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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Prachtaloe - Pradier.

Prachtaloe, s. v. w. Yucca gloriosa.

Prachtblume, s. Clianthus.

Prachtfinken (Spermestinae), Unterfamilie der Webervögel (Ploceidae), umfaßt Amadinen, Astrilds, Reisvogel.

Prachtkäfer (Richards, spr. rischár, Buprestidae Leach), Käferfamilie aus der Gruppe der Pentameren, durch Glanz und Pracht der Farben und Mannigfaltigkeit der Formen ausgezeichnete Käfer mit meist länglichem, nach hinten zugespitzten, bei der Mehrzahl flach gedrücktem Körper, kleinen, nach unten gerichteten Mundteilen, kurzen, elfgliederigen, gesägten Fühlern, kleinem, bis zu den Augen in den Thorax eingesenktem Kopf, kurzen Beinen, stets fünfgliederigen Tarsen, fünf Hinterleibsringen, von denen die beiden ersten verschmolzen sind, und in einen flachen Fortsatz endigender Vorderbrust. Die etwa 1200 Arten gehören in der Mehrzahl den Tropen an; sie sind von trägem, unbeholfenem Gang, aber ungemein flugfertig und sonnen sich gern an Baumstämmen, auf Blättern und Blüten. Die Larven sind sehr lang gestreckt, cylindrisch oder flach gedrückt, mit auffallend breitem Prothoraxring, weichhäutig, am Kopf und Prothorax mit hornigen Platten, meist fußlos; sie leben im Holz, die größern in abgestorbener die kleinern in jungen Stämmen, und werden dadurch forstschädlich. Chalcophora mariana L. (s. Tafel "Käfer"), 2,6-3 cm lang, braun erzfarben, weiß bestäubt, mit fünf Längsschwielen auf dem Vorderrücken und drei stumpfen Längsrippen auf jeder Flügeldecke, findet sich häufig in Kieferwaldungen der norddeutschen Ebene. Die Larve frißt in Kieferstöcken und abgestorbenen Bäumen. Euchroma gigantea L., 5-6 cm lang, kupferigrot, grün gesäumt, gelb bestäubt, auf dem Thorax mit zwei großen Spiegelflecken und auf den Flügeldecken flach längsrippig, grob runzelig punktiert, bewohnt Brasilien und Kolumbien, wo die metallisch klingenden Flügeldecken von den Eingebornen auf Fäden gezogen und als Halsschmuck getragen werden. Der grüne P. (Agrilus viridis L.), 4,5-7 mm lang, mit breitem, hinten zweimal ausgebuchtetem Halsschild, auf den Schildchen mit einer Querleiste, auf den langen, schmalen Flügeldecken gekörnelt, an der Vorderbrust ausgerandet, grün, auch blau, dunkelbronze- oder kupferfarben, legt seine Eier im Juni oder Juli an Buchen-, Erlen-, Birkenrinde. Die Larve frißt im Bast und Splint gewundene Gänge und wird dadurch besonders an jungen Pflanzen schädlich; sie verpuppt sich am Aufenthaltsort.

Prachtstücke, in der Heraldik die dem Wappen als äußerer Zierat beigegebenen, nicht zum Wesen des Wappens gehörigen Nebenstücke: Schildhalter (s. d.), Wappenzelte, Wappenmäntel (s. d.), Wappensprüche (s. Devisen), Fahnen u. dgl.

Praecinctiones (lat.), s. Diazoma.

Praecipitantia (sc. media, lat.), Fällungsmittel, s. Fällung; in der Medizin niederschlagende, säuretilgende Mittel.

Praecipitatio (lat.), s. Fällung.

Praeco (lat.), im alten Rom öffentlicher Ausrufer oder Herold (s. d.); daher Praeconium, das Amt eines solchen, auch mündliche Bekanntmachung; Lobeserhebung, Ausposaunung.

Praecúrsor (lat.), Vorläufer, auch s. v. w. Spion.

Prädamnation (lat.), Vorherverdammung; vgl. Prädestination.

