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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Purpura - Puschkin.

schungen auf dem Gebiet des Altertums, Bd. 1 (Berl. 1842); v. Martens, P. und Perlen (das. 1874); Lacaze-Duthiers, Mémoire sur la pourpre, in "Annales des sciences naturelles" (4. Serie 1859); Schunck, Purpur (Berl. 1879). - Französischer P. (Pourpre français), s. Orseille.

Purpŭra (lat., Purpurausschlag), s. v. w. Werlhofsche Blutfleckenkrankheit.

Purpurblau, s. v. w. Indigpurpur.

Purpur des Caesius, s. Goldpurpur.

Purpurholz, s. v. w. Amarantholz.

Purpurhuhn (Porphyrio L.), Gattung aus der Ordnung der Stelzvögel, der Familie der Rallen (Rallidae) und der Unterfamilie der Wasserhühner (Gallinulinae), mittelgroße, kräftig gebaute Vögel mit fast kopflangem, hohem, starkem Schnabel, ausgedehnter Stirnschwiele, langen, starken Füßen mit großen Zehen und langen, etwas gekrümmten Krallen, mäßig langen Flügeln und kurzem, abgerundetem Schwanz. Das Purpurhuhn (Sultanshuhn, Porphyrio veterum Gm., s. Taf. "Watvögel I"), 47 cm lang, 83 cm breit, dunkel indigblau, im Gesicht und am Vorderhals türkisblau, in der Steißgegend weiß, mit blaßroten Augen, gelbem Augenring, rotem Schnabel und rotgelben Füßen, lebt in wasserreichen Gegenden Italiens und Spaniens, Südrußlands, Palästinas und Nordwestafrikas, erinnert in seinem Wesen an unser Teichhühnchen, geht abgemessen, schwimmt vortrefflich, fliegt schwer und unbeholfen, nährt sich von jungem Getreide, Gras und Kraut, plündert aber in der Brutzeit auch Nester und jagt andre Vögel und Mäuse. Es nistet auf dem Wasserspiegel selbst und legt 3-5 graue oder fleischfarbige, violettgrau und braun gefleckte, sehr schöne Eier, welche von beiden Eltern in 28 Tagen ausgebrütet werden. Die alten Römer und Griechen unterhielten diese Vögel in der Nähe der Tempel und stellten sie unter den Schutz der Götter. Sie werden sehr zahm und können mit anderm Geflügel gezüchtet werden.

Purpurīn (Rubiacin, Krapppurpur) C14H8O5 ^[C_{14}H_{8}O_{5}] findet sich in der frischen Krappwurzel als Glykosid, welches durch Einwirkung von Fermenten in Zucker und P. zerfällt, in alter Krappwurzel aber großenteils schon zersetzt ist. Durch Erhitzen mit Braunstein und Schwefelsäure auf 140° geht Alizarin, der wichtigste Farbstoff des Krapps, in P. über. P. bildet rote, wasserfreie oder orangefarbene Kristalle mit 1 Molekül Kristallwasser, löst sich leicht in kochendem Wasser, Alkohol und Äther, mit kirschroter Farbe in Alaun, mit purpurroter in Alkalien; es schmilzt bei über 100°, sublimiert bei über 200° unter teilweiser Zersetzung, bildet mit Alkalien leicht lösliche, im trocknen Zustand schwarze, mit alkalischen Erden, Erden und Metalloxyden unlösliche Verbindungen. Der Thonerdelack ist rein rot, der des Eisens schwarz oder violett. Bei 210-220° gibt P. in verschlossenen Gefäßen Alizarin, mit Zinkstaub erhitzt, Anthracen. P. färbt mit Alaun gebeizte Baumwolle hochrot bis braunrot, mit Ölbeize versehene braunrot, und im letztern Fall erzeugt Seife ein feuriges Türkischrot. Das P. unterstützt in Verbindung mit Alizarin dessen Färbevermögen, wird aber auch allein in der Färberei und Zeugdruckerei benutzt. P. heißt auch ein Anilinviolett, entstanden durch Einwirkung von Bleisuperoxyd auf schwefelsaures Anilin.

Purpurkarmīn, s. v. w. Murexid.

Purpurlack, s. v. w. Krapplack.

