macht er zu Trägern echt religiöser Empfindung. In den Kompositionsmotiven schloß er sich der Überlieferung im wesentlichen an; doch war er der erste, welcher die weiblichen Allegorien im Kostüm der Zeit, ebenso die stehenden Madonnen in die italienische Skulptur einführte. Seine Marmortechnik ist bewunderungswürdig. Als Architekt schloß er sich der Gotik an. Auch als Goldschmied und Medailleur leistete er Hervorragendes.

3) Andrea, Sohn des Ugolino, Schüler des vorigen, geboren um 1270 zu Pontadera, gestorben um 1349, war Bildhauer, Bronzegießer und Architekt. Nach mehreren Arbeiten in Santa Maria a Ponte in Pisa und im Dom von Carrara baute er 1306 das Kastell Scarperia im Mugellothal, 1332 die Porta San Frediano sowie mehrere Türme der Stadtmauer von Florenz. 1342 vergrößerte und befestigte er daselbst den Palast Walters von Brienne, des Herzogs von Athen. Sein Hauptwerk ist die schöne Bronzethür des Baptisteriums mit 20 Reliefs aus der Geschichte Johannis des Täufers, die er 1330 mit Hilfe von venezianischen Goldschmieden und Erzgießern herstellte. In Venedig fertigte er Figuren für die Fassade von San Marco. Seine letzten Jahre verbrachte er in Orvieto, wo er die Mosaikarbeiten für den Dom leitete. Seine Arbeiten zeigen Reinheit der Zeichnung, Einfachheit und Anmut der Komposition. Sein Faltenwurf ist gotisch stilisiert. Als seine Schüler sind zu nennen: seine Söhne Tommaso und Nino, dann Alberto Arnoldi und Giov. Balducci von Pisa, endlich der Goldschmied Leonardo di Ser Giovanni.

4) Vittore, auch Pisanello genannt, ital. Maler und Medailleur, geboren um 1380 zu San Vigilio am Gardasee, war in Verona, Venedig, Pavia, Rom, Ferrara, Rimini, Mailand, Mantua u. Neapel thätig und starb 1456. Von seinen Malereien sind noch in Verona verschiedene erhalten, unter andern eine Verkündigung in San Fermo und St. Georg in Sant' Anastasia, beides Freskogemälde. Berühmter wurde aber der Künstler dadurch, daß er als einer der ersten Schaumünzen mit Bildnissen modellierte und in Metall goß, die zu den vortrefflichsten Kunstdenkmälern jener Zeit gehören (s. näheres Denkmünze). Vgl. Heiß, Les médailleurs de la Renaissance, Bd. 1: Vittore P. (Par. 1881).

5) Leonardo, Mathematiker, s. Fibonacci.

Pisatis, der mittlere Teil der altgriech. Landschaft Elis (s. d.), zerfiel zur Zeit ihrer Unabhängigkeit in acht Bezirke, deren jeder das Gebiet einer Stadt ausmachte, und hatte ihren Namen von der schon 572 völlig zerstörten Stadt Pisa, dem ursprünglichen Sitz der Pelopiden, in deren Bezirk Olympia (s. d.) lag.

Pisaurum, antike Stadt, s. Pesaro.

Piscataqua, Grenzfluß zwischen den nordamerikan. Staaten Maine und New Hampshire, ergießt sich unterhalb Portsmouth in die Piscataquabai des Atlantischen Ozeans.

Pisces (lat.), Fische.

Pisch-chidmet (pers.), Kammerdiener der persischen Großen, dem Kaftan-agassi der Türken entsprechend. Der P. des persischen Schahs ist der Vermittler des privaten Verkehrs zwischen dem Hof und den europäischen Gesandten in Teheran.

