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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Poutroie; Pouvoir; Pouyer-Quertier; Pouzin; Povoa do Varzim; Powidel; Powitz; Požega; Pözl; Pozoblanco; Pozsony; Pozūzo

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Poutroie, La - Pozuzo.

Kindermord, in der Galerie zu Florenz; eine heilige Familie und Moses, die Quelle aus dem Felsen hervorrufend, in der Eremitage zu Petersburg. Hervorragende Gemälde religiösen und mythologischen Inhalts und Landschaften von P. besitzen auch die Galerien zu Paris, Wien, München, Dresden und Berlin (römische Landschaft mit Matthäus und dem Engel, Hauptwerk). Nach P. stachen unter andern Château, Poilly, G. Audran, J. ^[Jean] Pesne und Claudine Stella. Vgl. Bouchitté, Le P. (Par. 1858); Poillon, N. P., étude biographique (2. Aufl., Lille 1875).

2) Gaspard, eigentlich Dughet (Doughet), ital. Maler, nach seinem Lehrer und Schwager Nicolas P. genannt, geb. 1613 zu Rom, wandte sich der historischen Richtung der Landschaftsmalerei zu, worin bereits Nicolas Bedeutendes geleistet. Mit derselben edlen und großartigen Auffassung verband Gaspard aber eine tiefere, wärmere Farbe; doch haben seine Gemälde meist durch Nachdunkeln stark gelitten. Bedeutsame Linien in der Landschaft, großartig komponierte Bäume und Verwendung antiker Ruinen u. dgl., verbunden öfters mit Gewitter und Sturmwind, bilden die Eigentümlichkeit seiner Landschaften, welche zahlreiche Künstler zur Nachahmung bewogen. In der Kirche San Martino a' Monti zu Rom hat er Darstellungen aus der Geschichte von Elias und Elisa in Fresko ausgeführt. Größere Landschaftscyklen in Tempera und Öl besitzen von ihm die Paläste Doria, Colonna und Corsini, einzelne Bilder die Accademia di San Luca in Rom, der Palazzo Pitti zu Florenz, das Louvre in Paris, die Eremitage in St. Petersburg, das Museum zu Madrid, die Dresdener Galerie und verschiedene englische Privatsammlungen. Man kennt von ihm auch acht radierte Landschaften. Er starb 25. Mai 1675 in Rom.

Poutroie, La (spr. putrŏa), Flecken, s. Schnierlach.

Pouvoir (franz., spr. puwŏahr), Macht.

Pouyer-Quertier (spr. pujē-kertjeh), Augustin Thomas, franz. Staatsmann, geb. 3. Sept. 1820 zu Etoutteville en Caux (Niederseine), gründete große Baumwollwarenfabriken in Rouen und Umgegend und erlangte durch seine erfolgreiche industrielle Thätigkeit und seinen Reichtum in seinem Departement bedeutenden Einfluß und angesehene Ämter. 1857 als Regierungskandidat in den Gesetzgebenden Körper gewählt, unterstützte er das zweite Kaiserreich in allen Fragen, mit Ausnahme der Handelspolitik, in der er die freihändlerischen Bestrebungen Napoleons III. und die Begünstigung der großen Eisenbahngesellschaften mit Entschiedenheit bekämpfte. Am 8. Febr. 1871 trat er als Abgeordneter seines Departements in die Nationalversammlung, wo er dem rechten Zentrum angehörte, und ward 28. Febr. 1871 von Thiers, der die schutzzöllnerischen Ansichten Pouyer-Quertiers teilte, zur Leitung des Finanzministeriums berufen. Er führte beim Friedensschluß mit Deutschland mit großem Geschick die finanziellen Verhandlungen über die Art der Kriegskostenzahlungen, wie er auch die erste Anleihe von 2½ Milliarden glücklich bewerkstelligte. Da er als Zeuge im Prozeß gegen den bonapartistischen Präfekten Janvier de la Motte dessen Betrügereien in Schutz nahm, mußte er unter dem Eindruck der allgemeinen Mißbilligung 3. März 1872 seine Entlassung als Finanzminister nehmen. Seit 1876 ist er Mitglied des Senats.

Pouzin, Le (spr. pusäng), Stadt im franz. Departement Ardèche, Arrondissement Privas, am Rhône, über welchen eine Hängebrücke führt, und an der Eisenbahn Livron-Privas (Abzweigung nach Alais), hat Seidenbau, Eisenwerke und (1881) 2348 Einw.

