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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Planimetrie - Planorbis multiformis.

(Zür. 1875). Über die Geschichte der P. vgl. Bauernfeind in Dinglers "Polytechnischem Journal", Bd. 137, Heft 2, und Favaro in der "Allgemeinen Bauzeitung" 1873. S. Feldmeßkunst.

Planimetrie (griech.), der Teil der Geometrie (s. d.), welcher die Lehre von den in einer Ebene liegenden Raumgrößen behandelt, im Gegensatz zur Stereometrie, deren Gebilde alle drei Dimensionen des Raums beanspruchen.

Planina (serb.), s. v. w. Gebirge.

Planipeden (lat.), die Darsteller in den altröm. Mimen (s. d.), die weder den Kothurn noch den Soccus, sondern nur eine leichte Sohle unter den Füßen trugen, also eigentlich barfuß gingen.

Planipennia (Plattflügler), Zunft aus der Ordnung der Netzflügler (s. d.).

Planisphärium (lat.), s. v. w. Darstellung der Kugel auf einer Ebene, bestimmter eine stereographische Polarprojektion (vgl. Landkarten, S. 457) der Himmelskugel auf einer Ebene. Man bediente sich derselben bis ins 17. Jahrh. zur graphischen Lösung vieler astronomischer Aufgaben, wie Bestimmung des Auf- und Unterganges der Gestirne etc. Häufig brachte man auch auf der einen Seite einer Scheibe ein P. und auf der andern eine Kreisteilung mit Alhidade zur Messung von Sonnen- und Sternhöhen an. Das Ganze hieß dann Astrolabium planisphaerium, die letztere Seite wurde Mater Astrolabii, die erstere Dorsum Astrolabii genannt.

Planitz, Dorf im sächs. Regierungsbezirk und in der Kreis- und Amtshauptmannschaft Zwickau, zerfällt in Ober-P., mit (1885) 5211 Einw., welches an das Eisenhüttenwerk Königin Marien-Hütte anstößt, und Nieder-P., mit Schloß (Rittergut), schöner Kirche (darin Bilder von Lukas Cranach) und 7328 Einw. Ringsherum am linken Muldeufer ungeheure Steinkohlenlager, welche durch eine Zweigbahn mit der Zwickau-Schwarzenberger Eisenbahn verbunden sind.

Plankammer, bei Staatsbehörden die Sammlung der für dienstliche Zwecke gebrauchten Karten und Pläne, bei den Generalstäben der Heere namentlich der Karten über die verschiedenen Kriegsschauplätze wie des gesamten Kartenmaterials, unter besonderer Verwaltung stehend. Die P. des preußischen Generalstabs wurde von Friedrich Wilhelm I. begründet. Bedeutend ist die P. in Österreich, welche das vollständige Planmaterial für alle Kriege seit dem Dreißigjährigen enthält.

Plänkeln (Plänkern, Blänkern), das zerstreute Gefecht sowohl der Infanterie als der Reiterei, besonders mit der Schußwaffe geführt; s. Flankeure.

Planken, Bretter von verschiedener Breite und Dicke, welche in Holzschiffen die äußere Schiffshaut (Seitenplanken) und, wie auch in Eisenschiffen, die Decks bilden (Deckplanken). Plankengänge heißt die Gesamtheit der eine Reihe bildenden Schiffsplanken. Vgl. Brett.

Plankonkav (lat., "eben-hohl"), s. Linse.

Plankonvéx (lat., "eben-gewölbt"), s. Linse.