Pischin, ein früherer Distrikt des südlichen Afghanistan, der seit 1878 unter der Verwaltung der Engländer steht, welche ihn seiner hohen strategischen Wichtigkeit wegen besetzten, da mehrere Straßen aus Sind und den Grenzdistrikten des Pandschab nach Kandahar hier zusammenlaufen. Diese Straßen sind indes nicht für Wagen brauchbar, für Truppen aber wohlgeeignet. Das von den Engländern besetzte Areal (9324 qkm oder 169,3 QM. mit 60,000 Einw.) ist im allgemeinen ebenes, von Bergzügen eingefaßtes Land, in welchem die Bewohner teils Weizen, Gerste, Mais, Hirse bauen, teils Viehzucht (Kamele, Ziegen, Schafe) und bedeutenden Handel mit Pferden aus Herat nach Indien treiben. Im Fort P. residiert ein dem Regierungsagenten in Quetta unterstellter Beamter; die Garnison besteht aus einem Regiment Infanterie und einer Schwadron Kavallerie.

Pischwaz (pers.), das Geleit oder Empfangszeremoniell vornehmer Fremden, die als Gäste der Regierung auf persischem Gebiet reisen.

Piscina (lat.), bei den Römern Wasserbassin zur Aufbewahrung von Fischen; dann auch ein großes, zum Baden bestimmtes Bassin; in den katholischen Kirchen eine Vertiefung zum Wasserablauf in der südlichen Wand des Chors neben dem Altar.

Pisciotta (spr. pischotta), Stadt in der ital. Provinz Salerno, Kreis Vallo della Lucania, am Tyrrhenischen Meer, mit starkem Sardellen- und Thunfischfang, Wein-, Obst- und Olivenbau und (1881) 1869 Einw. In dem kleinen Hafen von P. liefen 1885: 249 Schiffe mit 22,792 Ton. ein.

Pisco, Hafenstadt im Departement Ica der südamerikan. Republik Peru, an der Mündung des gleichnamigen Flusses, hat 2 Hospitäler, einen eisernen Molo, Destillerien und (1876) 2648 Einw., die lebhaften Handel treiben. Die Ausfuhr besteht meist aus Silber, Wein, Zuckerbranntwein und Trauben. Eine Eisenbahn verbindet die Stadt mit Ica.

Pisee (franz. Pisé, Piseebau, Stampfbau), Bauart, bei welcher fette Erde, am besten fetter Lehm, zwischen Brettern zu Wänden aufgestampft wird. Die Fundamente und Plinthen mauert man von festem Gestein und gleicht sie durch eine Backsteinschicht aus. Bei Wohnungen müssen die Piseemauern eine Unterlage aus Backsteinen von mindestens 20 cm, bei Stallungen eine solche von 30-120 cm haben; auch muß das Dach weit vordringen, überhaupt die Feuchtigkeit möglichst gut abgehalten werden, weil sich ausgewaschene Stellen nie dauerhaft reparieren lassen. Der Piseebau eignet sich besonders für einstöckige, ländliche Gebäude. Die Formen, zwischen denen man die Masse einstampft, bestehen aus 3-6 m langen, etwa 5 cm starken und 30 cm breiten gehobelten Dielen, welche durch Riegel, deren Länge von der Mauerdicke bestimmt wird, miteinander verbunden sind. Einstöckige Gebäude verlangen eine Mauerstärke von 50-75 cm, bei zweistöckigen gibt man den Mauern des untern Stockwerks 15 cm zu. Sind die Mauern ganz trocken, so werden sie geputzt. Zu diesem Zweck trägt man eine 3 cm starke Schicht Lehm mit kurz gehacktem Stroh auf, streicht sie mit dem Reibebrett gerade und drückt, solange sie noch feucht ist, in einer Entfernung von etwa 5 cm walnußgroße Stücke einer porösen Steinart hinein. Nach dem Trocknen trägt man einen Mörtel aus gleichen Teilen reinen Kieses, frisch gebrannten Gipses und gelöschten Kalks etwa 2 cm stark auf, läßt denselben, ohne ihn zu glätten, langsam trocknen und streicht ihn dann mit Kalkfarbe an. Hierher gehören auch die von Isenard in Odessa erfundenen Erdsteine, künstliche, in eisernen Formen