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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Putney - Putz.

(1863) und eine neue Folge Lustspiele (Berl. 1869-1872, 4 Bde.; darunter: "Um die Krone", "Spielt nicht mit dem Feuer!", "Die Schlacht von Mollwitz", "Die böse Schwiegermutter" u. a.) sowie neuerdings das mit glänzendem Erfolg über die meisten deutschen Bühnen gegangene bürgerliche Schauspiel "Rolf Berndt" (1881) und "Die Idealisten" folgten. Einige novellistische Versuche, wie: "Brandenburgische Geschichten" (Stuttg. 1862), "Novellen" (das. 1863), die Erzählungen: "Die Halben" (Berl. 1868), "Die Alpenbraut" (das. 1870), "Walpurgis" (das. 1870), 5. Aufl. 1878), "Funken unter der Asche" (das. 1871), "Das Frölenhaus" (das. 1881), "Das Maler-Majorle" (das. 1883), "Eisen" (das. 1879, 2 Bde.), "Rafaella" (Stuttg. 1881) sowie die Romane: "Die Nachtigall" (das. 1872, 2 Bde.), "Croquet" (das. 1878); schlossen sich den dramatischen Dichtungen an. Auch schrieb P.: "Theatererinnerungen" (Berl. 1874, 2 Bde.; 2. Aufl. 1875), "Mein Heim. Erinnerungen aus Kindheit und Jugend" (das. 1885) und gab heraus: "Karl Immermann, sein Leben und seine Werke, aus Tagebüchern und Briefen von seiner Familie zusammengestellt" (das. 1880, 2 Bde.). Seine "Ausgewählten Werke" erschienen in 6 Bänden (Berl. 1872-78).

Putney (spr. pöttni), Dorf in der engl. Grafschaft Surrey, an der Themse, oberhalb London (Fulham gegenüber), ist Hauptsitz der Londoner Rudervereine, von wo die berühmten Wettruderfahrten im Mai ihren Ausgang nehmen, und hat (1881) 13,235 Einw. P. ist der Geburtsort Thomas Cromwells und des Historikers Gibbon.

Putorius (lat.), Iltis.

Putrefaktion (Putreszenz, lat.), Fäulnis, Verwesung; putrefizieren, faulen machen.

Putrid (lat.), faulend, faul; putride Fieber, s. v. w. Faulfieber; putride Infektion, s. Pyämie.

Putsch, Wort der Züricher Mundart, welches einen unerwarteten und rasch vorübergehenden Aufstandsversuch bezeichnet, kam zuerst in der Züricher Bewegung von 1839 auf.

Putte, Staatsmann, s. Fransen van de Putte.

Putten (ital. putti), in der Skulptur und Malerei Kindergestalten, meist Engel mit und ohne Flügel.

Putten (Land van P.), eine zur niederländ. Provinz Südholland, Bezirk Brielle, gehörige Insel in der Maasmündung, nördlich von Overflakkee, mit den Ortschaften Geervliet, Heenvliet und Spykenisse. Sie bildet den östlichen Teil der Insel Voorne-en-P.

Pütter, Johann Stephan, einer der ausgezeichnetsten deutschen Staatsrechtslehrer und Publizisten, geb. 25. Juni 1725 zu Iserlohn, studierte in Marburg, Halle und Jena, habilitierte sich 1744 an ersterer Universität als Dozent, daneben an den beiden obersten Reichsgerichten zu Wetzlar und Frankfurt Prozesse führend, und ward 1746 als außerordentlicher Professor der Rechte nach Göttingen berufen. 1749 wurde er zum Mitglied des Spruchkollegiums, 1753 zum ordentlichen Professor, 1757 zum Professor des Staatsrechts ernannt. Er starb 12. Aug. 1807. Unter seinen zahlreichen Schriften sind hervorzuheben: "Vollständiges Handbuch der deutschen Reichshistorie" (Götting. 1762, 2. Aufl. 1772); "Litteratur des deutschen Staatsrechts" (das. 1776-1783, 3 Bde.); "Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Deutschen Reichs" (das. 1786-87, 3 Bde.; 3. Aufl. 1798). Seine "Selbstbiographie" erschien Göttingen 1798, 2 Bde.

Püttinge, außenbords an den Schiffsseiten befestigte Eisenstangen zum Halt der Wanten und Pardunen.

