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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Prolongement; Prölß; Prolusion; Promachos; Prome; Pro memoria; Promenade; Promesse; Promessengeschäft; Prometheus

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Prolongement - Prometheus.

"prolongiert", verliert den Regreß an seine Vormänner, da letzterer von rechtzeitiger Protesterhebung abhängt; um diese Folge zu vermeiden, wird zuweilen, falls zur P. die Zustimmung der Vormänner vorhanden ist, der neue Wechsel mit allen Indossamenten des alten versehen. Eine P., welche auf dem Wechsel beurkundet ist, hat nur für den Prolongierenden, nicht aber für Dritte, an welche der Wechsel weiter begeben wird, rechtsverbindliche Wirkung. Prolongationsgeschäft, s. Börse, S. 238. In P. nehmen oder geben, die Fortsetzung eines Differenzgeschäfts über den Fälligkeitstag hinaus beantragen oder bewilligen.

Prolongement (franz., spr. -longsch'mãng, "Verlängerung"), eine von F. Ehrbar in Wien 1875 erfundene Einrichtung im Klaviermechanismus, welche dem Spieler ermöglichen soll, einen Ton allein oder einen Akkord nachklingen zu lassen, während alle übrigen Töne der Dämpfung unterworfen bleiben, d. h. verstummen. Vgl. Klavier, S. 815.

Prölß, Robert, dramat. Dichter und dramaturg. Schriftsteller, geb. 18. Jan. 1821 zu Dresden, widmete sich zuerst dem Kaufmannsstand, wandte sich aber bald ausschließlich wissenschaftlichen Studien zu und trat, nach größern Bildungsreisen und einem längern Aufenthalt in Italien, zuerst mit dem Lustspiel "Das Recht der Liebe" (Dresd. 1847; 2. Aufl., Erlang. 1851) hervor. Es folgten dann Tragödien: "Sophonisbe" (Dresd. 1862; 2. Aufl., Leipz. 1872), "Michael Kohlhaas" (Dresd. 1863), "Katharina Howard" (das. 1865; 2. Aufl., Leipz. 1872), denen sich die Lustspiele: "Eine edle That", "Die verdächtige Wahrheit" (n. d. Span. des Alarcon) u. a. anschlossen. Auch als Theaterkritiker und Dramaturg trat er mit einer Reihe von Schriften hervor, von denen wir nennen: "Anti-Hartmann" (Dresd. 1874); "Erläuterungen zu Shakespeares Dramen" (Leipz. 1874-1877, 8 Bdchn.); "Das Meiningische Hoftheater und die Bühnenreform" (2. Aufl., Erfurt 1882); "Katechismus der Dramaturgie" (Leipz. 1877); "Geschichte des Hoftheaters zu Dresden" (Dresd. 1877), nebst den ergänzenden "Beiträgen zur Geschichte des Hoftheaters zu Dresden" (Erfurt 1879). Ferner erschienen: "Katechismus der Ästhetik" (Leipz. 1878); die psychologische Untersuchung "Vom Ursprung der menschlichen Erkenntnis" (das. 1879); "Geschichte des neuern Dramas" (das. 1880-83, 3 Bde.); "Altenglisches Theater" (Übertragungen von Werken Marlowes, Websters, Foods und Massingers; das. 1880, 2 Bde.); "Heinrich Heine. Sein Lebensgang und seine Schriften" (Stuttg. 1886).

Prolusion (lat.), Vorübung, Vorspiel.

Promachos (griech.), Vorkämpfer, Vorfechter.

Prome, Distriktshauptstadt im Regierungsbezirk Pegu der britisch-ind. Provinz Britisch-Birma, am linken Ufer des Irawadi und durch Eisenbahn mit Rangun verbunden, mit Hospital, Telegraphenstation und (1881) 28,813 meist buddhist. Einwohnern. Der Ort wurde 1852 von den Briten eingenommen und dem britisch-indischen Reich einverleibt.

Pro memoria (lat., "zur Erinnerung"), gewöhnliche Überschrift eines ohne besondere Kurialien gemachten schriftlichen Anbringens; auch s. v. w. Memorial (s. d.).

Promenade (franz.), das Spazierengehen oder -Fahren und der dazu angelegte Weg; Tour in einem Tanz, wo die Musik in einen marschähnlichen Rhythmus übergeht und die Tänzer in gewöhnlichem Schritt durch den Saal gehen; promenieren, spazieren gehen.

