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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Punch - Pünjer.

Punch (engl., spr. pönnsch, vom ital. pulcinella), neben Judy die Hauptperson des englischen Puppenspiels, das jetzt noch in fliegenden Theatern (gleich unserm Kasperletheater) auf den Straßen der englischen Städte gespielt wird; danach auch Name des berühmten satirischen Londoner Wochenblattes, dessen Titelblatt das Bildnis des P. zeigt. - P. ist auch Rassenbezeichnung für gedrungen gebaute, stämmige, starkgliederige Pferde, die sich besonders für Landarbeit eignen, z. B. Suffolk-Punches, Clydesdale-Punches etc.

Punchbowl (spr. pönnschbol), Name mehrerer kleiner, von steilen Rändern umgebener Seen, z. B. auf der westindischen Insel Grenada, an der Quelle des Athabascaflusses in Britisch-Nordamerika etc.

Puncheon (spr. pönnschen), engl. Weinmaß, = 2/3 Pipe = 1 1/3 Hogshead = 84 Gallons = 3,8 hl.

Puncta diaereseos (lat.), s. Diäresis.

Puncta dolorosa (Valleixsche Schmerzpunkte), gegen Druck empfindliche, den Nerven selbst angehörige Punkte bei peripheren Neuralgien.

Puncto (in puncto, lat.), s. Punkt.

Punctum (lat.), Punkt; als Schlußwort einer Rede Andeutung, daß damit etwas Entscheidendes, Unwiderrufbares ausgesprochen ist.

Punctum saliens (lat., "hüpfender Punkt"), die erste Spur des thätigen Herzens im Embryo der höhern Tiere; bildlich s. v. w. Hauptpunkt.

Punditen (Panditen), eingeborne Asiaten, meistens Inder, welche von den Engländern (namentlich seit Th. G. Montgomerie die Leitung der dortigen Vermessungen übernommen) zu Geodäten ausgebildet werden und für dieselben in Tibet und andern den Europäern gar nicht oder nur schwer zugänglichen Gegenden wichtige Forschungsreisen ausführen. Wegen des großen Mißtrauens der Bewohner allen Fremden und namentlich allen Forschungsreisenden gegenüber werden die Namen der P. in der Regel geheim gehalten. Als die bedeutendsten P. sind zu nennen: Mohammed i Hamid, der über den Karakorumpaß nach Jarkand ging (1863-64); der berühmte Naing Singh, der 1865-66 und wieder 1874-75 erfolgreiche Reisen in Tibet ausführte, auch den nördlichen Quellfluß des Indus entdeckte; Mirza Sudja, der 1868-69 über die Kleine Pamir nach Kaschgar und Leh ging; Haider Schah, der 1870 ff. nach Faizabad im Oxusthal vordrang, später auch die Gebirgslandschaften zwischen Kabul, Bochara und Ostturkistan bereiste, u. a.

Pundschab, Landschaft, s. Pandschab.

