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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Pleskow - Pletsch.

meist verhältnismäßig kleiner Kopf, dessen Kiefer mit großen, schlanken, gestreiften Zähnen bewaffnet war, saß auf einem langen, schwanenähnlichen Hals mit etwa 33 Wirbeln. Ihr stark entwickelter Schulter- und Beckengürtel, das Vorhandensein von Bauchrippen außer den Brustrippen gaben dem Rumpf, der wahrscheinlich sehr niedergedrückt war, einen schildkrötenähnlichen Umriß, denn auch der Schwanz war kurz; ein Brustbein fehlte. Alles dies machte sie zu einer sehr eigentümlichen, von allen übrigen Sauriern der Ur- und Jetztzeit abweichenden Saurierform. Die Haut war ungepanzert. Sie waren Meeresbewohner. Jedenfalls war nach dem Bau der Brust das Tier ein geschickter Taucher, wenn es auch höchst wahrscheinlich mehr Strandbewohner war als der größere Ichthyosaurus. Die meisten Arten erreichten nur 2-3 m Länge, doch kommen auch solche von 5,5 m Länge vor. Vollständige Skelette kennt man nur aus dem untern Lias Englands, wo sie mit den Ichthyosauren zu Lyme Regis in Dorsetshire und zu Whitby in Yorkshire vorkommen; vereinzelte Reste reichen aber noch hoch in den Jura, ja bis in die Kreide hinauf. In Deutschland wurden nur zerstreute Knochen im Lias Schwabens und in dem obern Jura von Kelheim bei Regensburg gefunden. Verwandt sind dem P. ganz besonders die Nothosaurier und die Plakodonten der Trias, besonders des Muschelkalks. Die berühmteste Art ist P. dolichodeirus Conyb. von Lyme Regis; P. macrocephalus Cuv. besaß einen größern Schädel und schlankere Flossen. Vgl. Tafel "Juraformation II".

Pleskow, Stadt, s. Pskow.

Pleß, 1) Standesherrschaft im preuß. Regierungsbezirk Oppeln, wurde 1850 vom König von Preußen zu einem Fürstentum erhoben und umfaßt den größten Teil des Kreises P. Die Standesherrschaft kam 1542 an die Grafen von Promnitz und 1765 an das Haus Anhalt-Köthen, von welchem eine Linie sich danach Anhalt-Köthen-P. nannte. Im Februar 1846 verkaufte Herzog Heinrich von Anhalt-Köthen (gest. 23. Nov. 1847) die Standesherrschaft gegen eine Rente von 30,000 Thlr. an seinen Neffen, den nächsten Fideikommißerben, den Grafen Hans Heinrich X. von Hochberg, der am 15. Okt. 1850 zum Fürsten von P. erhoben wurde. Seit 1861 führt das Familienhaupt den Titel "Durchlaucht". Der gegenwärtige Fürst (seit 1855) ist Hans Heinrich XI. (geb. 10. Sept. 1833), Mitglied des preußischen Herrenhauses und des Reichstags, in welchem er der deutschen Reichspartei angehört. Im Krieg 1870/71 war er Chef der freiwilligen Krankenpflege im Feld. Er residiert abwechselnd zu Pleß und auf dem Schloß Fürstenstein im Kreis Waldenburg. - Die gleichnamige Kreisstadt, zwischen mehreren Seen und an der Linie Emanuelsegen-Dzieditz der Preußischen Staatsbahn, 246 m ü. M., hat eine evangelische und 2 kath. Kirchen, eine Synagoge, ein fürstliches Residenzschloß, ein Gymnasium, ein Amtsgericht und (1885) mit der Garnison (2 Eskadr. Ulanen Nr. 2) 3977 meist kath. Einwohner. - 2) Kreisstadt im russ. Gouvernement Kostroma, in reizender Lage an der Wolga, die hier die Plessa aufnimmt, hat Leinwebereien, Fabrikation von Äxten u. (1885) 2461 Einw.

Plessimeter (griech.), s. Perkussion.

