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Poem – Pogge
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Poelenburg'
zu seinen meist kleinen Darstellungen anmutige Fernsichten, mit Gebäuden verziert (aus der Gegend von Rom) und mit mytholog. Figuren, Satyrn, Nymphen u.s.w.
staffiert. Doch malte er auch einige biblische Stücke und ätzte einige gute Blätter, von denen Abdrücke sehr selten sind. Eine Anzahl seiner Gemälde findet sich in
Dresden, München und Cassel, einzelne in Madrid, Petersburg u.s.w.
Poēm (lat. poema), Gedicht.
Poërio, Alessandro, ital. Patriot, geb. 1. Aug. 1802 zu Neapel, wirkte für Italiens Einigung als Dichter und Kämpfer. Schon
bei der Erhebung von 1820 stritt er tapfer mit, beteiligte sich 1831 in Marseille an den Umtrieben des Generals G. Pepe und starb 3. Nov. 1848 in dem belagerten Venedig
an einer bei dem berühmten Ausfall von Mestre (27. Okt.) erhaltenen Verwundung. P. hatte während seiner Verbannung in Göttingen deutsche Litteratur und
Philosophie studiert, in Weimar die Bekanntschaft Goethes gemacht, mit dem er korrespondierte, beschäftigte sich später in Florenz mit dessen Geschichte und hat mit
seinen in den dreißiger Jahren zuerst anonym erschienenen glühenden Vaterlands- und Freiheitsliedern eine tiefe Wirkung ausgeübt und sich eine hohe Stelle als
Dichter gesichert. Seine «Poesie» erschienen in neuer Ausgabe Florenz 1852. Imbriani gab heraus
«A. P. a Venezia, lettere e documenti» (Neap. 1884). – Vgl. Marx, Alessandro P. (Graz 1868).
Poërio, Carlo, Baron, neapolit. Minister und Märtyrer für Italiens Befreiung, Bruder des vorigen, geb. April 1803 zu
Neapel, studierte in Florenz Litteratur und Rechte. In der Folge als Rechtsanwalt nach Neapel zurückgekehrt, wurde er wegen polit. Umtriebe in den J. 1837, 1844 und
1847 verhaftet, ließ sich jedoch, 1848 in Freiheit gesetzt, vom König Ferdinand II. durch dessen liberale Maßregeln täuschen und an die Spitze der Polizei, dann des
Unterrichtsministeriums stellen, trat aber zurück, als er das hinterlistige Spiel erkannte, und bekämpfte nun, bis zuletzt im neapolit. Parlament ausharrend (12. März
1849), die Reaktion. Dafür 19. Juli verhaftet, wurde er mit 40 andern zu 24jähriger Galeerenstrafe verurteilt wegen Teilnahme an der Gesellschaft
«Unitá italiana». Erst 1859 erlangte er seine Freiheit wieder. Das Schiff, welches ihn und seine Mitgefangenen nach Südamerika
bringen sollte, landete sie in Irland; hier und in London wurde er mit Begeisterung empfangen. Nach Piemont geeilt, verhinderte er durch sein Eintreten gemeinsam
mit Mancini den Abschluß eines Bündnisses mit Franz II., das dieser schließlich angeboten hatte. Seit 1860 Mitglied der Kammer, vertrat er Arezzo und später Neapel. Er
starb 28. April 1867 zu Florenz.
Poësie (vom grch. poiēsis, dieses von poiein,
machen, schaffen), zunächst eine Hervorbringung jeder Art, jedoch schon im Altertum vorzugsweise auf das dichterische Schaffen, die
Dichtkunst, angewendet. Während die bildenden Künste, d. h. die Baukunst, die Bildhauerei und die Malerei, nur durch die
Darstellung der räumlichen Gestalt und Farbe wirken und daher auf den Umfang des sinnlich Sichtbaren und physiognomisch Ausdrückbaren beschränkt sind, und
während die Musik wegen der unräumlichen Natur des Tons auf das gestaltlose Gefühlsleben beschränkt ist, vereinigt die P. in gewissem Sinne die Wirkungen der
bildenden Künste und der Musik. Ihr Darstellungsmittel ist die ↔ Sprache. Diese arbeitet ebenso wie der Ton nicht unmittelbar für den äußern Sinn des
Ohres , sondern nur für den innern Sinn, für die Vorstellung; aber sie bleibt nicht, wie der Ton, beim Gefühlsausdruck stehen, sondern erhebt sich zu festen, streng
abgegrenzten Anschauungen und Begriffen. So ist die P. wie die Musik eine Darstellung des innern Gefühlslebens und hat doch zugleich, wenn auch nur für das geistige
Auge, die ganze plastische Gestaltungskraft der bildenden Künste. Die drei Hauptgattungen der P. sind das Epos (s. d.), die Lyrik
(s. d.) und das Drama (s. d.). Die Lehre von der P. ist die Poetik (s. d.).