Purpurmantel, Mantel von purpurrotem Stoff, Auszeichnung der Fürsten, Kardinäle und andrer hoher Personen; vgl. Purpur.

Purpursäure, s. Murexid.

Purpurschnecken, s. Purpur.

Purpurschwefelsäure, s. Indigo, S. 919.

Purren, seemännisch, die zur Ablösung der Wache bestimmten Leute aufwecken.

Pursh, s. Prsh.

Pürschen, s. Birschen.

Purulént (lat.), eiterig; Purulenta, Eiter erzeugende Mittel; Purulenz, Eiterung.

Purus (Puru), ansehnlicher Fluß in Südamerika, entspringt am Ostfuß der Andes in Peru, fließt nordöstlich, tritt dann in die brasil. Provinz Alto Amazonas über und fällt dort nach einem äußerst gewundenen Stromlauf von 3100 km Länge (gerade Linie von der Quelle zur Mündung nur 1440 km) rechts in den Amazonenstrom. Er wurde 1864-65 durch Chandleß 3000 km weit befahren. Sein Nebenfluß Acra (Acquiry) ist bis nach Bolivia hinein schiffbar.

Purus putus (lat.), einer, der nur sein Fach kennt, von andern Dingen aber gar nichts versteht.

Purworedscho, Stadt, s. Bagelen.

Pus (lat.), Eiter.

Püschelkünste, s. Paternosterwerke.

Puschkin, Alexander Sergejewitsch, der bedeutendste russ. Dichter, geb. 26. Mai (a. St.) 1799 zu Moskau, erhielt seine Erziehung im kaiserlichen Lyceum zu Zarskoje Selo und erwarb sich schon in einem Alter von 15 Jahren durch das Gedicht "Erinnerungen an Zarskoje Selo" einen Namen. 1817 bei dem Departement der auswärtigen Angelegenheiten angestellt, beschäftigte er sich in Petersburg mit Geschichte und klassischer Litteratur, besonders aber mit dem Studium der Werke Byrons, die einen bestimmenden Einfluß auf ihn ausübten. Einige zu freie Gedichte sowie noch viel mehr zu freie Reden bewirkten 1820 seine Versetzung zur Kanzlei der Statthalterschaft in Bessarabien, von wo er später als Attaché zu dem Grafen Woronzow, Statthalter von Odessa, kam. Das Leben in den wilden und poetischen Gegenden Südrußlands war aber gerade für die Entwickelung seines Genius besonders günstig, viel mehr, als es je die Hauptstadt gewesen wäre. Er lernte Volkssitte und Volkspoesie an der Quelle kennen, vertiefte sich in die nationalen Traditionen und entnahm denselben den Stoff zu seiner ersten größern Schöpfung, der in Ariosts Manier gehaltenen poetischen Erzählung "Rußlan und Ludmilla" (Petersb. 1822), welche die alte Heldenzeit Rußlands in Kiew verherrlicht und schon deutlich das Streben kundgibt, die ausländische Romantik mit dem einheimischen Volkstümlichen zu verbinden. Bald darauf folgten: "Kawkázskij Plehnnik" ("Der Gefangene der Berge"), eine kaukasische Szene (Petersb. 1823; deutsch von Wulfert, das. 1824, und von Seubert in Reclams "Universalbibliothek"), und "Baktschissaráiskij fontán" ("Die Quelle von Baktschisarai", Mosk. 1824), eine tatarische Erzählung, wie die frühern Dichtungen reich an großen Schönheiten. Im J. 1824 wurde P. wegen der vielfach in Odessa umlaufenden, von ihm verfaßten Epigramme auf den Grafen Woronzow auf Befehl des Kaisers Alexander I. "wegen schlechten Benehmens" aus den Listen des Ministeriums des Auswärtigen gestrichen und auf sein väterliches Gut Michailowskoje im Gouvernement Pskow verwiesen, wo er unter polizeiliche Aufsicht des Gouverneurs, des Adelsmarschalls und des Archimandriten des nächstgelegenen Klosters gestellt wurde. Diese Verbannung dauerte glücklicherweise nicht lange. Kaiser Nikolaus rief den Dichter bei Gelegenheit seiner Krönung in Moskau zurück,