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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Poelenburg - Polianthes.

len die rücksichtslose Vertreibung aller deutschen Elemente und die völlige Unterdrückung der Ruthenen.

[Litteratur.] Röpell, Geschichte Polens (bis 1300, Hamb. 1840), und im Anschluß daran Caro, Geschichte Polens (1300-1506, Gotha 1863-88, 5 Bde.); Lengnich, Geschichte der preußischen Lande polnischen Anteils (Danz. 1722-55, 9 Bde.); Derselbe, Historia polona a Lecho usque ad Augusti II. mortem (Leipz. 1740); Derselbe, Jus publicum regni poloni (Danz. 1742, 2 Bde.); "Scriptores rerum polonicarum" (Krakau 1872 ff., bis 1888: 12 Bde.); "Monumenta Poloniae historica" (Lemb. 1874 ff., bis 1888: 10 Bde.); Ljubowicz, Geschichte der Reformation in P. (poln., Warschau 1883); Wuttke, Städtebuch des Landes Posen (Leipz. 1864); Zeißberg, Die polnische Geschichtschreibung im Mittelalter (das. 1873); v. d. Brüggen, Polens Auflösung, kulturgeschichtliche Skizzen 1780-93 (das. 1878); Solowjow, Geschichte des Falles von P. (deutsch, Gotha 1865); Ferrand, Les trois démembrements de la Pologne (neue Ausg., Par. 1864, 3 Bde.); Knorr, Die polnischen Aufstände seit 1830 (Berl. 1880); Barzykowski, Geschichte des Novemberaufstandes (poln., Posen 1883-84, Bd. 1-5); Beer, Die erste Teilung Polens (Wien 1873, 3 Bde.); Hüppe, Verfassung der Republik P. (Berl. 1867); endlich von Lelewel (s. d.) mehrere sowohl Einzelfragen als die gesamte Geschichte Polens behandelnde Schriften.

Poelenburg (spr. púhlenbörch), Cornelius van, holländ. Maler, geb. 1586 zu Utrecht, war Schüler A. Bloemaerts, besuchte Italien und hielt sich 1617 in Rom auf, wo er sich unter dem Einfluß Elsheimers weiterbildete, wurde von König Karl I. 1637 nach London berufen, kehrte aber bald in seine Vaterstadt zurück, wo er 12. Aug. 1667 starb. Er malte meist kleinere landschaftliche Darstellungen aus der Gegend von Rom, mit nackten Figuren aus der antiken Mythologie (Satyrn, Nymphen etc.), mit biblischen Szenen und mit Staffage nach italienischen Dichtern. Eine glatte, saubere Behandlung zeichnet seine Werke aus, welche wegen dieses Vorzugs im vorigen Jahrhundert sehr gesucht waren und deshalb in allen Galerien zahlreich vorhanden sind.

Polénta, ital. Nationalgericht, ein dicker Brei aus Maismehl und Salz, welcher nach dem Erkalten in fingerdicke Schnitten zerschnitten und gewöhnlich mit einem Zusatz von Käse gebacken wird. Man ißt die P. allein oder mit gebratener Leber und gedämpftem Fleisch mit Sauce. Man macht P. auch aus Grieß und Kartoffeln. Ein bei Plinius vorkommendes, Alphita genanntes Gericht ist nichts andres als eine Art P. An der untern Donau, in Ungarn, Siebenbürgen etc., heißt dasselbe Gericht Mamaliga.

Polenz, Fluß in der Sächsischen Schweiz, durchfließt ein romantisches vielbesuchtes Thal, vereinigt sich oberhalb Porschdorf (links) mit der Sebnitz und bildet den Lachsbach, der rechts unterhalb Schandau in die Elbe mündet.

Poleographie (griech.), Städtebeschreibung.

Polerio, Giulio Cesare, berühmter Schachmeister aus Lanciano in den Abruzzen, lebte um das Ende des 16. Jahrh. Seine vortrefflich gearbeiteten Manuskripte über die Theorie des Spiels dienten den unmittelbar folgenden Herausgebern von Druckwerken (Salvio, Greco) zur Grundlage.

Polesella, Distriktshauptort in der ital. Provinz Rovigo, am Po, von dem eine Abzweigung zum Canale Bianco führt, und an der Bahnlinie Padua-Bologna, hat eine Kirche mit hohem Turm, einen Hafen, Weinbau, Seilerei, Viehhandel und (1881) 2470 Einw.

