Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Prozymīten; pr. pa.; Pr. pr.; Prschewalskij; Prsh.; Prüde; Prudentĭus; Prud’homme; Prud’hon; Prüfung

487

Prozymiten - Prüfung

Prozymīten, s. Azymiten.

pr. pa. oder pr. pr., Abkürzung für per procura.

Pr. pr., Abkürzung für Praeter propter.

Prschewalskij, auch Pržewalskij oder Przewalski (spr. psche-), Nikolaj Michajlowitsch, russ. Generalmajor und Reisender, geb. 12. April (31. März) 1839 im Gouvernement Smolensk, besuchte das Gymnasium in Smolensk und später die Militärakademie in Petersburg. Er wurde dann Lehrer der Geographie und Geschichte an der Junkerschule in Warschau. 1866 wurde er dem Generalstab zugeteilt und erhielt ein Kommando nach Ostasien, wobei er das Ussuriland erforschte. Es folgten nun seine berühmten vier Reisen nach Centralasien: 1870‒73 von Kiachta nach Peking, zum obern Jang-tse-kiang, durch die Wüste Gobi, nach Irkutsk; 1876‒77 von Kuldscha zum Lob-nor, Altyn-tag und wieder zurück nach Kuldscha; 1879‒80 vom Saisansee nach Chami, über das Nan-schangebirge nach Tibet (bis 260 km vor Lhassa), dann zurück nach Si-ning, zum Quellengebiet des Hoang-ho, über Urga, Kiachta nach Orenburg; 1883‒85 von Kiachta durch Gobi nach Ala-schan und dem östl. Zajdam, zum Jang-tse-kiang, zurück an den Lob-nor, nach Khotan, Aksu, zum Issyk-kul. (S. Karte: Innerasien, Bd. 1, S. 983.) Die Ergebnisse dieser Reisen eröffneten eine neue Ära für die Geographie, Fauna und Flora dieses bis dahin fast unbekannten Teils der Erde. Am 30. (18.) Aug. 1888 begab sich P. auf seine fünfte Reise nach Tibet, erkrankte am Flusse Tschu und starb 1. Nov. (20. Okt.) 1888 in Karakol (s. d.), das ihm zu Ehren 1889 in Prschewalsk umbenannt wurde. Seinen Namen trägt auch das Prschewalskijgebirge im nördl. Tibet zwischen dem 36. und 37.° nördl. Br. und 86. und 91.° östl. L. von Greenwich. P.s Reiseberichte erschienen meist in den Publikationen der Russischen Geographischen Gesellschaft in Petersburg. Außerdem veröffentlichte er: «Reise ins Ussuriland 1867 und 1869» (russisch, Petersb. 1870), «Reisen in der Mongolei, im Gebiet der Tanguten und in den Wüsten Nordtibets 1870‒73» (russisch, 2 Bde., ebd. 1875‒76; deutsch von Kohn, Jena 1877) und «Reisen in Tibet und am obern Lauf des Gelben Flusses in den J. 1879‒80» (russisch, Petersb. 1883; deutsch von Stein-Nordheim, Jena 1884). – Vgl. Dubrowin, Nikolaj Michajlowitsch P. (russisch, Petersb. 1890).

Prsh. oder Pursh, hinter lat. Pflanzennamen Bezeichnung für Friedrich Traugott Pursh, geb. 4. Febr. 1794 zu Großenhain in Sachsen, gest. 11. Juli 1820 zu Montreal; er verfaßte eine Flora von Nordamerika.

Prüde (frz.), zimperlich, geziert, spröde; Prüdĕrie, zimperliches Wesen, Sprödethun.

Prudentĭus, Aurelius Clemens, der bedeutendste ältere christl. Dichter, geb. um 348 zu Calagurris in Spanien, lebte noch zu Anfang des 5. Jahrh. Er war anfangs Sachwalter und stieg bis zur Würde eines Statthalters, widmete sich später religiösen Betrachtungen und verfaßte eine Anzahl Gesänge teils für die häusliche Erbauung («liber cathemerinon»), teils zum Lobe der Märtyrer («liber peristephanon») und über ähnliche religiöse Stoffe. Diese Gedichte wurden von Arevalo (2 Bde., Rom 1788), Obbarius (Tüb. 1845) und am besten von Dressel (Lpz. 1860) herausgegeben. – Vgl. Clem. Brockhaus, Aurelius P. Clemens (Lpz. 1872); Rösler, Der kath. Dichter Aurelius P. Clemens (Freib. i. Br. 1886); Puech, Prudence; étude sur la poésie latine chrétienne au 4<sup>e</sup> siècle (Par. 1888).

