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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Plasma - Plastische Operationen.

gotische Kathedrale, einen Aquädukt, ein Priesterseminar, Gerberei, Woll- und Leinweberei, Hutfabrikation, Töpferei, starke Bienenzucht, Handel und (1878) 7090 Einw. Unmittelbar unterhalb P. tritt der Jerte, über den drei Brücken führen, in eine wildromantische Felsenschlucht ein. P. ist Bischofsitz und von den Römern gegründet. 38 km nordöstlich von P. liegt das ehemalige Kloster San Yuste (s. d.).

Plasma (griech.), Gebilde, Bildwerk; die farblose Flüssigkeit des Bluts (s. Blut, S. 56); auch s. v. w. Protoplasma. P. ist ferner Name eines lauchgrünen Chalcedons von Gunzenbach in Baden, Oppenau im Schwarzwald, namentlich aber aus Ostindien, der in Idar und Oberstein verschaffen wird.

Plasmodiophora, s. Kohlhernie.

Plasmodium (griech.), ein Lebenszustand der Myxomyceten (s. d.).

Plasmogonie (griech.), s. Urzeugung.

Plassenburg, ehemalige Bergfestung bei Kulmbach im bayr. Regierungsbezirk Oberfranken, wurde 1806, wo sie in preußischem Besitz war, von den Franzosen eingenommen und die Festungswerke 1808 von diesen geschleift. Jetzt ist P. ein Zwangsarbeitshaus für männliche Sträflinge mit Teppichfabrik und Wollmaschinenspinnerei; auch befindet sich hier das Archiv für das Fürstentum Baireuth. - P. gehörte anfangs den Herzögen von Meran, kam nach deren Aussterben (1248) durch Heirat an die Grafen von Orlamünde und ward 1338 an die Burggrafen von Nürnberg verkauft. Es war lange die Hauptfestung der letztern und 1398-1595 Residenz der Markgrafen von Baireuth-Kulmbach.

Plassey (spr. plassi; Palassi), Schlachtfeld am Bhagirathifluß in der britisch-ind. Provinz Bengalen, Distrikt Naddiya, unter 23° 47' nördl. Br. und 88° 18' östl. L. v. Gr., historisch merkwürdig durch den Sieg der Engländer unter Lord Clive 23. Juni 1757 über Suraj ud Daulah, Subadar von Bengalen, durch welchen jene in den Besitz von Bengalen kamen. Clive erhielt dafür den Titel Baron von P. Das Schlachtfeld ist seitdem vom Fluß bis auf wenige Reste weggewaschen worden.

Plastiden, Elementarorganismen, organische Individuen erster Ordnung, sind entweder kernlose Plasmastücke (Cytoden) oder kernhaltige Zellen. Plastidentheorie heißt die Ableitung aller verschiedenen Plastidenformen und somit auch aller aus ihnen zusammengesetzten Organismen von den kernlosen Moneren.

Plastidule nennt Elsberg und nach ihm Häckel die kleinsten Teile des belebten Plasmas, also gewissermaßen lebende Moleküle, und man spricht in diesem Sinn von einer Plastidulseele.

Plástik (griech., Bildformkunst, Bildnerei), diejenige Thätigkeit der Kunsttechnik, welche die organischen Formen selbst körperlich hinstellt und nicht nur durch Farbe oder Zeichnung ihren Schein hervorbringt. Die P. umfaßt in diesem weitern Sinn die Formkunst, Schnitzkunst, Bildhauerkunst und Bildgießerkunst. Im engern Sinn versteht man unter P. die Kunst, Figuren aus weichen Massen, wie Thon, Gips, Wachs etc., zu fertigen (Formkunst). Die Thonbildnerei gehört zu den ältesten Beschäftigungen des Menschengeschlechts aller Zonen, in welchen die Erde das Material hergab. Auch des Gipses bediente man sich zu Stukkaturarbeiten sehr früh; Erfinder der Kunst, Bildnisse in Gips abzugießen, soll Lysistratos, ein Zeitgenosse Alexanders d. Gr., gewesen sein. Wachs soll ebenfalls zuerst von Lysistratos zum Guß von Bildern angewendet worden sein; bei den Römern war es sehr gewöhnlich, Büsten, Weihgeschenke, Spielzeug etc. daraus zu verfertigen (vgl. Wachsbildnerei). Auch die Kunst, aus Papiermaché und Guttapercha Figuren plastisch darzustellen, die neuerdings stark in Aufnahme gekommen ist, gehört hierher. Häufig gebraucht man das Wort P. auch als gleichbedeutend mit Skulptur oder Bildhauerkunst (s. d.). Schauspielkunst und Pantomimik pflegt man wohl als belebte P. zu bezeichnen.

