Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

313

Praktik - Pram.

Veränderungen erfuhr, wodurch die zahlreichen lebenden Sprachen, wie Hindi, Bengali etc., entstanden (s. Indische Sprachen). Die Hauptquelle für die Kenntnis des P. sind die indischen Dramen, in denen die Frauen und Personen niedern Standes sich des P. bedienen, während die Könige, Brahmanen etc. Sanskrit sprechen. Ein großes erzählendes Kunstgedicht, "Ravanavâha" betitelt, wurde herausgegeben von Goldschmidt (Straßb. 1880); weniger bekannt ist bisher das P. der Dschainasekte, dem unter anderm eine von Jacobi ("The Kalpasûtra of Bhadrabâhu", Leipz. 1879) herausgegebene Biographie des Stifters der Dschainalehre angehört. Eine Grammatik des P. lieferte Lassen ("Institutiones linguae prakriticae", Bonn 1837), Beiträge zur Grammatik des Dschainaprâkrit E. Müller (Berl. 1876). Die alte indische Grammatik des P. von Hemacandra gab Pischel in Text und Übersetzung heraus (Halle 1877-80, 2 Bde.). Ein Handbuch des wichtigsten der Prâkritdialekte lieferte Jacobi in "Ausgewählte Erzählungen in Maharashtri" (Leipz. 1886).

Praktik (griech.), die Ausübung von etwas (im Gegensatz zur Theorie); das den alten Kalendern angehängte Prognostikon von der Witterung etc. (daher Bauernpraktik, Witterungslehre nach den Bauernregeln). Welsche P., Inbegriff gewisser Regeln und Kunstgriffe zur Erleichterung des Rechnens. Praktiken, Ränke, unerlaubte Kunstgriffe, Rechtskniffe. P. heißt auch die einem Schiff erteilte Erlaubnis, mit dem Land zu verkehren, wenn entweder die für dasselbe angeordnete Quarantänezeit verflossen, oder durch einen Gesundheitspaß nachgewiesen ist, daß das Schiff keine ansteckenden Krankheiten mitbringen kann.

Praktikabel (franz.), thunlich, ausführbar; zweckdienlich, brauchbar; wegsam, fahrbar.

Praktikant (griech.), einer, der praktiziert; besonders jemand, der bei einer Behörde thätig ist, um den Geschäftsgang kennen zu lernen und sich für die Praxis vorzubereiten, insbesondere von den zur Belehrung oder zur Beihilfe im Vorbereitungsdienst arbeitenden Juristen sowie im Postwesen (wo es die zweite Stufe in der sogen. höhern Postkarriere bezeichnet) gebraucht.

Praktikum (Collegium practicum, lat.), an Universitäten und technischen Hochschulen Kollegium, das sich nicht auf unterrichtete Vorlesungen beschränkt, sondern auch Anleitung zur praktischen Ausübung des Gelernten gibt.

Praktisch (griech.), anwendbar, zweckdienlich; ausübend, sich mit der Praxis (s. d.) beschäftigend (z. B. praktischer Arzt); im Gegensatz zu theoretisch: für das Handeln (die Praxis) brauchbar, erfahren, geübt.

Praktizieren (mittellat.), etwas ausübend betreiben, namentlich von der Kunst des Arztes und des Anwalts; auch schnell und gewandt etwas ins Werk setzen, irgendwohin oder beiseite schaffen etc.

Präkursorisch (lat.), vorläufig, einleitend.

Prälat (lat.), in der kath. Kirche Inhaber höherer Kirchenämter, womit zugleich eine Jurisdiktion verbunden ist; die Prälatur ist die Vorstufe zum Kardinalat. Assistierende Prälaten sind diejenigen Geistlichen, die, ohne Kardinäle zu sein, dem Papst beim Messelesen ministrieren (römische Ehrenprälaten). In der protestantischen Kirche führen den Titel P. geistliche Würdenträger in England, Schweden und Dänemark; in Deutschland jetzt noch in Württemberg und Baden.

Prälat, dem "Bischof" (s. d.) ähnliches Getränk.

Prälegat (lat.), s. Legat.

Präliminar (lat.), vorläufig, vorgängig; daher Präliminarien (franz. Préliminaires), vorläufige Beratschlagungen und Verhandlungen, welche eine spätere Definitivverhandlung einleiten. Präliminationspunkte oder Präliminarartikel sind die einzelnen in diesen Vorverhandlungen namhaft gemachten Gegenstände, die in der Schlußverhandlung entschieden werden sollen; Präliminarverträge, vorläufige vertragsmäßige Abmachungen, insbesondere Friedenspräliminarien, die vorläufigen Hauptpunkte des künftigen Friedensvertrags; nicht zu verwechseln mit dem Präliminarfrieden, einem vorläufigen Frieden, dem noch ein definitiver Friedensschluß folgen muß. Besonders wichtige Friedenspräliminarverträge der Neuzeit sind die Präliminarien von Villafranca vom 11. Juli 1859, die Nikolsburger Friedenspräliminarien vom 26. Juli 1866 und der Präliminarvertrag von Versailles vom 26. Febr. 1871. Präliminarkonvention ist ein vorläufiges Übereinkommen über eine besondere Forderung, von welchem der eine Teil die Friedenspräliminarien abhängig macht.

Pralinés (franz.), eigentlich gebrannte Mandeln; dann eine Art Bonbons, meist aus Schokolade, gefüllt mit Zuckerbrei, Mandelcreme oder Likör. Pralinieren, in Zucker rösten.

Pralltriller (Schneller), musikal. Verzierung, welche aus dem einmaligen schnellen Wechsel der Hauptnote mit der obern Sekunde besteht und durch ^ gefordert wird; z. B.:

^[img]

Soll die Hilfsnote chromatisch verändert werden, so wird das durch ^, ^, ^ etc. über dem Zeichen angedeutet:

^[img]

Früher wendete man auch den doppelten oder längern P. an; sein Zeichen ist ^ und seine Ausführung ein mehrmaliger Wechsel der beiden Töne:

^[img]

Doch löste man bei diesem Zeichen auch wohl den ganzen Wert auf, d. h. schlug einen Triller (s. d.). Der P. mit der untern Sekunde heißt Mordent (s. d.).

Praeloquium (lat.), Vorrede, Einleitung.

Praeludium (lat.), Vorspiel, Einleitung, besonders Choralvorspiel; sodann in übertragener Bedeutung (weil die Organisten vielfach frei über ein Choralmotiv od. dgl. phantasierten) s. v. w. freie Phantasie; daher präludieren, s. v. w. phantasieren, sich aus dem Stegreif über ein Thema musikalisch ergehen.

Pram, Christen Henrichsen, dän. Dichter und Schriftsteller, geb. 1756 zu Gudbrandsdalen in Norwegen, studierte zu Kopenhagen neuere Sprachen, Kameralwissenschaften und wurde 1781 im Ökonomie- und Kommerzkollegium als Sekretär angestellt. 1816 entlassen, nahm er 1820 das Amt eines Zollverwalters auf der westindischen Insel St. Thomas an, starb daselbst aber schon 25. Nov. 1821. Seine eigentliche Bedeutung hatte P. als Schriftsteller zur Beförderung der Volksaufklärung, so namentlich in der Zeitschrift "Minerva", die er seit 1785 mit Rahbek herausgab. Unter seinen poetischen Arbeiten (hrsg. von Rahbek 1824-29, 6 Bde.) gilt "Stärkodder" (1785), eine Nachahmung von Wielands "Oberon", welche das altnordische Leben vorführt, für die beste.