Prud’homme (frz., spr. prüdómm), Biedermann; Sachverständiger; Conseil de prud’hommes, s. Gewerbegerichte. P. ist auch soviel wie Spießbürger, Philister.

Prud’hon (spr. prüdóng), Pierre, franz. Maler, geb. 4. April 1758 zu Cluny, erlernte die Zeichenkunst bei Desvoges in Dijon und kam 1780 nach Paris. 1782‒88 weilte er in Italien, wo er sich besonders nach Raffael und Correggio vervollkommnete. Nach Frankreich zurückgekehrt, konnte er als Maler zierlicher und eleganter Kompositionen bei der damals aufkommenden klassicistischen Kunstrichtung Davids vorerst mit seinem Talent nicht durchdringen, bis Napoleon auf ihn aufmerksam wurde. So erhielt er 1803 den Auftrag, als Deckengemälde für einen Saal im Louvre die Komposition: Diana bittet Jupiter um Erlassung des Ehestandes, anzufertigen und dann Die Unterredung zwischen Napoleon und Kaiser Franz nach der Schlacht bei Austerlitz (im Louvre) zu malen. Seine künstlerische Eigenart verrät das Gemälde: Entführung der Psyche durch Zephyr (1808); als sein Hauptwerk gilt die für den Pariser Justizpalast bestimmte, jetzt im Louvre befindliche Komposition aus demselben Jahre: Gerechtigkeit und Rache verfolgen das Verbrechen. Dann malte er den an den Ästen zweier Bäume sich schaukelnden Zephyr und die ursprünglich (1816) für die königl. Kapelle in den Tuilerien bestimmte Himmelfahrt Mariä (jetzt im Louvre). Durch ergreifende Wahrheit wirkte das 1822 ausgestellte Bild: Der in Gegenwart der Seinen sterbende Arbeiter; unvollendet blieb das Werk: Christus am Kreuz (im Louvre). Er starb 16. Febr. 1823. – Vgl. die Biographien von Clément (3. Aufl., Par. 1880) und Gauthiez (ebd. 1886).

In einem vertrauten Verhältnis zu ihm stand die Malerin Constance Mayer, geb. 1778, die P.s Malweise sich aneignete und in seinem Geiste das Glück der Liebe, Mutterfreuden und Mutterschmerzen schildernd eine Reihe Bilder schuf, von denen sich zwei im Louvre befinden. Sie endete durch Selbstmord 26. Mai 1821.

Prüfung, der Akt, durch welchen die Beschaffenheit eines Gegenstandes oder das Maß der Kenntnisse und Fertigkeiten einer Person erforscht wird. In letzterm Falle bezeichnet man sie gewöhnlich mit dem lat. Worte Examen. Besondere Bedeutung haben die P. im praktischen Berufsleben gewonnen dadurch, daß nicht nur der Eintritt in den Staatsdienst, sondern auch die Ausübung bürgerlicher Berufe von dem Nachweis der erforderlichen Befähigung abhängig gemacht ist. Die früher, besonders zur Zeit der Zünfte (s. d.), bestehenden obligatorischen gewerblichen P. sind jedoch durch die Einführung der Gewerbefreiheit mit wenigen Ausnahmen abgeschafft worden. Unmittelbar vorgeschrieben sind in der Gewerbeordnung P. für die Seeschiffer, Seedampfermaschinisten, Lotsen, Hebammen, Apotheker, sowie für Ärzte, Tierärzte und Zahnärzte, sofern sie eine Approbation und das Recht, sich Ärzte u. s. w. zu nennen, erhalten wollen; landesgesetzlich können auch P. für Hufschmiede und Markscheider angeordnet werden. Zur Abhaltung der P. sind besondere, für jedes Fach geeignete Behörden eingesetzt, welche die Prüfungskommission bilden. (S. Befähigungsnachweis, Lehrlingsprüfung und Meisterprüfung.)