Plastilina, eine von Giudice erfundene plastische Masse, welche an Stelle des feuchten Thons von Bildhauern benutzt wird. Sie ist vollkommen bildsam und zeichnet sich vor dem Thon dadurch aus, daß sie weder trocknet, noch schwindet. Nach einer Analyse der P. bildete Giesel dieselbe mit allen wesentlichen Eigenschaften aus Olivenöl, Zinkoxyd, Wachs, Schwefel und Thon nach; auch Schuchard in Görlitz setzte eine ähnliche Masse zusammen und brachte dieselbe als deutsche P. in den Handel. Früher schon war empfohlen worden, den Thon, um das Austrocknen und Schwinden zu vermeiden, anstatt mit Wasser, mit Glycerin anzumachen.

Plastisch (griech.), s. v. w. körperbildend, wird auf die organische Natur, insofern sie Körper baut, und auf die bildende Kunst angewendet, insofern sie Körper durch Körper (nicht bloß, wie die Malerei, durch den Schein solcher) darstellt. In der Malerei bedeutet der Ausdruck s. v. w. stark abgerundet, so daß Formen und Gestalten gleichsam körperlich hervortreten. Vgl. Bildende Künste.

Plastische Massen, Mischungen verschiedenartige Substanzen, welche zum Abformen, besonders zur billigen Herstellung von Verzierungen an Möbeln, Spiegel- und Bilderrahmen, Thüren und Täfelwerk dienen. Die Zahl derartiger Mischungen, welche, verschiedenen Zwecken angepaßt, vorgeschlagen worden sind, ist sehr groß; beachtenswert sind besonders die Holzsurrogate, das künstliche Holz (Holzmasse, Bois durci, Holzpaste). Das Bois durci (Patentholz) von Latry u. Komp. in Paris wird aus harzreichen Sägespänen und Blutalbumin unter Anwendung von Druck und Wärme hergestellt. Man pulvert die Sägespäne, rührt sie mit Wasser und Blut an und trocknet sie bei 50-60°. Dies Pulver wird dann in Formen mit Stahlmatrizen gefüllt (Holzgießerei) und, während es unter kräftigen hydraulischen Pressen gepreßt wird, durch Gasflammen erhitzt. Die fertige Masse kann wie Holz bearbeitet, geschliffen, poliert, lackiert etc. werden und besitzt ein spezifisches Gewicht von 1,3. Holzstoff (s. d.) liefert, mit Leimlösung gepreßt, eine sehr feste Masse, welche die Formen gut ausfüllt und nach dem Tranken mit heißem dicken Leinölfirnis auch vollkommene Widerstandsfähigkeit gegen Wasser erlangt. Zu plastischen Massen aus Wachs nimmt man vorteilhaft 3 Teile Wachs und 1 Teil Schellack oder 1 Teil Wachs, ½ Teil Öl und 1 Teil Roggenmehl oder 4 Teile Wachs, 2 Teile Schwefelblumen und 6 Teile Kolophonium. Die Kreidepaste erhält man aus 6 Teilen Leim, 2 Teilen weißem Pech, 2 Teilen Terpentin, etwas Leinölfirnis und Kreide; die Aschenpaste, welche sich durch Zähigkeit und Festigkeit auszeichnet, bereitet man aus Holzasche, Mehlkleister und Druckpapier, welches in Wasser erweicht und zerstampft wurde. Vgl. Höfer, Fabrikation künstlicher plastischer Massen (Wien 1887).

Plastische Operationen (Physioplastik), chirurg. Operationen, durch welche künstlich entstellende Schäden des Gesichts durch Hautüberpflanzung ausgebessert werden. Den organischen Wiederersatz der Nase nennt man Rhinoplastik (s. Figur, S. 115), den der