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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Pult - Pulvertransporte.

Memoiren ("Életem és levrom", Pest 1879-82, 4 Bde.; deutsch: "Meine Zeit und mein Leben", Preßb. 1880-83), die jedoch außer der Darstellung seiner persönlichen Erlebnisse nichts allgemein Interessantes enthalten, und "Die Kupferzeit in Ungarn" (ungar. u. deutsch, Budapest 1884).

Pult (v. lat. pulpitum), tischartiges Möbel mit nach unten abgeschrägter Platte, welches zum Lesen und Schreiben dient. Das P. ist seit dem frühen Mittelalter für kirchliche und profane Zwecke im Gebrauch. In den Kirchen diente es vor den Chorstühlen und an den Plätzen der Geistlichen zum Auflegen der liturgischen und Andachtsbücher und war meistens mit den Sitzen verbunden (Chorpult), oder es diente als Betpult, vor welchem die Andächtigen niederknieten, oder als transportables Gerät zum Vorlesen der Evangelien (s. Pulpitum) etc. Diese Pulte wurden meist aus Holz (in der gotischen Zeit mit reichem Schnitzwerk), seltener aus Bronze und Marmor gefertigt (vgl. Adlerpult). Im profanen Gebrauch dient das P. gewöhnlich als Schreibtisch, vor welchem man sitzend oder stehend (Stehpult) arbeitet, und bei musikalischen Aufführungen als Notenpult.

Pultāwa, Stadt, s. Poltawa.

Pultdach, s. Dach.

Pultfeuerung, eine Heizung, bei welcher die Verbrennungsluft von oben zum Brennmaterial tritt und die rauchlose Flamme nach unten in den zu heizenden Raum getrieben wird. Bei Anwendung von Holzscheiten liegen dieselben an beiden Enden auf Vorsprüngen des Feuerkastens auf; Stein- und Braunkohlen bedürfen einer Art Korbrost zur Lagerung.

Pultusk, Stadt im russisch-poln. Gouvernement Lomsha, nördlich von Warschau, am Narew, hatte vor dem Brand von 1875, der 7/8 der Stadt in Asche legte, ein bischöfliches Palais, 3 Kirchen (darunter eine prachtvolle Kollegiatkirche), eine Synagoge, ein Gymnasium, Kloster, ein Schloß (vom Bischof Florian 1319 erbaut), Getreidehandel und zählt (1885) 19,946 Einw. Die Stadt wurde bereits 956 gegründet. 1703 besiegte hier Karl XII. von Schweden ein sächsisches Heer unter dem General Steinau und nahm es fast gänzlich gefangen. Am 26. Dez. 1806 stießen bei P. die Franzosen unter Lannes zum erstenmal nach ihrem Einmarsch in Polen mit den Russen unter Bennigsen zusammen und nötigten letztere zum Rückzug.

Pulu, s. Farnhaar.