Prades (spr. prad), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Ostpyrenäen, im schönen Thal des Têt, am Fuß des Canigou und an der Eisenbahn Perpignan-P., hat eine romanische Kirche, ein niederes Seminar, Eisenbergbau, Fabrikation von ordinärem Tuch und Wirkwaren (für die Levante), Weinhandel, Badeanstalt und (1886) 3447 Einw. 3 km von P. liegen die Ruinen der 878 gegründeten Abtei St.-Michel de Cuxa, mit schönem Portal und Kreuzgang.

Prädestinatianer, die Anhänger der Prädestinationslehre, s. Prädestination.

Prädestination (lat.), Vorausbestimmung, besonders im dogmatischen Sinn die Lehre von einem ewigen Ratschluß Gottes, wonach er eine bestimmte Anzahl von Personen aus Gnade zum ewigen Heil bestimmt (Gnadenwahl), die andern der selbstverschuldeten Verdammnis überlassen (Reprobation), nach einer extremen Lehrart sogar zu derselben vorausbestimmt haben soll. Diese P. ward angesichts der thatsächlichen Scheidung der Menschen in Gläubige und Ungläubige von Augustinus als nächste Konsequenz der Lehre von der Erbsünde (s. d.) aufgestellt, in der lateinischen Kirche durch den Semipelagianismus (s. d.) zurückgedrängt, aber von den Reformatoren und ihren Vorgängern wieder hervorgezogen und zuerst durch Calvin im Gehorsam gegen den Schriftbuchstaben von Röm. 9 in der reformierten Kirche zur Gültigkeit erhoben. Doch ist die Lehre nur im Consensus Genevensis und in den französischen und belgischen Konfessionen förmlich vorgetragen. Die Dordrechter Synode brach ihr wenigstens die Spitze ab, indem sie sich auf die Seite der Infralapsarii (s. d.) stellte, anderseits freilich auch die Universalisten, insbesondere die Arminianer (s. d.), verwerfend, welche in Übereinstimmung mit den lutherischen Symbolen eine Gnade annahmen, die allen ohne Ausnahme bestimmt und angeboten sei (gratia absolute universalis). Wiewohl nämlich auch Luther von seinem nominalistischen Gottesbegriff aus in der Schrift "De servo arbitrio", Melanchthon in den ersten Ausgaben der "Loci" die strenge Augustinische Prädestinationslehre verteidigt hatten, so entschied sich, da Luther später wenigstens vor dem Gesichtspunkt gewarnt hatte, aus welchem jene Schrift gegen Erasmus entworfen war, die lutherische Kirche bald gegen die P., und in der Konkordienformel (Art. 11) ward eine logisch haltlose Mittelstellung eingenommen, von welcher die lutherische Kirche seit Ägidius Hunnius dazu fortschritt, die P. zur Seligkeit, d. h. die einzige, die es gibt, einfach von dem seitens Gottes vorausgesehenen Gebrauch der Gnadenmittel abhängig zu machen. Auch in der katholischen Kirche, wiewohl sie im Grund ähnlich denkt, kam es über die Prädestinationslehre zu Streitigkeiten (s. Jansenismus und Molina 1).

Prädeterminieren (lat.), vorher bestimmen.

Prädial (lat.), auf Prädien oder liegende Güter bezüglich, z. B. Prädiallasten, s. v. w. Grundlasten; Prädialservituten, Dienstbarkeiten für Grundstücke an Grundstücken.

Pradier (spr. pradjeh), James, franz. Bildhauer, geb. 23. Mai 1792 zu Genf, bildete sich bei Lemot in Paris, gewann 1813 mit einem Basrelief: Philoktet und Odysseus, den römischen Preis, widmete sich in Rom dem Studium der Antike und schuf nach seiner Rückkehr eine Reihe von Werken, welche durch die Eleganz der Formen- und Stoffbehandlung den großen Beifall der Zeitgenossen fanden, aber der tiefern Charakteristik, des geistigen Inhalts und der Originalität der Erfindung ermangeln. Die hauptsächlichsten sind: ein Kentaur mit einer Bacchantin (1819, Museum zu Rouen), ein Sohn der Niobe, eine Psyche, eine Venus, Sappho und Atalante (sämtlich im Louvre), das Grabmonument des Herzogs von Berri