Plankton (griech., "das Treibende", Halyplankton, "das im Meer Treibende"), die Gesamtmasse der lebenden Wesen, welche an der Oberfläche des Meers unbedingt den Meeresströmungen folgen. Erwachsene Fische, auch manche Krebse, welche in gewissen Richtungen vorwärts streben, zählen nicht zum P., welches vielmehr nur diejenigen Wesen einschließt, welche, auch wenn die Schwimmfähigkeit, wie bei den Heteropoden und Steropoden, nicht unbedeutend ist, doch keine bestimmte Richtung einhalten, sondern nur der Nahrung nachgehen und mit den Meeresströmungen treiben. Man unterscheidet perennierendes P., dessen Formen ihre ganze Entwickelung im Meer schwimmend durchlaufen, wie z. B. die Kopepoden, die ihre Eiersäcke mit sich umhertragen, und deren ausgeschlüpfte Brut auch treibt, im Gegensatz zum nicht perennierenden P., dem z. B. manche Quallen, deren Brut sich als Polypen am Grund festsetzt, oder festgewachsene Muscheln angehören, deren Embryonen umherschwärmen. Die Bestandteile des Planktons sind zoologisch, entwickelungsgeschichtlich von vielen Forschern untersucht worden, biologisch aber hat sich zuerst Hensen mit dem P. beschäftigt. Es gelang ihm, quantitative und mit Hilfe von Zählungen numerische Bestimmungen zu machen, und er gelangte zu dem Schluß, daß das P. im allgemeinen ungemein gleichmäßig verteilt sei. Dabei kommt freilich in Betracht, ob die durch die Meeresströmungen fortgeführten Wesen die klimatischen Veränderungen ertragen können; ist dies nicht der Fall, so scheiden sie allmählich aus der Masse des Planktons aus. Eine Störung der Gleichmäßigkeit tritt durch das nicht perennierende P. ein. Eine Muschelbank entsendet zahlreiche ausschwärmende Embryonen, die sich wohl allmählich weiter ausbreiten, aber am Ende der Schwärmperiode wieder ausscheiden, und insofern ist das P. bis zu einem gewissen Grad von der Beschaffenheit des Bodens abhängig. Abgesehen von wenigen Pflanzenfressern, leben alle mit Strudelapparaten oder Fangfäden versehenen Tiere von dem P. Polypen fressen Kopepoden und andre kleine Krebse sowie Infusorien, Muscheln und Ascidien leben von Diatomeen und Peridinien, von den Muscheln leben wieder Seesterne, größere Krebse und Fische, von den Polypen viele Schnecken u. s. f., so daß das P. für alle diese Tiere die Urnahrung bildet. Den Bodenbewohnern kommen überdies die Keime, Sporen, Eier zu gute, welche vielleicht ihre Entwickelung am Grunde durchlaufen. Die Hauptmasse des Planktons findet sich in der Schicht bis etwa 300 m unter der Oberfläche, also soweit das Licht reicht. Das endliche Schicksal des Planktons dürfte sich ähnlich gestalten wie das der Landtiere. So wenig wie die große Masse dieser letztern ihren Feinden, vielmehr hauptsächlich der Ungunst der Witterung erliegt, ebenso wird auch das P. durch die großen Verhältnisse zu Grunde gehen. Unlösliche Teile sinken zu Boden, was sich von der organischen Substanz im Wasser löst, mag saprophytisch gewissen Organismen zur Nahrung dienen, einen intermediären Stoffwechsel schaffend; aber schließlich vollendet sich doch der allgemeine Kreislauf. Es knüpfen sich an diese neueröffneten Untersuchungen für Biologie, Zoologie, physikalische Geographie und andre Disziplinen Fragen von höchstem Interesse, und es ist zu erwarten, daß die allerdings sehr schwierige und kostspielige Fortsetzung derselben die Naturwissenschaft wesentlich fördern wird.

Planographie (lat.-griech.), Druckverfahren, welche von ebenen Flächen, die weder erhabene noch vertiefte Zeichnungen tragen, ausgeführt werden.

Planorbis multiformis, Schnecke aus der Gruppe der Lungenschnecken (s. d.) und der Familie der Planorbidae (Tellerschnecken), an welcher sich die Veränderungen, welche eine und dieselbe Tierform im Lauf der Jahrtausende erlitten hat, so scharf darlegen lassen, daß sie als eins der besten Beweisstücke für die Richtigkeit der Lehre von der allmählichen Entstehung der Arten, also für die Deszendenztheorie, gelten kann. In dem Becken von Süßwasser-^[folgende Seite]