Promesse (franz., "Verbrechen"), s. Aktie, S. 263.

Promessengeschäft, s. Heuer.

Prometheus, im griech. Mythus Sohn des Titanen Iapetos und der Klymene (oder der Themis) oder des Eurymedon und der Hera, entwandte das von Zeus den Menschen vorenthaltene Feuer in einem hohlen Stab und brachte es auf die Erde. Um die Menschen zu strafen, schickte ihnen Zeus die Pandora (s. d.); den P. aber fesselte er an einen Felsen und sandte einen Adler, der ihm täglich die Leber (als Sitz der bösen Begierden) zerfleischte, welche nachts immer wieder nachwuchs. Herakles erlegte endlich den Adler mit Bewilligung des Zeus und befreite P. An diese Traditionen anknüpfend, dichtete Äschylos seine großartige Trilogie, welche das Schicksal des P. behandelt, und worin die Sage zum tiefsinnigsten aller theogonischen Mythen ausgebildet ist. Hier erscheint P. als unsterblicher Gott und als der sich aufopfernde Freund des Menschengeschlechts. Obwohl selbst ein Sprößling des Titanengeschlechts, steht er doch dem Zeus mit seinem Rat gegen die Titanen bei. Als aber Zeus, zur Herrschaft gelangt, das Menschengeschlecht vertilgen will, um ein neues zu schaffen, entreißt P. die Menschen dem Verderben, verleiht ihnen die Hoffnung und schenkt ihnen auch das Feuer. Er ist der Erfinder aller Künste, die das eben der Menschen verschönern; aber für alle Wohlthaten, die er dem Menschengeschlecht erzeigt, wird er auf Befehl des Zeus durch Hephästos in Skythien an einen Felsen gefesselt. Hier erscheint Hermes bei ihm und verlangt, daß er eine dem Zeus wichtige Weissagung bekannt machen solle. Auf seine Weigerung wird er durch einen Blitzstrahl des Zeus samt dem Felsen in den Tartaros gestürzt und kommt erst nach Jahrtausenden auf die Oberwelt zu neuer Qual zurück; denn an den Kaukasus festgeschmiedet, wird er von dem Adler gepeinigt, und diese Qual soll nicht eher aufhören, als bis ein andrer Gott freiwillig für ihn in den Hades geht. Ein solcher findet sich endlich in dem Kentaur Chiron, welcher, durch Herakles unheilbar verwundet, zu sterben wünscht, und dessen Stellvertretung Zeus annimmt. Endlich erscheint P. auch als Künstler, der Menschen und Tiere aus Thon bildet und sie entweder selbst mit dem himmlischen Feuer beseelt, oder durch Zeus oder Athene ihnen Atem einhauchen läßt. Nach seiner Erlösung kehrt P. auf den Olymp zurück, um wieder, was er früher war, der Berater und Prophet der Götter zu werden. Man hat geglaubt, den Grundstock der Prometheussage (allerdings in sehr veränderter und primitiver Gestalt) als arisches Erbgut bei den Hindu wieder aufgefunden zu haben. Von neuern Bearbeitungen des Mythus erwähnen wir die Fragmente einer Tragödie von Goethe, die Szenen: "Der entfesselte P." von Herder und "P. unbound" von Shelley. Plastisch wurde die Sage in den letzten Jahrhunderten der antiken Kunst besonders zu allegorischen Darstellungen des Menschenlebens an Sarkophagen verwendet und zwar häufig in Verbindung mit dem Mythus von Eros und Psyche, der Moiren etc. Ein schönes Relief, P. den Menschen bildend, den Athene durch den Schmetterling beseelt, findet sich im Louvre; besonders interessant aber ist ein spätrömischer, in seinem Ideenkreis dem Neuplatonismus angehörender Sarkophag im Museum des Kapitols zu Rom mit der Darstellung der Menschenbildung durch P. und der Schicksale der Menschenseele. Von neuern Kunstwerken ist die Gruppe des P. und der ihm gegen den Adler zu Hilfe kommenden Okeaniden von Ed. Müller in der Berliner Nationalgalerie zu erwähnen. Vgl. Weiske, P. und sein Mythenkreis