Punica Tourn. (Granatbaum), Gattung aus der Familie der Myrtaceen mit der einzigen Art P. granatum L. (s. Tafel "Zimmerpflanzen I"), einem baumartigen, 5-8 m hohen, bisweilen stachligen Strauch mit gegenständigen, an Kurztrieben gebüschelten, kurzgestielten, lanzettförmigen, kahlen, ganzrandigen Blättern, kurzgestielten, endständigen, einzeln oder zu dreien stehenden, scharlachroten Blüten mit gleichfarbigem Kelch und etwas niedergedrückt kugelrunder, außen holziger, vom lederartigen Kelche gekrönter, durch eine gegen die Mitte sich erhebende Querwand in zwei mehrfächerige Stockwerke geteilter, vielsamiger, roter oder gelber Frucht (Granatapfel). Der Granatbaum wächst in Nordafrika, Südeuropa und im wärmern Asien und wird im ganzen Gebiet des Mittelmeers bis in die südliche Schweiz und in Bozen, auch in Cornwall im Freien, bei uns als Kalthauspflanze kultiviert. Man hat Varietäten mit gelblichen oder weißen, auch gefüllten Blüten, und eine Abart, P. nana L. (Zwerggranatbaum), welcher strauchartig bleibt und lineal-lanzettliche, spitzige Blätter besitzt, ist auf den Antillen heimisch geworden. Die Wurzelrinde des Granatbaums, welche in außen graugelben, feinrunzeligen, innen grünlichgelben Stücken in den Handel kommt, enthält über 22 Proz. Gerbsäure, ist offizinell, dient seit dem Altertum als kräftiges Bandwurmmittel; die Blüten schmecken herb, färben den Speichel violett und waren früher ebenfalls offizinell; die Früchte bilden im Süden ein beliebtes Obst mit rotem, mehr oder weniger süß und weinartig schmeckendem Fleisch und werden in vielen Varietäten, auch kernlos, gezogen. Die Fruchtschalen sind reich an Gerbsäure und werden zum Gerben benutzt. Der Granatbaum erregte schon in sehr früher Zeit die Phantasie und war im syrisch-phönikischen Götterdienst von hervorragender Bedeutung; er wuchs nach der Odyssee im Garten des Phäakenkönigs; auf Cypern hatte Aphrodite ihn selbst gepflanzt, und an seinen wohl aus dem Karischen oder Phrygischen stammenden Namen side erinnern die Namen vieler Ortschaften. In Griechenland dienten der Baum und seine Frucht zum Ausdruck dunkler Vorstellungen von Zeugung und Befruchtung sowie von Tod und Vernichtung. Die Frucht erscheint als Attribut der Hera auch in den achäischen Städten Italiens, und von hier gelangte der Baum zu den Römern wohl schon zur Zeit der Tarquinier. Den Beinamen punicum (sc. malum, punischer Apfel) erhielt die Frucht wohl erst, als die Römer den Reichtum an Granatbäumen in den Kolonien der Karthager und dann in Afrika kennen lernten; doch scheint derselbe nie ganz volkstümlich geworden zu sein. Im Mittelalter war der Granatapfel Symbol der die köstlichste Frucht gebärenden Jungfrau Maria. Gegenwärtig hat der Granatapfel durch die Orangenfrüchte viel an Bedeutung verloren, er dient mehr zum Schmuck als zum Genuß; doch verknüpft man immer noch mit der Granate die Vorstellung reichen Segens, und die Blüte ist das Symbol feuriger Liebe. Vgl. Granatapfelmuster.

Puniceus (lat.), hochrot, von der Farbe des Granatapfels (s. Punica).

Punicin, s. Purpur.

Punier (Poeni, d. h. Phöniker), s. v. w. Karthager.

Punische Kriege, die gewöhnliche Benennung der drei berühmten Kriege zwischen Rom und Karthago (der erste 264-241, der zweite 218-201, der dritte 149-146 v. Chr.), welche dem letztern Staate den gänzlichen Untergang brachten, dem erstern aber den Weg zur Weltherrschaft bahnten. Näheres über sie s. Karthago und Hannibal 3). Vgl. Jäger, Die Punischen Kriege (Halle 1869-70, 3 Bde.); Neumann, Das Zeitalter der Punischen Kriege (Bresl. 1883).

Punischer Apfel, s. v. w. Granatapfel, s. Punica.

Punische Treue (punica fides), sprichwörtlich s. v. w. Treulosigkeit, Wortbrüchigkeit (vgl. Fides).

Punitz, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Posen, Kreis Gostyn, am Landgraben und der Linie Lissa-Ostrowo der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, Schweinehandel und (1885) 2000 meist evang. Einwohner. Hier 1704 Sieg Karls XII. über die Sachsen unter Schulenburg. Unfern eine große heidnische Begräbnisstätte.

Punjab, s. v. w. Pandschab.

Pünjer, Bernhard, protest. Theolog, geb. 7. Juni 1850 zu Friedrichsgabekoog (Schleswig-Holstein), studierte in Jena, Erlangen, Zürich und Kiel, habilitierte sich 1876 als Privatdozent an der theo-^[folgende Seite]