Puttkamer, 1) Robert Viktor von, preuß. Staatsmann, geb. 5. Mai 1828 zu Frankfurt a. O., studierte 1846-50 in Heidelberg, Genf und Berlin die Rechte, trat 1854 als Regierungsassessor in den Staatsverwaltungsdienst, war 1860-66 Landrat in Demmin, 1867-71 vortragender Rat im Bundeskanzleramt, wurde 1871 Regierungspräsident in Gumbinnen und 1874 in Metz. 1873 ward er auch in den Reichstag gewählt, wo er sich den Deutschkonservativen anschloß. Bereits 1877 wurde er zum Oberpräsidenten von Schlesien ernannt und 14. Juli 1879 als Nachfolger Falks an die Spitze des Kultusministeriums berufen. Er bekundete sofort seine Absicht, dies Ressort in konservativem Sinn zu verwalten, schritt gegen die Simultanschulen ein und zeigte sich auf der Generalsynode im Oktober 1879 gegen die Forderungen der evangelischen Orthodoxen äußerst nachgiebig. Durch einen Erlaß vom 21. Jan. 1880 führte er in den preußischen Schulen eine vereinfachte deutsche Rechtschreibung, die sogen. Puttkamersche Orthographie, ein. Nachdem P. 18. Juni 1881 an Stelle des Unterrichtsministeriums das des Innern übernommen hatte, ward er 11. Okt. zum Vizepräsidenten des preußischen Staatsministeriums ernannt, unter Kaiser Friedrich III. aber wegen seines Verhaltens bei den Wahlen 8. Juni 1888 entlassen. P. ist ein Vetter der Fürstin von Bismarck.

2) Maximilian von, Unterstaatssekretär der Justiz für Elsaß-Lothringen, geb. 28. Juni 1831, besuchte das Gymnasium zu Stettin, studierte in Bonn und Berlin die Rechte, trat 1852 als Auskultator in den preußischen Staatsjustizdienst, ward 1858 Gerichtsassessor und 1861 Kreisrichter in Fraustadt, wo er 1867 zum Mitglied des Abgeordnetenhauses (bis 1871) und des Reichstags (bis 1881) gewählt wurde; er schloß sich der nationalliberalen Partei an. Bei der Organisation der Justizverwaltung in Elsaß-Lothringen ward er als Appellationsgerichtsrat in Kolmar angestellt und 1877 erster Generaladvokat des Reichslandes, im Juli 1879 Unterstaatssekretär für Justiz und Kultus. - Seine Gemahlin Alberta von P., geb. 5. Mai 1849 zu Großglogau, hat sich als Schriftstellerin besonders durch Übersetzungen aus dem Französischen (Alfred de Musset), das historische Drama "Kaiser Otto III." (Glog. 1882) und "Dichtungen" (Leipz. 1885) bekannt gemacht.

Püttlingen, 1) Dorf im preuß. Regierungsbezirk Trier, Kreis Saarbrücken, an der Linie Saarbrücken-Konz (Station Luisenthal) der Preußischen Staatsbahn und an einer Industriebahn, hat Steinkohlenbergbau, Sandsteinbrüche, eine Steingutfabrik und (1885) 8656 meist kathol. Einwohner. - 2) (franz. Puttelange lès Saaralbe) Städtchen im deutschen Bezirk Lothringen, Kreis Forbach, an der Moder, hat ein Schloß, eine große Plüschfabrik, Orgelbauerei und (1885) 2180 meist kathol. Einwohner.

Puttun, Stadt, s. v. w. Patan.

Putumayo (Iça Paranna), Fluß in Südamerika, entspringt am Ostabhang der Andes im SW. von Kolumbien, fließt südöstlich durch Ecuador und mündet in der brasil. Provinz Alto Amazonas links in den Amazonenstrom. Er ist über 1500 km lang, führt Gold und bildet die erst neuerdings nachgewiesene erste schiffbare Wasserverbindung zwischen Brasilien und Kolumbien.

Putz (Abputz, Vorputz), Mörtelüberzug von Mauern, Wänden und Decken, welcher teils zum Schutz gegen Witterungseinflüsse, teils zur Herstellung bessern Aussehens derselben angewendet wird und nach der Art seiner Anfertigung wie nach der Beschaffenheit