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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Pothier; Pothos; Pothuau; Poti; Potichomanie; Potidäa; Potio; Potior tempore, potior jure; Potiphar; Potjechin

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Pothier - Potjechin.

AC, bez. BC konstruierten Kreise ist, in denen über diesen Sehnen die Peripheriewinkel a und b stehen, so hat man, wenn A, B, C auf dem Papier angegeben sind, nur diese Kreise zu schlagen, um D zu erhalten. Ohne alle vorbereitende Konstruktion erhält man diese Kreise mittels des Bauernfeindschen Einschneidezirkels. Vgl. Bauernfeind, Ein Apparat zur mechanischen Lösung der nach Pothenot u. a. benannten Aufgabe ("Abhandlungen der bayrischen Akademie der Wissenschaften", 2. Kl., Bd. 11; Grunerts "Archiv", Bd. 54, S. 81). Einfache trigonometrische Lösungen haben Lambert ("Beiträge zum Gebrauch der Mathematik", 1. Tl., § 109) und Kästner ("Geometrische Abhandlungen", Bd. 1, S. 51) gegeben; wie man die Koordinaten von D berechnet, wenn A, B, C durch ihre Koordinaten gegeben sind, hat Bessel gezeigt in "Zachs monatlicher Korrespondent", Bd. 27, S. 222.

Pothier (spr. pottjeh), Robert Joseph, ausgezeichneter franz. Jurist, geb. 9. Jan. 1699 zu Orléans, ward 1720 Rat bei dem Präsidialgericht und 1749 Professor der Rechte an der Universität daselbst; starb hier 2. März 1772. Von seinen Werken sind hervorzuheben: "Pandectae Justinianeae in novum ordinem digestae" (Par. 1748-52, 3 Bde.; neue Aufl., das. 1818-21; franz. mit gegenüberstehendem lateinischen Text von Bréard de Neuville, das. 1806 ff., 18 Bde.); "Traité des obligations" (das. 1761; 1883); "Traité sur différentes matières de droit civil" (das. 1773, 3 Bde.). Gesamtausgabe seiner Werke erschienen Paris 1773-79, 10 Bde.; zuletzt von Bugnet (das. 1861-62, 10 Bde.). Vgl. Frémont, Recherches historiques, etc. (Orléans 1859).

Pothos (griech.), in der griech. Mythologie Personifikation des Liebesverlangens, deren Statue (von Skopas) neben der des Eros und Himeros im Tempel der Aphrodite zu Megara stand.

Pothuau (spr. pottüo), Louis Pierre Alexis, franz. Admiral, geb. 30. Okt. 1815 auf Martinique, trat 1832 in die Marine ein, wurde 1840 Linienschiffsleutnant, war auf zahlreichen Reisen nach allen Meeren, besonders nach Island, auswärts, machte als Fregattenkapitän den Krimkrieg mit und wurde 1864 zum Konteradmiral und 1867 zum Mitglied der Admiralität befördert. Im September 1870 ward er zum Oberbefehlshaber der von Marinetruppen besetzten Südforts von Paris ernannt und übernahm im November das Kommando der 3. Division vom 1. Korps der dritten Pariser Armee. An der Spitze derselben zeichnete er sich bei dem großen Ausfall Ende November und Anfang Dezember aus und ward zum Vizeadmiral befördert. Thiers übertrug 19. Febr. in dem von ihm gebildeten Kabinett P. das Ministerium der Marine und der Kolonien. Der republikanischen Partei angehörig, trat er nach dem Sturz Thiers' 24. Mai 1873 von seinem Posten zurück und ward 10. Dez. 1875 zum Senator auf Lebenszeit erwählt. Erst als Dufaure 13. Dez. 1877 wieder ein streng republikanisches Ministerium bildete, trat P. in dasselbe als Marineminister ein. Nach Dufaures Rücktritt 4. Febr. 1879 ward P. zum Botschafter in London ernannt, nahm aber 1880 seine Entlassung und starb 8. Okt. 1882 in Paris.

