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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Plöne; Plöner See; Plongé; Plönnies; Plon-Plon; Plotīn

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Plöne – Plotin

Stadt nebst dem umliegenden Amt P. 1568 an den Stammvater der sonderburgischen Linie, Herzog Johann den Jüngern. Dessen Sohn Joachim Ernst erbaute 1636 das jetzige Schloß und stiftete die Plöner Nebenlinie, die mit Herzog Friedrich Karl 1761 erlosch, worauf Stadt und Amt P. an den König Friedrich Ⅴ. von Dänemark heimfielen. – Vgl. H. Eggers, Schloß und Stadt P. (Kiel 1877); Kinder, Urkundenbuch zur Chronik der Stadt P. (Plön 1890); Führer durch die Stadt P. (ebd. 1893).

Plöne, Fluß in Pommern, entfließt dem See von Berlinchen im Kreis Soldin des Reg.-Bez. Frankfurt, durchfließt den Plönesee und den Madüsee (s. d.), zwischen denen sie kanalisiert ist, und mündet bei Altdamm in den Dammschen See.

Plöner See, großer, der größte Landsee der preuß. Provinz Schleswig-Holstein, 10 km lang und 8 km breit, wird durch die Landzunge, auf der Plön (s. d.) liegt, von dem kleinen P. S. getrennt, der durch die Schwentine in den Kieler Hafen abfließt.

Plongé (frz., spr. plongscheh), Kronenfall, Abdachung der Brustwehrkrone (Oberfläche der Brustwehr) von Befestigungswerken nach außen hin (b c in beistehender Figur), um die Rasante der Brustwehr günstiger zu legen (d. h. den toten Winkel vor der Brustwehr zu verringern). Die Ränder dieser Fläche (b und c) nennt man Brustwehrkreten (Brustwehrkanten, s. Crête); die anstoßenden Flächen a b und c d Böschungen.

Plönnies, Luise von, Dichterin, geb. 7. Nov. 1803 zu Hanau, Tochter des Naturforschers Leisler, heiratete 1824 den Medizinalrat August von P., wurde 1847 Witwe und starb 22. Jan. 1872 in Darmstadt. Für ihre «Reiseerinnerungen aus Belgien, nebst einer Übersicht der vläm. Litteratur» (Berl. 1847) wurde sie zum Mitglied der königl. Akademie zu Brüssel ernannt. Ihre bedeutende lyrische Begabung bewies sie außer durch Übertragungen («Britannia, Auswahl engl. Dichtungen», Frankf. 1843; «Sawitri», aus dem Indischen, Münch. 1862; 3. Ausg. 1866 u. a.) durch die lyrischen Sammlungen «Gedichte» (Darmst. 1844), «Ein Kranz den Kindern» (ebd. 1844), «Neue Gedichte» (ebd. 1851), die Dichtungen «Mariken von Nimwegen» (Berl. 1853), «Die sieben Raben» (Münch. 1862; 3. Ausg. 1866) und die religiösen Poesien «Lilien auf dem Felde» (Stuttg. 1864), «Ruth» (2. Aufl., Gotha 1869), «Joseph und seine Brüder» (Stuttg. 1866), «Maria von Bethanien» (ebd. 1867), «Die heil. Elisabeth» (Frankf. 1870).

Plönnies, Wilh. von, Militärschriftsteller, Sohn der vorigen, geb. 7. Sept. 1828 zu Darmstadt, trat 1847 als Offizier in hess. Militärdienst, machte 1848‒49 den Feldzug in Baden mit und diente dann im schlesw.-holstein. Heere, nach dessen Auflösung er in hess. Dienste zurückkehrte. Er wurde 1856 Abteilungschef bei der Zeughausdirektion und 1857 nach Petersburg zur Teilnahme an den Versuchen mit Handfeuerwaffen aller Art berufen, welche für die Neubewaffnung der russ. Infanterie maßgebend wurden. Wegen körperlicher Leiden mußte er bald darauf aus dem Dienste scheiden und starb 21. Aug. 1871. P. erkannte zuerst die Bedeutung des kleinen Gewehrkalibers. Seine Schriften zeichnen sich durch hohe Zuverlässigkeit im technischen Detail, klare Darstellung und geistvolle Behandlung des Stoffs aus und sind mustergültig. Hervorzuheben sind: «Neue Studien über die gezogene Feuerwaffe der Infanterie» (2 Bde., Darmst. 1861‒64), «Das Zündnadelgewehr» (ebd. 1865), «Neue Hinterladungsgewehre» (ebd. 1867). Auf belletristischem Gebiete erschienen von ihm anonym: «Immortellen des Schlachtfeldes» (Darmst. 1870), «Schwanenlieder» (ebd. 1871), «Nachgelassene Gedichte» (als Manuskript gedruckt, ebd. 1874), und unter dem Pseudonym Dr. Ludwig Siegrist der humoristische Roman «Leben, Wirken und Ende weiland Seiner Excellenz des oberfürstl. Winkelkramischen Generals der Infanterie Freiherrn Leberecht von Knopf» (ebd. 1869; 2. Aufl. 1877).

