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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Pud; Puddeln; Pudding; Puddingstein; Pudel; Pudenda; Puder; Pudewitz; Pudicitia; Pudlein; Pudukota; Puébla

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Pud - Puebla.

Anlagen hineinzuziehen. Nach dem Verkauf von Muskau begann er gleich geniale Schöpfungen in Branitz und wußte in der ödesten Gegend ein unerreichtes Muster des freien und unabhängigen Gartenstils hinzustellen. Auch auf die Gestaltung der Parke in Babelsberg, Ettersburg bei Weimar, Wilhelmsthal bei Eisenach, Altenstein bei Liebenstein etc. hatte der Fürst Einfluß. Durch seine "Andeutungen über Landschaftsgärtnerei", eine Beschreibung seiner Parkanlagen in Muskau (Stuttg. 1834, mit 48 landschaftlichen Darstellungen von Schirmer), gelangte diese Richtung zu allgemeiner Geltung in Deutschland. Als Schriftsteller erregte Fürst P. zuerst Aufsehen durch die anonymen "Briefe eines Verstorbenen" (Stuttg. 1830-31 u. öfter, 4 Bde.). Später folgten: "Tutti Frutti, aus den Papieren des Verstorbenen" (Stuttg. 1834, 5 Bde.); "Jugendwanderungen" (das. 1835); "Semilassos vorletzter Weltgang" (das. 1835, 3 Bde.); "Semilasso in Afrika" (das. 1836, 5 Bde.); "Der Vorläufer" (das. 1838); "Südöstlicher Bildersaal" (das. 1840, 3 Bde.); "Aus Mehemed Alis Reich" (das. 1844, 3 Bde.); "Die Rückkehr" (Berl. 1846-48, 3 Bde.). Pücklers Reisewerke galten der jungdeutschen Litteraturrichtung, die den Schein über das Wesen, den Esprit über die Wahrheit, den glänzenden Stil über das Verständnis der Dinge setzte, für Meisterleistungen. Nicht ohne die Gabe ansprechender Schilderung und scharfer Beobachtung, vereinte der Fürst die anmutige und doch hochmütige Leichtfertigkeit eines Aristokraten des 18. Jahrh. mit dem absprechenden Ton eines modernen Litteraten und stellte mit seinem glänzenden Stil die Oberflächlichkeit seiner Natur mehr ins Licht, als daß er sie verhüllte. Aus seinem Nachlaß veröffentlichte Ludmilla Assing eine große Anzahl zum Teil wertvoller Briefe ("Briefwechsel u. Tagebücher", Berl. 1873-76, 9 Bde.). Vgl. Ludmilla Assing, Fürst H. von P. (Hamb. 1873); Petzold, Fürst P. in seiner Bedeutung für die Gartenkunst (Leipz. 1874).

Pud, Handelsgewicht in Rußland, = 40 russ. Pfd.; 10 P. = 1 Berkowitz; 1 P. = 16,381 kg.

Puddeln, s. Eisen, S. 416 f.

Pudding (engl.), Mehlspeise aus Mehl, Eiern und Butter. Die englischen Puddinge enthalten in der Regel viel fein gehacktes Rindsfett, werden in einem mit Butter bestrichenen leinenen Tuch in Salzwasser gar gekocht und mit Wein- oder Brandysaucen gegessen. Zu Dunstpuddingen lockert man den Teig durch Eiweißschnee und kocht ihn im Wasserbad in mit Semmel ausgesiebten Formen. Man hat süße Puddinge und solche mit Fleisch, Leber, Fisch, Krebsen, Austern und Gemüse. Genossen werden die Puddinge teils warm, teils kalt, sogar gefroren (Cremepuddinge). Plumpudding ist Rosinenpudding und wird in der Regel mit Rum übergossen, den man beim Servieren entzündet.

Puddingstein (Flintkonglomerat), Gestein aus dem eocänen Tertiär Englands, aus abgerundeten Feuersteinfragmenten, durch ein kieseliges Bindemittel verkittet, bestehend; s. Tafel "Mineralien", Fig. 21.

Pudel, s. Hund, S. 800.

Pudenda (lat.), die Schamteile; Blöße.