Poleshájew, Alexander Iwanowitsch, bemerkenswerter russ. Dichter, geb. 1807 zu Petersburg, studierte in Moskau, ohne jedoch den Universitätskursus zu vollenden, wurde für ein satirisches, die Regierung mit beißendem Spott verhöhnendes Gedicht: "Ssáschka", im Juli 1826 unter die Soldaten gesteckt und drei Jahre später wegen eines Fluchtversuchs nach dem Kaukasus geschickt. 1832 nach Moskau übergeführt, starb er 1838 daselbst. Seine gesammelten Gedichte sind in Moskau 1859 zuletzt erschienen. Ihr Hauptcharakterzug ist ungewöhnliche Gefühlstiefe, virtuose Form, begeisterter Schwung bei gedrängtem, kräftigem Ausdruck.

Polewoi, Nikolai Alexejewitsch, russ. Schriftsteller, geb. 22. Juni (alten Stils) 1796 zu Irkutsk, widmete sich seit 1811 in Moskau wissenschaftlichen Studien, redigierte hier 1825-34 den "Moskauer Telegraph", eins der namhaftesten neuern russischen Journale, dann seit 1838 zu Petersburg die Zeitschrift "Der Sohn des Vaterlandes" und starb hier 22. Febr. (alten Stils) 1846. Polewois Bedeutung liegt in seinem Kampf gegen die Anhänger des französischen und russischen Pseudoklassizismus; er entwickelte dabei eine außerordentliche Vielseitigkeit, denn er war zugleich Kritiker, Novellist, Dramatiker, Historiker und Übersetzer. Von seinen dramatischen Stücken (gesammelt Petersb. 1842-43, 4 Bde.) haben sich einige, wie: "Ugolino", "Parascha", "Großväterchen der russischen Flotte", auf dem Repertoire erhalten. Von seinen historischen Arbeiten ist die unvollendete "Geschichte des russischen Volkes" (Mosk. 1829-33, 6 Bde.), welche er der "Geschichte des russischen Staats" von Karamsin entgegenstellte, hervorzuheben. Auch verfaßte er eine Biographie Suworows (deutsch, Riga 1850) und "Lebensbeschreibungen der russischen Feldherren" (Petersb. 1845) sowie "Umrisse russischer Litteratur" (1839), die für jene Zeit nicht unbedeutend waren. - Sein Sohn Peter P., ebenfalls Schriftsteller, schrieb unter anderm die Biographie Shakespeares für die von Nekrassow und Gerbel besorgte Übersetzung der Werke desselben (Petersb. 1866-67, 4 Bde.) und eine "Geschichte der russischen Litteratur in Umrissen und Biographien" (1872, 3. Aufl. 1877).

Polfaden, Schling- oder Dreherfaden, s. Weberei.

Polflügel, s. Weberei.

Polhöhe eines Ortes, die Höhe des Weltpols über dem Horizont des Ortes, gemessen durch den Meridianbogen zwischen Pol und Horizont. Sie ist gleich der geographischen Breite und ergänzt die Äquatorhöhe zu 90°.

Polianit, Mineral aus der Ordnung der Anhydride, kristallisiert rhombisch, kurz säulenförmig, findet sich auch derb, in körnigen Aggregaten, ist licht stahlgrau, schwach metallglänzend, undurchsichtig, Härte 6,5-7, spez. Gew. 4,826-5,061, besteht aus Mangansuperoxyd MnO2 ^[Mn_O_{2}] und findet sich auf den Pyrolusitlagerstätten zu Platten in Böhmen, bei Schneeberg, Johanngeorgenstadt, in Nassau und Cornwall.

Polianthes L. (Tuberose), Gattung aus der Familie der Liliaceen, Zwiebelgewächse mit linien- bis lanzettförmigen Blättern, langem Blütenschaft und zahlreichen endständigen, trichterförmigen, gekrümmten Blüten. P. tuberosa L. (Nachthyazinthe), in Ostindien, auf Java, Ceylon, mit linienförmigen, spitzen, 5-7 cm langen, glatten, schlaffen Blättern und 1-1,25 m hohem Stengel, welcher in eine lange Ähre von 10-30 und mehr weißen, betäubend wohlriechenden Blumen endigt, sowie P. gracilis Link, in Brasilien, mit dünnerer und längerer Kronröhre und von schlankern Wuchs, werden bei uns als