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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Puteal; Puteanus; Puteaux; Puteoli; Puter; Püterich; Puticulae; Putignano; Putiwl; Putlitz

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Puteal - Putlitz.

und dessen männliche Nachkommen unter dem Namen Malte in den schwedischen Fürstenstand erhoben, welche Würde der König von Preußen, an den Schwedisch-Pommern 1815 fiel, bestätigte. Wilhelm Malte von P. folgte erst seine Gemahlin Luise nach und dieser 1860 ihr Enkel, Fürst Wilhelm Malte, geb. 16. April 1833, Sohn einer Tochter des oben genannten Fürsten Wilhelm Malte und des Reichsgrafen Hermann Friedrich von Wylich und Lottum. Dieser, 1861 zur Führung des Prädikats "Durchlaucht" ermächtigt, ist Mitglied des Herrenhauses, Obersttruchseß (bis 1888) sowie Erblandmarschall im Fürstentum Rügen und der Lande Barth.

Puteal (lat.), eigentlich Brunneneinfassung; dann eine durch ein religiöses Ereignis (z. B. Einschlagen eines Blitzes) geheiligte Stelle, die in Form einer Brunneneinfassung ummauert ward; am bekanntesten ist das von einem Scribonius Libo restaurierte p. Libonis oder Scribonianum am römischen Forum.

Puteanus, 1) Erycius, eigentlich Hendrik van de Putte, franz. Henri du Puy oder Dupuy, Altertums- und Geschichtsforscher, geb. 4. Nov. 1574 zu Venloo, bildete sich in Köln und Löwen, erhielt 1601 den Lehrstuhl der Beredsamkeit zu Mailand und 1606 die Professur der alten Litteratur zu Löwen, wo er 17. Sept. 1646 starb. Er schrieb unter anderm: "Theatrum historicum imperatorum austriacorum etc." (Brüss. 1642) und "Historiae insubricae libri VI" (Löwen 1614, Leipz. 1678). Viele seiner Untersuchungen finden sich in den Thesauren von Gronov und Grävius gesammelt.

2) Peter, eigentlich Pierre du Puy, franz. Geschichtsforscher und Rechtskundiger, geb. 27. Nov. 1582 zu Agen, Freund des Präsidenten de Thou, gest. 14. Dez. 1651 als Bibliothekar in Paris, hat sich namentlich durch die "Traités des droits et libertés de l'Église gallicane" (Par. 1699, 3 Bde.) bekannt gemacht. Andre Werke von ihm sind: "La condamnation des Templiers" (1654); "L'histoire du schisme d'Avignon" (1654); "Histoire des plus illustres favoris anciens et modernes" (1654).

Puteaux (spr. pütoh), Dorf im franz. Departement Seine, Arrondissement St.-Denis, westlich von Paris, am Fuß des Mont Valérien, an der Seine und der Paris-Versailler Eisenbahn gelegen, hat einen Flußhafen, viele schöne Landhäuser, eine luther. Kirche, Kattundruckerei, Baumwollfärberei, Fabrikation von Farbstoffen und Chemikalien und (1886) 15,098 Einw.

Puteoli, im Altertum Stadt in Kompanien, auf einer Landspitze an der Ostseite des Sinus Cumanus (Meerbusen von Neapel), von Samiern 528 v. Chr. unter dem Namen Dikäarchia gegründet, an einer Stelle, welche nach den vielen Einsturzhöhlen mit Schwefelexhalationen und Solfataren von den Italern P. (d. h. die Brunnen) genannt wurde. P. ward 194 v. Chr. römische Kolonie und erhob sich seitdem zur ersten Handelsstadt Italiens, welche fast den gesamten Verkehr mit dem Orient vermittelte. Wie die Inschriften und Tempelreste darthun, lebte dort eine zahlreiche orientalische Kolonie. P. war eine Art Vorhafen Roms, das man von hier aus zu Land erreichte, um die gefürchtete Schiffahrt längs der latinischen Küste zu vermeiden. 410 n. Chr. von Alarich, 455 von Geiserich und 90 Jahre später von Totilas verwüstet, sank es zum ärmlichen Städtchen herab. Jetzt Pozzuoli (s. d.).

Puter, s. v. w. Truthuhn.