Pulver (lat. pulvis), eine Substanz im Zustand der Zerteilung in mehr oder minder kleine Körperchen, welche ihre regelmäßige oder unregelmäßige Gestalt durch Anwendung mechanischer oder chemischer Kräfte erhalten haben. P., welche aus regelmäßig geformten Körpern bestehen, sind z. B. die Niederschläge, welche aus manchen Lösungen gefällt werden (Kristallmehl von Salpeter, Alaun etc.); andre Niederschläge sind amorph und geben nach dem Trocknen ein P., welches aus unregelmäßig geformten und oft äußerst feinen Partikelchen besteht. Solche P. erhält man auch durch Stampfen und Reiben fester Körper. Manche Körper sind zu weich, um sich zerreiben zu lassen; man kann sie dann, wie den Phosphor, schmelzen und, bis sie erstarrt sind, mit einer indifferenten Flüssigkeit schütteln, wobei sie in feinen Tröpfchen erstarren. Im großen werden P. auf Mühlen, in Stampfwerken, auf dem Desintegrator, aber auch durch Sublimation (Schwefelblumen) etc. erhalten. In Mörsern zerstößt man spröde Körper und bedient sich dazu oft elastischer Balken, welche die Mörserkeule nach jedem Schlag selbstthätig wieder heben. Hat man eine Zeitlang gestampft, so siebt man das feine P. ab und bearbeitet den Rückstand weiter. In Porzellan- oder Steinschalen zerreibt man Salze und ähnliche Substanzen mit dem Pistill; Farben werden auf einer Steinplatte mit dem Läufer zerrieben. Sehr vorteilhaft sind Pulvertrommeln, mühlsteinförmige Gefäße aus Blech, welche um eine horizontale Achse rotieren und die zu pulvernde Substanz nebst Kugeln aus Metall enthalten. Indem die Kugeln gegeneinander und gegen die Wände der Trommeln schlagen, verwandeln sie die Substanz in P. In neuerer Zeit ist der Desintegrator (s. d.) zum Pulvern verschiedener Substanzen benutzt worden. Dann ist P. eine Arzneiform, welche bei Arzneimitteln angewandt wird, die unlöslich sind oder beim Einnehmen keine Schwierigkeiten verursachen. Die P. werden in Schachteln dispensiert und messerspitzen- oder theelöffelweise genommen; stark wirkende P. teilt der Apotheker nach der Angabe des Arztes in passende Dosen und verpackt diese in Kapseln aus Glanzpapier oder, wenn flüchtige Körper zugegen sind, in Wachspapier. Endlich ist P. s. v. w. Schießpulver (s. d.).

Pulverflagge, eine schwarze Flagge mit weißem P im Flaggentuch, die bei Pulvertransporten zu Lande von den Wagen, auf dem Wasser von Kähnen oder Schiffen an der Mastspitze geführt werden muß. Von Kriegsschiffen wird die P. am Fockmast geheißt, wenn Pulver eingenommen oder abgegeben wird, um die Passanten aufmerksam zu machen.

Pulverholz, s. v. w. Rhamnus Frangula.

Pulverhorn, flaschenförmiges Gefäß von Horn, Holz oder Blech, worin Jäger ihren Pulverbedarf bei sich führen, oft mit einer Vorrichtung, die auf einmal nur so viel Pulver aus dem Horn läßt, als zu einer Ladung notwendig ist. Mit den Vorderladegewehren kommt auch das P. außer Gebrauch.

Pulverisateur (franz.), Zerstäubungsapparat für Flüssigkeiten; pulverisieren, zu Staub machen.

Pulverkammer, in Batterien ein bombensicher eingedeckter Raum zur Aufbewahrung der Kartuschen; auf Schiffen ein möglichst tief unter der Wasserlinie liegender Raum zur Aufnahme des Pulvers etc.

Pulvermagazine, Räume zur Aufbewahrung von Pulver und explosiven Stoffen, deren Anlage polizeilichen Bestimmungen unterliegt. Die militärischen Friedenspulvermagazine sind meist mit einem Erdwall umgebene Fachwerkgebäude für in der Regel 2000 Ztr. Pulver, so weit außerhalb bewohnter Orte, als die Sicherheit erfordert. Die Kriegspulvermagazine liegen innerhalb der Festungswerke, die neuern in diese bombensicher eingebaut; Truppen in offenen Orten haben ihre Übungsmunition in Pulverschuppen aus Fachwerk etc.

Pulvermaß, Blechgefäß zum Abmessen bestimmter Gewichtsmengen Schießpulvers.

Pulvermonopol, die ausschließliche Berechtigung zur Erzeugung, bez. zum Verkauf von Schießpulver. Das P. wurde in Frankreich durch Gesetz vom 30. Aug. 1797 eingeführt, welches die Herstellung des Pulvers dem Kriegsministerium, den Verkauf desselben dem Finanzministerium übertragen hat.

Pulvermühle, ältere Bezeichnung für Schießpulverfabrik.

Pulvertransporte. Über den Transport von Pulver und explosiven Stoffen und die hierbei zu beobachtenden Sicherheitsmaßregeln ist eine für das Deutsche Reich geltende "Polizeiverordnung, betreffend den Verkehr mit explosiven Stoffen", unter dem 13. Juli 1879 vom Bundesrat erlassen worden. Sie behandelt den Transport zu Land und zu Wasser, den Handel mit explosiven Stoffen und die Lagerung