Plessur, ein rechtsseitiger Zufluß des Rheins im schweizer. Kanton Graubünden, 16 km lang. Ihr Thal ist das von 30 Bächen zerrissene, im obern Teil völlig alpine Schanvic (fälschlich auch Schalfigg genannt, da der Name von Scana vicus abgeleitet ist). Die oberste, fortwährend bewohnte Alphüttenkolonie Arosa (56 Einw.), neuerdings ein besuchter Luftkurort (1892 m ü. M.), bildet das Quellgebiet der P. Dem Aroser Wasser geht zunächst der Bach des Welschtobels und bei Langwies (1300 m) der vom Strelapaß herabkommende Gebirgsfluß zu. Von hier an rauscht die P. in tiefem Tobel, auf dessen Uferterrassen die Dörfer zerstreut liegen. Kurz vor ihrem Austritt in die Churer Rheinebene nimmt sie noch die von der Lenzer Heide herabkommende Rabiusa auf. Das Hirtenvölkchen des Schanvic, (1880) 1534 Köpfe stark, ist deutschen Stammes und protestantischer Konfession und bildet 10 kleine Gemeinden.

Plessuralpen, eine Gruppe der Graubündner Alpen, von B. Studer so benannt, weil sie, eine förmliche Umwallung des Gebiets der Plessur, eine besondere, fast voralpine Abteilung bildet, die vom eigentlichen Rätischen Hochgebirge selbst wieder wie ein Kern von der Schale umschlossen ist. Der Wall, entsprechend dem geknickten Flußlauf, hat Dreiecksform: vom Hochwang (2459 m) zum Schwarzhorn (2678 m), von diesem über den Strelapaß (s. d.) zum Lenzerhorn (2909 m) und von hier zum Gürgaletsch (2444 m), der hoch über Maladers, dem Hochwang gegenüber, das Dreieck abschließt und lediglich dem Thalstrom noch erlaubt, den Durchbruch zu passieren, Chur und damit dem Rhein zu. Hier endigt mit dem Pizokl (1342 m), dem äußersten Vorsprung des Dreibündenmarksteins (2154 m), ein Parallelzug, der im aussichtsreichen Stätzer Horn (2576 m) kulminiert.

Plessys Grün, s. Chromhydroxyd.

Plethomelie (Polymelie, griech.), Überzahl der Körperteile, z. B. 6 Finger, 3 Hoden.

Plethon, Georgios Gemistos, griech. Gelehrter, aus Konstantinopel gebürtig, nahm im 15. Jahrh. n. Chr. als Ratgeber der Despoten des Peloponnes, Manuel und Theodor Paläologos, eine hervorragende Stellung ein, weshalb er auch dem Konzil zu Florenz 1439 beiwohnte. Sein Aufenthalt in dieser Stadt wurde durch die Verpflanzung altgriechischer Wissenschaft nach Italien und dem Abendland überhaupt folgenreich. Als eifriger Anhänger der Platonischen Philosophie veranlaßte er die Gründung einer Platonischen Akademie zu Florenz. Später begab er sich nach Konstantinopel, wo er 1452 oder 1455 starb. Außer Scholien zu Thukydides verfaßte er mehrere selbständige Schriften meist philosophischen Inhalts. Vgl. F. Schultze, Geschichte der Philosophie der Renaissance, Bd. 1: "G. G. P." (Jena 1874).

Plethora (griech.), s. Vollblütigkeit.

Pléthron (griech.), griech. Längenmaß, 100 griechische Fuß, der sechste Teil des Stadion; als Flächenmaß = 950,5 qm. Die römischen Schriftsteller übersetzten P. mit Jugerum (s. d.), obgleich dieses Flächenmaß über 2½mal größer ist als jenes.

Pletsch, Oskar, Zeichner, geb. 26. März 1830 zu Berlin, war Schüler Bendemanns in Dresden, wandte sich aber früh der illustrierenden Thätigkeit zu. Von Dresden durch die Militärpflicht weggerufen, ließ er sich in Berlin nieder. Bei der Mobilmachung 1859 versuchte P., durch Überreichung einer Sammlung seiner Illustrationen an das kronprinzliche Paar sich seiner Militärpflicht zu entledigen. Die Widmung wurde genehmigt, und die gemütvollen, liebenswürdigen Darstellungen aus dem Kinderleben fanden solchen Beifall, daß sich P. fortan ausschließlich mit derartigen Zeichnungen beschäftigte, die teils in illustrierten Zeitschriften ("Deutsche Jugend"), teils in selbständigen Werken ("Die Kinderstube", "Wie es im Haus geht nach dem Alpha-^[folgende Seite]