Püterich, Jakob, von Reichertshausen, aus einem Münchener Patriziergeschlecht geb. 1400, gest. 1469. Verfasser des sogen. Ehrenbriefs (1462), eines in der Titurelstrophe geschriebenen längern Gedichts, das der verwitweten Erzherzogin Mechthilde von Österreich, Tochter des Pfalzgrafen Ludwig, gewidmet ist. Angeekelt von der Roheit seiner Zeit, wandte P. sich mit Begeisterung der klassischen mittelhochdeutschen Dichtung zu und sammelte mit größtem Eifer die alten Werke. In dem Ehrenbrief berichtet er über die Rittergedichte in seinem und der Erzherzogin Besitz sowie über alle damals noch turnierfähigen bayrischen Adelsgeschlechter; daneben finden sich Liebeshuldigungen für Mechthilde. P. erwähnt mehrere mittelhochdeutsche Werke, die uns nur durch ihn bekannt sind. Sein Ehrenbrief hat keinen ästhetischen, aber nicht geringen geschichtlichen Wert.

Puticulae (Puticuli, lat.), im alten Rom der am Esquilinus gelegene unterirdische Begräbnisplatz der Armen und Sklaven.

Putignano (spr. -tinjano), Stadt in der ital. Provinz Bari, auf einer Anhöhe gelegen, mit Wein-, Obst- und Ölbau, Baumwollmanufaktur, Fabrikation von Schuhnägeln und (1881) 11,831 Einw.

Putiwl, Kreisstadt im russ. Gouvernement Kursk, rechts am Seim, hat eine alte Erdfestung (Gorodok genannt), viele meist hölzerne Kirchen, ein Kloster, Handel mit Landesprodukten, sehr besuchte Märkte und (1885) 10,565 Einw.

Putlitz, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Potsdam, Kreis Westpriegnitz, an der Stepenitz, hat (1885) 1852 evang. Einwohner. Dabei das Gut P.-Burghof mit den Resten der Stammburg der "Edlen Herren von P."

Putlitz, Gustav Heinrich Gans, Edler Herr von und zu, Dichter, geb. 20. März 1821 auf Retzien in der Westpriegnitz, studierte seit 1841 in Berlin und Heidelberg die Rechte, arbeitete seit 1846 einige Zeit bei der Regierung in Magdeburg, unternahm eine Reise nach Italien und verließ 1848 den Staatsdienst gänzlich. Seit 1853 mit Gräfin Elisabeth von Königsmark vermählt, lebte er teils auf seinem Gut Retzien, teils auf Reisen, übernahm 1863 die Leitung des Hoftheaters in Schwerin, trat, nachdem er letztere 1867 aufgegeben hatte, als Hofmarschall in den Dienst des Kronprinzen von Preußen und war seit 1873 Generalintendant des Hoftheaters zu Karlsruhe, von welcher Stellung er im Sommer 1888 zurücktrat. P. begann seine schriftstellerische Laufbahn als Verfasser von kleinen, meist einaktigen Lustspielen (Berl. 1853-60, 4 Bde.), die dem Stoff nach dem Leben der höhern Stände entlehnt sind und sich durch frischen Humor auszeichnen. Als die beliebtesten sind zu nennen: "Das Herz vergessen", "Badekuren", "Familienzwist und Frieden" und "Der Salzdirektor" (letzteres mit W. Alexis). Glänzenden Erfolg hatte sein Märchenstrauß "Was sich der Wald erzählt" (Berl. 1850, 46. Aufl. 1887), ein gelungener Versuch, die Natur poetisch zu beleben. Verwandte Produkte sind: "Vergißmeinnicht" (Berl. 1853, 18. Aufl. 1886), auch als 1. Teil der "Arabesken" mit Illustrationen von Wilh. Camphausen (das. 1854) erschienen, und "Luana" (das. 1855, 3. Aufl. 1872). P.' erster Versuch auf dem Gebiet der Tragödie ("Vom Herzen") war ein durchaus verfehlter; um so glänzendern Erfolg aber errang sein Schauspiel "Das Testament des Großen Kurfürsten" (Berl. 1858), dem die Tragödie "Don Juan de Austria" (das. 1863), die Schauspiele: "Wilhelm von Oranien in Whitehall" (das. 1864) und "Waldemar" (das. 1862), die Lustspiele: "Übers Meer" (1864) und "Wenn die Thür zuschlägt" (1864), das Liederspiel "Karolina, oder: Ein Lied am Golf von Neapel"