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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Pontevedra – Pontinische Sümpfe

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Pontefract'

im Westriding, Station der Ostlinie der Lancashire- und Yorkshirebahn, hat (1891) 9702 E., eine Lateinschule, Viehmärkte, Handel mit Korn und Malz, Ziegelei und Steinkohlengruben.

Pontevēdra. 1) Span. Provinz im SW. Des Königreichs Galicien, dessen kleinste, aber dichtbevölkertste sie ist, grenzt im N. an Coruña, im O. an Lugo und Orense, im S. an den Minho (Portugal) und im W. an den Atlantischen Ocean, wo außer der Minhomündung die Rias de Vigo, de P. und de Arosa (Grenze von Coruña) tief ins Land schneiden und die Inseln Arosa, Grove, Ons u.a. vor der Küste liegen. Auf 4391,32 qkm waren (1887) 443385 (187421 männl. und 255964 weibl.) E., darunter 598 Ausländer, 8561 weniger als 1877, also 101 E. auf 1 qkm. Der große Überschuß des weiblichen Geschlechts kommt mit daher, daß 33370 Männer und nur 4027 Frauen als abwesend gezählt wurden, die ausgewandert oder in andern Teilen der Halbinsel beschäftigt waren. P. zerfällt in 11 Bezirke mit 66 Gemeinden, wovon die Bezirksstadt La Estrada im N. mit 24891 E. die größte ist. Der beste Hafen ist der von Vigo. P. hat ein gesundes und mildes Seeklima, ist in den Thälern und Ebenen sehr fruchtbar und wohl angebaut, so daß vor allem Ackerbau, dann Viehzucht, Fischfang und Handel die Hauptnahrungsquellen sind, wogegen Bergbau und Industrie wenig betrieben werden. –

2) P., Hauptstadt der Provinz P. und alte Ciudad an der Westküste, im Hintergrunde der Ria de P., wo der Lerez mündet, an der Bahn P.-Redondela-Tuy (portug. Grenze, 50 km), ist schön gelegen, aus Granit auf Granit erbaut und hat (1887) 19996 E., eine alte röm. Brücke über den Lerez, einen Hafen, 2 Pfarrkirchen, ein Spital; Sardellenfischerei, Gerberei, Scheidewasser-, Hut- und Tuchfabriken und Handel mit Vieh nach Portugal.

Pontiának, Hauptort der niederländ. Residentschaft «Westküste von Borneo» auf der Insel Borneo, an dem linken Ufer des Kapuas unter dem Äquator gelegen, hat (1892) 16241 E., Fort, Hafen und lebhaften Handel. Der Sultan ist tributpflichtig.

Pontieren (frz., spr. pongt-), s. Pointieren.

Pontĭfex, Mehrzahl Pontifĭces, Name der Mitglieder eines nach der Sage von Numa eingesetzten Priesterkollegiums, an dessen Spitze, wenigstens seit dem Sturze des Königtums, ein eigener lebenslänglicher P. Maximus stand, der einen Teil der sakralen Befugnisse (die Aufsicht über die Vestalinnen, bestimmte Opfer) und Obliegenheiten der Könige überkommen hatte, wie er denn auch im alten Königshause, der Regia, neben dem Heiligtum der Vesta wohnte. In der Blütezeit der Republik hatte er außerdem gewisse magistratische Rechte, besonders die Besetzung der wichtigsten Priestertümer. Der Name P., der wahrscheinlich Brückenbauer bedeutet, soll sich daher schreiben, daß die Pontifices die alte Holzbrücke über den Tiber (pons sublicius) gebaut und zu unterhalten hatten, weil sie sowohl auf beiden Ufern des Tiber als über dem Flusse selbst heilige Handlungen verrichteten. Das Kollegium zählte ursprünglich außer dem P. Maximus vier Mitglieder patricischer Abkunft, bis 300 v.Chr. das Ogulnische Gesetz vier andere aus den Plebejern zu wählende hinzufügte; 253 findet sich der erste plebejische P. Maximus. Sulla steigerte die Zahl der Pontifices auf 15, Cäsar fügte ein weiteres Mitglied hinzu, und Vermehrungen nach Willkür fanden unter den Kaisern ↔ statt, die immer selbst die Würde des P. Maximus annahmen und auch in der christl. Zeit noch dessen Titel fortführten, bis Gratianus, der 383 n.Chr. starb, ihn ablegte. Die Pontifices waren nicht mit dem Dienst einzelner Gottheiten beauftragt, sondern hatten verschiedenen Hauptgöttern Opfer von Bedeutung für den Staat darzubringen und bildeten außerdem die oberste geistliche Behörde, der die Aufrechterhaltung und Beaufsichtigung des gesamten Kultus, des geistlichen Rechts (jus pontificium), in dem sie auch eine Art Rechtspflege übten, des Kalenderwesens und der in das röm. Staatsleben vielfach eingreifenden Ceremonien zustand. Die hierauf bezüglichen, dem Ursprunge nach ebenfalls auf Numa zurückgeführten Satzungen waren schriftlich aufgezeichnet in den Libri pontificii; Ergänzungen dazu bildeten die Commentari pontificum. Außerdem besorgte der Oberpontifex nach alter, bis um das J. 120 v.Chr. beibehaltener Sitte die Aufzeichnung der wichtigen Begebenheiten des Jahres, woraus die sog. Annales maximi hervorgingen. Lange Zeit ergänzten sich die Pontifices nur durch Kooptation, bis 103 der Volkstribun Gnäus Domitius Ahenobarbus durch sein Gesetz die Priesterwahlen überhaupt an die Versammlungen des Volks brachte. Das Domitische Gesetz wurde von Sulla abgeschafft, 63 aber durch den Tribun Labienus erneuert. Als der Kaiser Aurelian das Priestertum der Pontifices Solis stiftete, nannte man die alten Pontifices zum Unterschiede Pontifices Vestae oder majores. – P. maximus oder summus ist seit dem 5. Jahrh. auch als offizielle Bezeichnung des Papstes üblich (ital. Sommo Pontifice; frz. Souverain pontife).

Pontificāle Romānum, amtliche, noch in Geltung befindliche Sammlung von Vorschriften und Formularen für die gottesdienstlichen Amtsverrichtungen der röm.-kath. Bischöfe, zuerst 1596 unter Clemens VIII. veröffentlicht, von Urban VIII. 1644 verbessert.

Pontifikalĭen (lat. jura pontificalia oder jura ordinis reservata), in der kath. Kirche Bezeichnung für gewisse, den Bischöfen vorbehaltene priesterliche Handlungen. Einige davon, wie die Ordination (s. d.), die Degradation (s. Deposition) und die Bischofsweihe, dürfen überhaupt nur von solchen Priestern vollzogen werden, die zu Bischöfen geweiht sind; andere, darunter die Firmung, die Salbung von Königen, die Benediktion von Klosterobern, die Konsekration von Kirchen und Geräten, können von dem Bischof auch andern Priestern übertragen werden. Das Wort P. bezeichnet auch die feierliche bischöfl. Amtstracht (in pontificalibus), wozu außer der Tunika (s. d.), der seidenen Dalmatica (s. d.), dem Rochetum (s. d.) sowie besondern Strümpfen, Schuhen und Handschuhen auch die bischöfl. Insignien gehören, nämlich der Bischofsstab (s. d.), der Bischofsring, die Bischofsmütze (s. Inful) und das goldene Brustkreuz (crux pectoralis).

Pontifikālmesse, s. Messe.

Pontifikāt (lat.), das Amt und die Würde eines Oberpriesters (Pontifex, s. d.), insbesondere des Papstes (s. d.); auch die Regierungszeit des Papstes.

Pontīnische Inseln, s. Ponza-Inseln.

Pontīnische Sümpfe (ital. paludi Pontine; lat. Pomptinae paludes), eine durch den Amazeno und viele Sturzbäche häufig unter Wasser gesetzte, versumpfte Ebene von 30 bis 40 km Länge und 8 km Breite, 40 km südöstlich von Rom, am Fuße der Al-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 270.