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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Pulsader - Pulsometer.

Arterien. In geringem Grad zweischlägig ist der normale P. Ein stärker dikrotischer und polykrotischer P. stellt sich ein bei großer elastischer Nachgiebigkeit der Arterienwand, häufig bei schweren fieberhaften Krankheiten, Typhus u. dgl. Einschlägig wird der P., wenn die Arterienwände eine starre Beschaffenheit annehmen, daher normal im höhern Alter und bei starker Zusammenziehung der Gefäßmuskeln. Bei gewissen Krankheiten des Herzens wird der P. springend, hüpfend oder schwirrend. -

Beim Glockenläuten die Schläge der Glocken bis zur Pause.

Pulsader, s. Arterien.

Pulsadergeschwulst, s. Aneurysma.

Pulsánten (lat.), Klopfende, Anklopfende; Glockenläuter; bei den Katholiken die Aspiranten zu einer Pfarrei, besonders aber die Novizen in einem Kloster, weil sie feierlich an die Thüre klopfen mußten; ihre Wohnung hieß Pulsatorium.

Pulsatilla Mill. (Küchenschelle), Gattung aus der Familie der Ranunkulaceen, oft mit der Gattung Anemone vereinigt, ausdauernde, zottig behaarte Kräuter mit doppelt fiederschnittigen oder doppelt dreischnittigen Blättern, einfachem, einblütigem, oberhalb der Mitte von einer Blätterhülle umgebenem Schaft, hüllenlosem, blumenartigem, abfallendem Perigon u. durch den bleibenden, sehr langen, zottigen Griffel geschwänzten Karpellen. P. pratensis Mill. (kleine Küchenschelle, Windblume, Osterblume, s. Tafel "Giftpflanzen I"), mit grundständigen, zottigen, gestielten, zwei- bis dreifach fiederspaltigen Blättern mit linienförmigen Abschnitten, 5-18 cm langen, einblütigen Blütenschäften, überhängender, glockenförmiger, außen sehr zottiger, dunkel gefärbter Blüte und zahlreichen trocknen, langgeschwänzten, einsamigen Karpellen, wächst in fast ganz Europa und Sibirien an sandigen, sonnigen Stellen. Das frische Kraut ist giftig; es schmeckt brennend scharf, und beim Zerreiben verflüchtigt sich ein sehr scharfer Stoff, welcher die Augen zu Thränen reizt; aus dem wässerigen Destillat scheidet sich Anemonin ab. Ebenso verhält sich das Kraut von P. vulgaris Mill. (große Küchenschelle), mit aufrechter, mehr bläulichvioletter, nur an der Basis glockenförmiger Blüte; beide waren früher offizinell, werden jetzt aber nur noch selten angewandt.

Pulsation (lat.), Klopfen, besonders Pulsschlag.

Pulshammer, s. Sieden.

Pulsieren (lat.), schlagend oder klopfend sich bewegen (zunächst vom Puls gesagt, dann auch im übertragenen Sinn).

Pulsion (lat.), Stoß, Schlag, Schwung.

Pulsionssystem, s. Ventilation.

Pulsmesser, s. Sphygmograph.

Pulsnitz, 1) linksseitiger Nebenfluß der Schwarzen Elster, entspringt in der sächsischen Oberlausitz, unweit der Stadt P., fließt nördlich und nordwestlich, tritt bei Ortrand in die preußische Provinz Sachsen über und mündet bei Mückenberg, mit einem zweiten, kanalisierten Arm (Neue P.), der durch das Bruch Schraden geht, bei Elsterwerda. -

2) Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Bautzen, Amtshauptmannschaft Kamenz, an der Pulsnitz und der Linie Arnsdorf-Kamenz der Sächsischen Staatsbahn, hat ein Schloß, ein Amtsgericht, Band-, Gurt- und Leinwandfabrikation, Pfefferküchlerei, Töpferei, Wagenbauerei, Schuhmacherei und (1885) 3155 meist evang. Einwohner. P. ist Geburtsort des Bildhauers Rietschel.

Pulsometer, ein von Hall in New York erfundener Apparat zum Heben von Wasser oder andern Flüssigkeiten durch direkte Wirkung des Dampfdruckes auf dieselben, ohne Zuhilfenahme eines Kolbens oder ähnlicher bewegter Teile. Das P. lehnt sich seiner Idee nach an die alte, aus dem Jahr 1698 stammende Savarysche Dampfmaschine an, bei welcher durch Verdichtung von Dampf in einem geschlossenen Gefäß eine Luftleere erzeugt und infolgedessen dasselbe durch ein hineinmündendes Saugrohr voll Wasser gesaugt wurde. Ließ man hierauf durch Öffnen eines Dampfhahns den Kesseldampf auf das Wasser wirken, so wurde das Wasser auf eine durch die Größe des Dampfdruckes begrenzte Höhe gedruckt. Der Dampf, welcher dann das Gefäß füllte, verdichtete sich nach erfolgtem Schließen des Dampfhahns infolge der Abkühlung durch noch zurückgebliebenes Wasser und die kalten Gefäßwände, und das Spiel begann von neuem. Von dieser Maschine unterscheidet sich das P. prinzipiell nur durch die selbstthätige Steuerung. Die schematische Fig. 1 diene zur Erläuterung der Wirkungsweise der P. Die beiden Kammern a und a¹ endigen oben in flaschenhalsförmigen Verlängerungen bc, welche sich schließlich zu dem Dampfzuleitungsrohr vereinigen. Über den Hälsen der Kammern befindet sich eine Kugel, welche jene abwechselnd abschließen und öffnen kann, und im untern Teil jeder Kammer je ein nach innen aufgehendes Saugventil dd¹, welches die Kommunikation mit dem Saugrohr e vermittelt, und je ein nach dem Raum g, bez. im Anschluß daran nach dem Druckrohr hin sich öffnendes Druckventil ff¹. Das Saugrohr steht mit einem in der Figur punktiert angegebenen Saugwindkessel h, welcher heftigen Wasserstößen vorbeugen soll, in Verbindung. Es werde angenommen, daß das bei c b angeschossene Rohr mit einem Dampfkessel in Verbindung stehe, e in ein Wassergefäß eintauche, daß ferner a ganz mit Dampf, a¹ ganz mit Wasser gefüllt sei, während die Kugel c die obere Öffnung von a verschließe. Dann wird der durch b eintretende Dampf

^[Abb.: Fig. 1. Schematische Darstellung des Pulsometers. Fig. 2 u. 3 Hallsches Pulsometer in Längs- und Querschnitt.]