Poti (bei den Alten Phasis, bei den Türken Fasch), früher befestigte Hafenstadt im Gouvernement Kutaïs der russ. Statthalterschaft Kaukasien, ungesund gelegen, zwischen dem Meer, der Mündung des Rion (Phasis) und dem See Paleostom, mit (1876) 3026 Einw. Die Russen eroberten diese Festung 1828. Die Häuser sind auf Pfählen erbaut und über ein weites Areal verstreut. Durch umfangreiche und kostspielig Bauten hat man den unsichern Hafen, welchen die Flußmündung bietet, zu verbessern und gegen die gefährlichen Nordostwinde zu sichern gesucht; indes verkehren in demselben nur Schiffe mittlerer Größe, welche Getreide und Rohseide ausführen. Eine Eisenbahn führt von hier nach Tiflis und Baku sowie nach Batum, das den Verkehr zum Schaden Potis mehr und mehr an sich zieht.

Potichomanie (auch Potichinomanie, griech.), eine um die Mitte dieses Jahrhunderts beliebte, jetzt wieder abgekommene Art, Glasgefäße mit Malerei auszuschmücken, welche darin bestand, daß man buntes Papier, Zeichnungen aller Art, Blumen etc. in das Innere von gläsernen oder Kristallgefäßen aufklebte, wodurch dieselben das Ansehen gemalten Porzellans erhielten. Die Reform des Kunstgewerbe hat dies Surrogat verdrängt.

Potidäa, im Altertum Ort auf dem schmalen Isthmus der chalkidischen Halbinsel Pallene, korinthische Kolonie, mußte sich 429 im Peloponnesischen Krieg, welchen sie durch ihren Abfall vom Athenischen Bund mit veranlaßt hatte, an die Athener ergeben, welche die Einwohner zur Auswanderung zwangen und darauf neue Kolonisten aus Athen herbeizogen. 356 ward die Stadt von Philipp von Makedonien erobert, zerstört und ihr Gebiet den Olynthiern geschenkt. Kassandros errichtete auf ihren Trümmern eine neue Stadt, Kassandreia, welche bald der bedeutendste Ort in Makedonien ward. Unter Augustus ward dieselbe römische Kolonie. Von den Hunnen erobert und geplündert, verschwindet sie aus der Geschichte.

Potio (lat.), das Trinken; in der Pharmazie Tränkchen, flüssige Arznei, die löffelweise oder in größerer Menge auf einmal genommen wird. P. Riveri (Riverischer Trank), nach einem französischen Arzte des 16. Jahrh., L. Riverière, benannt, wird erhalten, indem man 4 Teile Zitronensäure in 190 Teilen Wasser löst, 9 Teile kohlensaures Natron hinzufügt und nach erfolgter Lösung die vollkommen gefüllte Flasche sofort schließt. Man gibt die P. Riveri, welche freie Kohlensäure enthalten soll, bei Erbrechen, Kolik etc.

Potior tempore, potior jure, lat. Sprichwort: "Früher in der Zeit, früher im Recht", s. v. w. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.

Potiphar (dem "Ra, d. h. dem Sonnengott, ergeben"), nach der biblischen Erzählung (1. Mos. 39) Pharaos Kämmerer und Hofmeister, dessen Weib den keuschen Joseph zu verführen suchte.

Potjechin, Alexei Antipowitsch, russ. Dichter, geb. 1. Juli (a. St.) 1829 zu Kineschma im Gouvernement Kostroma, wo sein Vater, dem Adelstand angehörig, Beamter war, kam, nachdem er das Gymnasium daselbst durchlaufen hatte, nach Jaroslaw in das Demidowsche Lyceum und ließ sich nach Beendigung seiner Studien in St. Petersburg nieder, wo er auch noch jetzt seinen ständigen Aufenthalt hat. P. hat mehrere gute Romane und Dramen geschrieben, welch letztere ihrer scharfen Kritik der russischen Verhältnisse wegen von der Zensur zur Darstellung auf der Bühne nicht zugelassen wurden. Unter den Romanen sind namentlich zu nennen: "Die armen Edelleute" (1859) und "Junge Triebe" (1879). Die dramatischen Hauptwerke sind: "Volkes Stimme nicht Gottes Stimme" (1853); "Unrecht Gut gedeiht nicht" (1854); "Flittergold" (1858); "Das losgerissene Glied" (1865) und "Ein vorteilhaftes Unternehmen" (1870). In den letzten Jahren hat P. auch