Povoa do Varzim (spr. pōwŭa du warsīng), Hafenstadt in der portug. Provinz Minho, Distrikt Porto, durch Eisenbahn mit Porto verbunden, mit Fischerei und (1878) 11,004 Einw.

Powidel, in Österreich s. v. w. Pflaumenmus.

Powitz (Powidz), Stadt im preuß. Regierungsbezirk Bromberg, Kreis Witkowo, hat (1885) 1177 meist polnisch-kath. Einwohner.

Požega (spr. póschega), Komitat in Kroatien-Slawonien, umfaßt seit 1886 das ehemalige slawonische Komitat P. und das ehemalige Gradiscaner Militärgrenzgebiet mit 4942 qkm (89,7 QM.) und (1881) 166,512 Einw., ist gebirgig, jedoch mit fruchtbaren Thälern und nur im W. unfruchtbar. Es produziert insbesondere Mais und Pflaumen und hat eine bedeutende Schweinezucht und Slibowitzfabrikation. Komitatssitz ist die königliche Freistadt P. an der in die Save mündenden Orljava, mit bischöflichem Kapitel, 3 katholischen und einer griechisch-oriental. Kirche, (1881) 3294 Einw., Obst- und Weinbau, Seidenzucht, Tuch- und Kotzenfabrikation, einem Obergymnasium und einem Bezirksgericht. Inmitten der Stadt auf einem Hügel die Trümmer der Bergfeste P.

Pözl, Joseph von, hervorragender bayr. Staatsrechtslehrer und Abgeordneter, geb. 5. Nov. 1814 zu Pechtnersreuth bei Waldsassen, besuchte die Universität zu München, habilitierte sich 1843 als Dozent in Würzburg und wurde daselbst 1845 außerordentlicher Professor. In scharfem Gegensatz zu der von dem Ministerium Abel beliebten Handhabung der Verfassung schrieb P. sein Kompendium des "Bayrischen Staatsverfassungsrechts" (Würzb. 1847). Trotz seiner Opposition ward er 1847 an Moys Stelle als Lehrer des Staatsrechts nach München berufen. 1848 Mitglied des Frankfurter Parlaments, gehörte er seit 1858 der bayrischen Zweiten Kammer an, in der er als Berichterstatter über die kurhessische Verfassungsfrage und die Gewerbeordnung hervortrat und 1863 zum zweiten, 1865 zum ersten Präsidenten gewählt wurde. 1872 trat er in den Reichsrat. Er starb in der Nacht vom 9. zum 10. Jan. 1881 in München. Von seinen Schriften nennen wir noch: "Lehrbuch des bayrischen Verfassungsrechts" (Münch. 1851, 5. Aufl. 1877); "Sammlung der bayrischen Verfassungsgesetze" (das. 1852, 2. Aufl. 1868-69; nebst 2 Supplementen 1872-77); "Lehrbuch des bayrischen Verwaltungsrechts" (das. 1856, 3. Aufl. 1871; Suppl. 1874); "Grundriß zu Vorlesungen über Polizei" (das. 1866); "Die bayrischen Wassergesetze vom 28. Mai 1852 erläutert" (2. Aufl., Erlang. 1880). Mit C. F. Dollmann begründete er 1852 die noch forterscheinende große Kommentariensammlung "Die Gesetzgebung des Königreichs Bayern seit Maximilian II.", worin er selbst verschiedene Gesetze bearbeitete. Auch gab er die "Kritische Überschau der deutschen Gesetzgebung und Rechtswissenschaft" (Münch. 1853-58, 6 Bde., mit Arndts und Bluntschli) und als Fortsetzung dazu die "Kritische Vierteljahrsschrift für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft" (das. 1859 ff.) heraus, welch letztere (gegenwärtig hrsg. von Seydel) als einziges kritisches Spezialorgan für Jurisprudenz besondere Bedeutung hat.

Pozoblanco, Bezirksstadt in der span. Provinz Cordova, in der Sierra Morena, mit Wollzeugweberei und (1878) 10,026 Einw.

Pozsony, ungar. Name von Preßburg (s. d.).

Pozūzo, einer der Quellbäche des Huallaga, im Departement Junin (Peru), östlich von Cerro de Pasco, wo eine 1859 gegründete deutsche Kolonie,