Puder (Haarpuder), feiner weißer Mehlstaub, womit man sonst die Haare und Perücken bestreute, kam nachweislich im 15. Jahrh. in Italien, vielleicht schon früher in Aufnahme. Gegen das Ende des 16. Jahrh. führte man ihn am französischen Hof ein, um das Ergrauen der Haare Heinrichs IV. zu verdecken. Nach dessen Tod verschwand er, kam aber gegen Ende des 17. Jahrh. wieder zur Anwendung, wurde jedoch erst im 18. Jahrh., nach dem Ableben Ludwigs XIV., allgemein. Der P. kam zuerst als Poudre de Cypre in den Handel. Gegen das Ende des 18. Jahrh. wurde er allmählich aufgegeben und verschwand als Haarfärbemittel im 19. Jahrh. völlig. Gegenwärtig versteht man unter P. nur das Reismehl (Poudre de riz), welches bei der Toilette der Damen und von Barbieren beim Rasieren gebraucht wird.

Pudewitz, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Posen, Kreis Schroda, an der Linie Posen-Thorn der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine kath. Pfarrkirche, ein Amtsgericht und (1885) 2395 meist kath. Einwohner.

Pudicitia (lat.), Schamhaftigkeit; als Personifikation dargestellt auf römischen Münzen als eine sittig in ihr Gewand gehüllte Matrone oder als Frau, die sich zu verschleiern im Begriff ist. In Rom gab es eine Kapelle der P. patricia und eine andre der P. plebeja, doch geriet der Dienst beider mit dem Hereinbrechen der Sittenverderbnis in Vergessenheit.

Pudlein (ungar. Podolin), Stadt im ung. Komitat Zips, am Poprád, mit Schloß, Piaristenkloster, Gymnasium und (1881) 1535 deutschen und slaw. Einwohnern. Nahe bei Bad Rauschenbach (s. d.).

Pudukota, Vasallenstaat in der britisch-ind. Präsidentschaft Madras, umschlossen von den Distrikten Tandschor, Tritschinapalli und Madura, umfaßt 2851 qkm (52 QM.) mit (1881) 302,127 Einw., meist Hindu. Die Radschas von P. standen stets auf seiten der Engländer, P. zahlt daher keinen Tribut; die Staatseinkünfte betragen 60,000 Pfd. Sterl. Die gleichnamige Hauptstadt ist ungewöhnlich gut gebaut und zählt 15,384 Einw.

Puébla, [Puebla] einer der Zentralstaaten der Republik Mexiko, liegt zwischen Veracruz und Mexiko und ist 33,000 qkm (599 QM.) groß. Das Land liegt zum großen Teil auf dem Hochplateau des Anahuac, umfaßt aber noch einen Teil der östlichen und südwestlichen Abdachung desselben. An seinen Grenzen erheben sich die höchsten Spitzen Mexikos, der Popocatepetl (5420 m) und der Pico de Orizaba (5450 m). Unter den zahlreichen Flüssen ist der einzige bedeutendere der Rio de la Tlaxcala oder Papagallo (bisweilen für kleine Fahrzeuge schiffbar). Der Staat ist reich bewaldet, die Thäler sind höchst fruchtbar und gut angebaut; das Klima ist ziemlich gesund. Die Bevölkerung beträgt (1882) 784,466 Seelen. Angebaut wird neben Mais und Weizen auch Zuckerrohr. Der Bergbau beschränkt sich auf die Gewinnung von Steinkohlen. Die Industrie ist ziemlich entwickelt und hat ihren Mittelpunkt in der Hauptstadt. Diese, La P. de los Angelos (in neuerer Zeit P. de la Zaragoza genannt), liegt in der fruchtbaren Ebene von Acajete, 2170 m ü. M., und ist eine der schönsten Städte Mexikos, mit geraden, breiten und reinlichen Straßen, drei Stockwerke hohen, farbig angestrichenen oder mit glasierten Ziegeln bekleideten Häusern und 43 großen Kirchen. An der Plaza mayor erhebt sich die im einfachen dorischen Stil erbaute Kathedrale, mit zwei Türmen, deren prachtvoll verziertes Innere ein kostbarer Altar und wertvolle Gemälde (mehrere Murillos) zieren. An demselben Platz liegt der Regierungspalast. Andre öffentliche Gebäude oder Anstalten sind: das Rathaus, ein Priester- und ein Lehrerseminar, eine medizinische Schule, eine Kunstschule, ein 1728 gegründetes Museum mit Altertümern und großer Bibliothek, eine zweite Bibliothek im bischöflichen Palast, 4 Hospitäler, eine Irrenanstalt, ein Waisenhaus, ein Armenhaus, ein Zuchthaus und ein Theater. Die Einwohner (1880: