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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Plomb; Plombage; Plomb du Cantal; Plombe; Plombieren; Plombières; Plon; Plön

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Plomb – Plön

Lehrerinnenseminar, eine Gewerbe- und eine Handelsschule, ein Spital, österr.-ungar. Konsulat; Raffinerien des in der Nähe gewonnenen Petroleums sowie bedeutenden Handel (1891: Einfuhr 8½ Mill. Frs.), namentlich mit Petroleum und Wolle.

Plomb (frz., spr. plong, d. i. Blei), gewöhnlich Plombe, ein Bleisiegel, welches an zoll- oder steuerpflichtige oder kontrollpflichtige Waren zum Zwecke der Festhaltung ihrer Identität von der Zoll- oder Steuerverwaltung angelegt wird. Letzteres geschieht hauptsächlich bei solchen Waren, die nicht eingeführt, sondern nur durchbefördert werden sollen. Der Anlegung des Bleisiegels geht eine Umschnürung in der Weise voraus, daß ohne Beschädigung des Umschnürungsmittels von der Ware nichts entfernt werden kann. Die Enden des Umschnürungsmittels werden sodann durch einen durchlöcherten Schieber von weichem Blei, die Plombe, gezogen und diese mit einer Siegelzange zusammengedrückt. Man nennt dann den Gegenstand plombiert. Die Plombierung ist unverletzt zu erhalten, da sie beim Ausgang der Ware aus dem Staate amtlich wieder untersucht und abgenommen wird, vorgekommene Verletzungen aber unter Strafe gestellt sind, auch die Verpflichtung zur Zoll- oder Steuerentrichtung zur Folge haben können.

Plombage (frz., spr. plongbahsch’), soviel wie Plomb.

Plomb du Cantal (spr. plong dü kangtáll), Berg im Depart. Cantal (s. d.).

Plombe, s. Plomb und Plombieren.

Plombieren (frz.), im Zollwesen, s. Plomb. – In der Heilkunde nennt man P. das Ausfüllen eines hohlen Zahns mit einem dünnen Metallplättchen, meist Gold, Zinn, Amalgam, Zahncement, oder einem weichen, bald erhärtenden Kitt, Guttapercha u. dgl., um dadurch den freiliegenden Nerv zu schützen und das Weitergreifen der Zahncaries zu verhüten. (S. Zahnkrankheiten.) Diese Ausfüllungen heißen Plomben.

Plombières (spr. plongbĭähr) les Bains, mittellat. Plumbaria, berühmter Badeort im franz. Depart. Vosges (Lothringen), Arrondissement Remiremont, südlich von Epinal, 430 m hoch, in einer Schlucht der Augrogne und an der Nebenlinie Aillevillers-P. (10 km) der Ostbahn gelegen, hat (1891) 1869 E., eine schöne Kirche (1860), ein von König Stanislaus gegründetes Hospital, und außer den zwei kalten Quellen (die Eisenquelle Bourdeille und die Source savonneuse) 27 aus dem Granitboden hervorsprudelnde, fiskalische Mineralquellen von 20 bis 74° C., die, den Römern schon bekannt, jetzt besonders zu Bädern gegen Verdauungsstörungen, Skrofeln, gichtische und rheumatische Leiden gebraucht werden. Die größte und schönste Badeanlage sind die Nouveaux Thermes (früher Thermes Napoléon), erbaut 1857, mit den Grands Hôtels; in der Rue Stanislas sind die eisenhaltigen Bains des Capucines und Bain Tempéré (früher Neuf oder Republicain), dann das Nationalbad (das besuchteste) mit dem Dampfbad (Étuve) l’Enfer, weiter das Römische Mineralbad und die röm. Dampfbäder. Vor dem Arkadenhaus (aus dem 18. Jahrh.) ist die Crucifixquelle (43,2°) neben der kalten Seifenquelle. Die Kurzeit dauert drei Wochen, die Saison vom 15. Mai bis 15. Okt.; das Klima ist ziemlich rauh. Hinter den Neuen Thermen und längs der Bahn sind schöne Parkanlagen. 15 km westlich liegt der Badeort Bains-en-Vosges (s. Bains 1) und 16 km im Süden Luxeuil (s. d.). – In P. fand die geheime Zusammenkunft zwischen Napoleon Ⅲ. und Cavour im Sommer 1858 statt, wo das Bündnis Piemonts und Frankreichs gegen Österreich verabredet wurde. – Vgl. Liétard, Études cliniques sur les eaux de P. (Paris 1860); ders., Principales applications thérapeutiques des eaux de P. (2. Aufl., ebd. 1888).

Plon (spr. Plong), Philippe Henri, franz. Buchdrucker und Verlagsbuchhändler, geb. Ende März 1806 zu Paris, erwarb daselbst 1832 eine Buchdruckerei, die er bis 1855 mit Associés, darauf allein betrieb, seit 1845 zugleich mit eigenen Verlagsunternehmungen, darunter die Werke Napoleons Ⅲ. («Histoire de Jules César» u. a.). Er starb 25. Nov. 1872. – Sein Sohn Eugène P., geb. 1836, studierte die Rechtswissenschaften und erhielt die Rechte der Advokatur. Er war Präsident des Cercle de la librairie, nahm an den vorbereitenden Arbeiten für die Litterarische Konvention in Bern teil und ist Verfasser mehrerer kunstgeschichtlicher Werke. Das Geschäft übernahm er 1872 nach dem Tode des Vaters gemeinsam mit seinem Schwager Robert Nourrit (geb. 1833, Advokat des Staatsrats und des Kassationshofs, gest. 1894). Weiter traten hinzu: des letztern Schwiegersöhne Pierre Mainguet (1883) und Josèphe Bourdel (1885) sowie 1894 der Sohn Adolphe Nourrit. 1872‒83 hieß die Firma «E. Plon & Cie.», seitdem «E. Plon, Nourrit & Cie.». Der Verlag umfaßt große Publikationen über franz. Geschichte, Memoiren und kunsthistor. Werke; eine «Collection des classiques français», «Bibliothèque des voyages», Romane, illustrierte Werke, Jugendschriften, die «Revue hebdomaire» (1892 fg.) u. s. w. Die Druckerei hat 21 Pressen, Schriftgießerei, Stereotypie, Galvanoplastik, Buchbinderei, 300 beschäftigte Personen, Kranken-, Begräbnis- und Pensionskasse.

Plön. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Schleswig, hat 955,44 qkm und (1890) 59396 (30428 männl., 28968 weibl.) E., 3 Städte, 58 Landgemeinden und 41 Gutsbezirke. Der Kreis umfaßt den schönsten Teil des östl. Holsteins, die sog. Seenplatte. – 2) P., früher Plune, Plone, Kreisstadt im Kreis P., zwischen dem großen und dem kleinen Plöner See (s. d.), an der Linie Kiel-Eutin der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Kiel) und Steueramtes, hat (1890) 3212 E., darunter 71 Katholiken, Post zweiter Klasse, Telegraph, zwei Kirchen, ein Denkmal des hier geborenen Astronomen Bruhns, Gymnasium mit Alumnat, eine Kadettenanstalt im ehemaligen Schloß, eine 1891 gegründete Biologische Station am großen Plöner See, Waisen-, Kranken-, Arbeitshaus, Johanniterhospital, Spar- und Leihkasse, Kreditverein; Tabak-, Soda-, Pantoffel-, Seifenfabrik, Wagenfabrik mit Holzbieganstalt, Fischerei und Dampfschiffahrt auf den Seen, Handel mit Holz, Getreide und Fischen und wird als Sommerfrische besucht. – P. wird bereits 1071 als ein fester Sitz wend. Häuptlinge auf einer Insel im See erwähnt. Bei der Eroberung Wagriens durch die Holsteiner wurde die Burg P. 1139 eingenommen und 1173 auf den steilen Bischofsberg am Ufer des großen Sees verlegt. Unter ihrem Schutz blühte die Stadt P. auf, der 1236 das Lübische Recht bestätigt wurde. P. war zeitweilig Sitz der Plöner Linie des Schauenburger Hauses, welche 1390 ausstarb. (S. Holstein.) Bei der spätern Erbteilung im Oldenburger Hause (s. d.) kam die