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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Purdy-Inseln – Purimfest

ständig gedruckt, von den übrigen sind viele Gesänge gedruckt in den zwei Bänden des «Orpheus Britannicus», welche seine Witwe 1698 und 1702 herausgab. P. charakterisiert sich durch Reichtum der Erfindung, Geschlossenheit des Charakters und Kraft der Persönlichkeit. In ihm kam die echt engl. Musik zur Blüte. Seine bedeutendste Oper ist der «King Arthur» (1691, Text von Dryden). Von P.s Werken wurden einige nach seinem Tode wiederholt gedruckt, die Kirchenstücke am vollständigsten von Novello in vier Bänden. Drei seiner dramat. Kompositionen erschienen in der Ausgabe der Musical Antiquarian Society. Gesamtausgaben seiner Werke erschienen seit 1878 in London und seit 1879 bei Breitkopf & Härtel in Leipzig.

Purdy-Inseln, vier winzige Koralleninseln im Großen Ocean, unter 146° 14′ bis 146° 28′ östl. L. und 2° 50′ bis 2° 52′ südl. Br., zu den Admiralitätsinseln (s. d.) gehörig und unter Verwaltung der Neuguinea-Compagnie, sind unbewohnt, aber dicht bewaldet und wichtig wegen der Phosphatlager.

Pure (lat.), unvermischt, unbedingt, ohne weiteres.

Purée (frz., spr. püreh), Brei.

Purgá, Steppenwind, s. Buran.

Purgánzen (lat. purgantĭa), Abführmittel, s. Abführen.

Purgation (lat.), Reinigung (s. d. und Purgieren). Purgatĭo contumacĭae nannte der gemeinrechtliche Civilprozeß die Nachholung einer versäumten Prozeßhandlung, bevor der an die Versäumnis geknüpfte Nachteil verwirklicht war; Purgatio morae die Wiederaufhebung des Verzugs, wenn der säumige Schuldner dem Gläubiger anbietet, was dieser zu fordern hat, einschließlich dessen, was infolge des Verzugs zu leisten ist; oder wenn der Gläubiger, welcher sich durch Weigerung der Annahme in Annahmeverzug gesetzt hat, sich zur Annahme bereit erklärt.

Purgatīv (Oidtmanns P.), s. Geheimmittel.

Purgatorĭum (lat.), der Reinigungseid; in der kath. Kirche das Fegefeuer (s. d.).

Purge (frz., spr. pürsch), s. Hypothekenreinigung.

Purgieren (lat.), reinigen, besonders den Leib, abführen; sich von einer Beschuldigung befreien, sich rechtfertigen; Purgiermittel (Purgantia), Reinigungs- oder Abführmittel (s. Abführen); Purgation, die Reinigung, besonders von dem Verdacht eines Verbrechens.

Purgierkörner, s. Croton und Ricinus.

Purgierkraut, s. Gratiola.

Purgierlein, Pflanze, s. Linum.

Purgiernuß, s. Jatropha.

Purgierwinde, s. Scammonium.

Pürglitz, czech. Křivoklát, Flecken und fürstl. Fürstenbergsches Schloß in der Bezirkshauptmannschaft Rakonitz in Böhmen, an der Linie Rakonitz-Protiwin der Österr. Staatsbahnen, Sitz eines Bezirksgerichts (345,33 qkm, 18814 czech. E.) und Steueramtes, hat (1890) 902 meist czech. E. Das Schloß ist eine der bedeutendsten Burgen Böhmens. Es wurde 1100 gegründet und von Kaiser Karl Ⅳ. umgebaut. Die Burg besitzt außer einen kleinen noch einen großen Rittersaal (24,5 m lang, 7,5 m breit), wertvolle Bibliothek, Archiv und Silberkammer.