Plon-Plon (spr. plong plong), Spitzname des Prinzen Napoleon, s. Napoleon, Joseph Charles Paul Bonaparte.

Plotīn (Plotīnos), der bedeutendste unter den Neuplatonikern (s. d.) und eigentliche Begründer dieser Richtung, geb. 204 oder 205 n. Chr. zu Lykopolis in Ägypten, studierte in Alexandria unter Ammonius Sakkas. In seinem 40. Jahre trat er in Rom als Lehrer der Philosophie auf. Er starb 270 n. Chr. in Campanien. Sein Leben beschrieb sein Schüler Porphyrius, der auch seine Schriften in sechs Enneaden ordnete. Sie bestehen aus 54 Abhandlungen, die ursprünglich nicht systematisch geordnet waren. Die von Porphyrius hergestellte Ordnung sucht nach Möglichkeit das Zusammengehörige zu vereinigen und vom Leichtern zum Schwierigern fortzuschreiten. Ausgaben seiner Werke lieferten: Creuzer (3 Bde., Oxf. 1825), Dübner (Par. 1855), Kirchhoff (Lpz. 1856) und mit deutscher Übersetzung H. J. ^[richtig: F(riedrich)] Müller (4 Bde., Berl. 1878‒80). Ähnlich wie bereits Philo von Alexandria, Plutarch und namentlich Numenius Gott selbst von seinen in der Welt wirkenden Kräften unterschieden und ihn dadurch streng von der Welt gesondert hatten, so rückt auch P. das Eine, an sich Gute, das ihm das höchste Wesen bedeutet, über alles Seiende hinaus, es ist auch nicht «das» (an sich) Seiende, sondern ein Überseiendes, ebenso nicht Vernunft, sondern auch über die Vernünftigkeit erhaben; denn die Vernunft ist immer noch unterschieden vom Vernunftobjekt, obwohl sie, je höher sie sich erhebt, desto mehr mit ihrem Objekt Eins wird; diese Zweiheit aber fordert eine letzte Einheit, die also noch über dem Gegensatz der Vernunft und ihres Objekts und die Quelle beider ist; sie verhält sich zur Vernunft wie das Licht zum Auge. Das Eine ist nicht zugleich Alles, sondern vor Allem, wohl aber ist Alles aus ihm; es selbst leidet dadurch keine Veränderung, daß die Vielheit der Dinge aus ihm hervorgeht. Sein unmittelbares Erzeugnis und genauestes Abbild ist die Vernunft, der bereits die Zweiheit des Erkennenden und Erkannten wesentlich ist. Sie faßt die intelligible, wahrhaftige Welt, die Welt der Ideen in sich, die Sinnenwelt ist nur deren trügliches Abbild. Die Vermittelung zwischen den beiden Welten stellt die Seele her. Wie der Punkt sich zur Linie dehnt, so die Vernunft zur Seele. Sie ist kein materielles Wesen; es ist richtiger, zu sagen, der Körper sei in der Seele, als die Seele sei im Körper. Der Körperlichkeit liegt die Materie zu Grunde, die wie bei Plato das Unbestimmte, Nichtseiende, an sich Böse ist; sie ist somit der volle Gegensatz des Einen, überseienden Guten. Die sinnlichen Formen oder gestaltenden Kräfte, die in und mit der Materie zugleich gegeben sind, wirken (als logoi) in vernünftiger Weise, die Welt ist daher in sich vollendet, sich selbst genügend, keines Dinges