Poëtáster (neulat.), schlechter Dichter, Reimschmied.
Poētik (vom grch. poiētiké, zu ergänzen téchnē,
Kunst), die Theorie der Poesie (s. d.), also der Teil der Ästhetik (s. d.), der von der Dichtkunst handelt. Die Geschichte der P. geht
daher durchaus mit der Geschichte der wissenschaftlichen Kunstbetrachtung überhaupt Hand in Hand; jedes System der Ästhetik ist zugleich auch ein System der P.
Jedoch hat es viele Ästhetiker gegeben, die sich die P. zu besonderer Behandlung auswählten; an ihrer Spitze steht Aristoteles, dessen «Poetik» die Grundlage und das
Vorbild aller ähnlichen Versuche geworden ist. Ja in Zeitaltern vorwiegender Verstandesbildung haben selbst Dichter nicht selten über die Theorie ihrer Kunst besondere
Lehrgedichte geschrieben. Die «Ars poetica» des Horaz ist das erste Beispiel dieser Art; Vida, Boileau, Pope u.a. sind hierin
nachgefolgt. Grundlegend für die neuere deutsche Dichtung und Metrik wurde M. Opitz (1624) durch sein «Buch von der deutschen Poeterei». Nicht ein geschlossenes
System, aber eine Fundgrube der feinsten Bemerkungen über Theorie der Poesie ist der «Briefwechsel zwischen Goethe und Schiller». Eingeteilt wird die P. in die
Verslehre (Rhythmus, Reim, Versarten) und die Lehre von den Dichtungsarten (Epos, Lyrik, Drama). – Vgl. Gottschall, P. Die Dichtkunst und ihre Technik (Bresl. 1858; 6.
Aufl., 2 Bde., ebd. 1893); Kleinpaul, Poetik (7. Aufl., 2 Bde., Barmen 1873); Wackernagel, P., Rhetorik und Stilistik (Halle 1873; 2. Aufl., hg. von Sieber, 1888); Carriere, Die
Poesie (2. Aufl., Lpz. 1884); Baumgart, Handbuch der P. (Stuttg. 1887); Scherer, Poetik (Berl. 1888).
Pogge, Paul, Afrikareisender, geb. 24. Dez. 1838 zu Ziersdorf in Mecklenburg-Schwerin, studierte in Berlin und Heidelberg, bereiste 1864 Natal,
Mauritius und Bourbon und kehrte nach Europa zurück. 1874 schloß er sich der von Homeyer geführten Expedition nach Kassansche (im Osten von Angola) an, ging den
Quanza stromaufwärts bis Pungo Ndongo, dann mit Lux über Malansche in Angola nach Kimbundu, schließlich nordöstlich durch das Lundareich nach Mussumba, wo er
Dez. 1875 eintraf. Der Muata Jamvo erlaubte P. nicht, seine Reise nach Osten fortzusetzen, weshalb er April 1876 nach Angola zurückkehrte. P. veröffentlichte hierauf
«Im Reiche des Muata Jamvo» (Heft 3 der «Beiträge zur Entdeckungsgeschichte Afrikas», Berl. 1880). Im Herbst 1880 trat P., unterstützt vom Reichskanzleramt und in
Begleitung von Wißmann (s. d.), eine neue Reise in das Innere an und traf 25. Jan. 1881 in Malansche ein; 22. Okt. wurde der
Kassai erreicht. Hier trennte sich P. von Wißmann, be-
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 218.