Puri, engl. Pooree, auch nach dem dort verehrten Gotte Dschaggarnath oder Dschagannath genannt, Hauptstadt des Distrikts P. in der Division Orissa der Lieutenant-Gouverneurschaft Bengalen, 74 km im S. von Katak, an der Südspitze des Mahanadi-Deltas, wegen eines Heiligtums des Krischna weit berühmt. P. zählte (1891) 28794 E. Die weite Hauptstraße besteht fast ganz aus heiligen Gebäuden. Am Südende erhebt sich das Dschagannath-Heiligtum, zu welchem jährlich an dem großen Märzfeste Hunderttausende von Pilgern aus ganz Indien wallfahrten. Es steht auf einem quadratischen Platze, umgeben mit einer hohen Steinmauer von 225,50 m Seitenlänge. Ein hohes Thor führt hinein zu einer Treppe und diese zu einer 7 m hohen Terrasse, welche eine zweite quadratische Mauer von 135 m Seitenlänge und 10 qm Höhe umgiebt. Auf dieser erhebt sich auf der Basis von 10 qm die 1198 vollendete Pagode von 61,5 m Höhe, nach oben, fast in Gestalt einer Bischofsmütze, sich kegelförmig verjüngend. Zwischen beiden Mauern haben fast alle ind. Gottheiten ihre Tempel von 23 bis 28 m Höhe, etwa 120 an Zahl, von denen zwei kegelförmige besonders hervortreten. Der östl. Haupteingang Singh-dwar (Löwenthor) ist zu beiden Seiten mit kolossalen Greifen und andern Gestalten geschmückt; ihm gegenüber trägt eine Basaltsäule das Bild des göttlich verehrten Affen Hanuman. Der Haupttempel ist dem Vishṇu-Krischna unter dem Namen Dschagannath (Weltherr) geweiht, neben dessen Bilde sich das seines Bruders Balarama und seiner jüngern Schwester Subhadra befindet. Drei 2,25 m hohe hölzerne Blöcke, oben zu einem schrecklich verzerrten Gesicht ausgearbeitet, stellen die Götter vor, ein dunkelblauer den Krischna, ein weißer den Balarama, ein gelber die Subhadra. Jede Gottheit besitzt einen großen, roh gearbeiteten Wagen (Rath). Der größte dieser Wagen, der des Dschagannath, ist 14 m hoch, mißt 11,5 m im Quadrat und steht auf 16 Rädern, deren jedes 2 m im Durchmesser hat. Bei dem Wagenfeste oder Rath-Dschatra im März werden die Idole auf ihren Wagen, von denen herab Brahmanen unter dem Beifall der Menge unzüchtige Geschichten erzählen und ebensolche Lieder singen, von Tausenden der Pilger an Stricken nach ihrem benachbarten Landhause gefahren.

Puri, Indianerstamm, s. Coroado.

Purifikation (lat.), Reinigung, Läuterung; in der röm.-kath. Messe (s. d.) die nach dem Meßopfer stattfindende Spülung des Kelches mit Wein, den der celebrierende Priester darauf austrinkt (sumiert). Im ältern Prozeßrecht hieß Purifizierung die «Bereinigung» eines (durch Eid) bedingten Urteils, Purifikationsurteil oder Purifikationsbescheid das Urteil, welches die Folgen des geleisteten oder nicht geleisteten Parteieides feststellte. Für den heutigen Civilprozeß s. Eid und Läuterung.

Purifikatorĭum (lat.), ein mehrmals übergeschlagener Leinwandstreifen, womit bei der röm.-kath. Messe nach dem Meßopfer Kelch und Patene sowie Daumen und Zeigefinger des celebrierenden Priesters abgetrocknet werden. In der griech. Kirche bedient man sich dazu eines Schwammes.

Purifizieren (lat.), reinigen, s. Purifikation.

Purimfest, ein jüd. Fest, das am 14. und 15. Tag des Monats Adar (s. d.) als ein Freudenfest durch Gastmahle, gegenseitige Beschenkung und Spenden an die Armen gefeiert wird. Nach der im Buche Esther (s. d.) erhaltenen Legende dient das Fest zur Erinnerung an die Errettung der Juden durch Esther und Mardochai aus den Gefahren, die Haman (s. d.) ihnen bereitet hatte. Daher heißt das Fest auch Hamansfest oder das Fest der Mardochaitage. Am Vorabend des Festes wird gefastet, zur Erinnerung an das Fasten Esthers und