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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Pyramidenbäume - Pyrenäen.

schriftlichen Aufzeichnungen entbehren, sind die innern Kammern der P. von Sakkara mit hieroglyphischen Inschriften reich ausgestattet. Nach dem Vorbild der ägyptischen P. wurden später auch von den alten Römern und andern Völkern Grabmäler in Pyramidenform erbaut. So ist in Rom ein solches Grabmal des Gajus Cestius noch erhalten. Vgl. "Description de l'Égypte. Antiquités", Bd. 5: Vyse, The pyramids of Gizeh (Lond. 1839-42, 3 Bde.); Lepsius, Über den Bau der P. (in den "Monatsberichten der Berliner Akademie der Wissenschaften", 1843), und besonders Petrie, The pyramids and temples of Gizeh (2. Aufl., Lond. 1885).

Pyramidenbäume, s. Obstgarten, S. 312.

Pyramidenhexaëder, s. v. w. Tetrakishexaeder, s. auch Kristall, S. 232.

Pyramidenoktaëder, s. v. w. Triakisoktaeder, s. auch Kristall, S. 232.

Pyramidentetraëder, s. v. w. Trigondodekaeder, s. auch Kristall, S. 232.

Pyramus und Thisbe, nach Ovids "Metamorphosen" ein babylonische Liebespaar, dessen Verbindung durch die Feindschaft der Eltern verhindert wurde. Zu einer nächtlichen Zusammenkunft unter einem Maulbeerbaum vor der Stadt fand sich Thisbe zuerst ein, floh aber, da sie eine Löwin in der Nähe sah, und verlor dabei ein Gewandstück, welches die Löwin zerriß. Als Pyramus dasselbe fand, glaubte er, die Geliebte sei erwürgt, und tötete sich unter dem Maulbeerbaum, dessen Früchte seitdem rot sind; Thisbe gab sich darauf gleichfalls den Tod. Berühmt wurde die Sage durch die karikierte Behandlung in Shakespeares "Sommernachtstraum".

Pyrargyrit, s. Rotgüldigerz.

Pyrawarth, Dorf in der niederösterreich. Bezirkshauptmannschaft Groß-Enzersdorf, am Weidenbach, mit (1880) 1301 Einw. und drei Mineralquellen, von denen eine schon unter Leopold dem Heiligen bekannt war. Vgl. Brée, Das Eisenbad P. (Wien 1884).

Pyrenäen, das Grenzgebirge zwischen Frankreich und Spanien, das sich vom Kap Creus am Mittelländischen Meer bis zur Südostecke des Viscayischen Meerbusens zieht. Die P. nehmen einen Flächenraum von 33,000 qkm (600 QM.) ein und haben eine Länge von 430 km in gerader Linie, bez. von 570 km mit den Hauptverzweigungen bei einer Breite von 20-110 km. Sie sind ein Kettengebirge, welches einen Teil des Nordrandes des Plateaus der Pyrenäischen Halbinsel bildet und wesentlich diesem angehört, indem es durchaus nicht mit den Cevennen zusammenhängt; auf der südlichen Seite dagegen trennen es die breiten Thalebenen am Aragon, Cinca und Segre von den ihnen parallelen Höhenzügen Hocharagoniens und Kataloniens. Man kann sie in die östlichen, Zentral- und westlichen P. teilen, wovon die erstern vom Mittelländischen Meer bis zum Thal des Segre, die zweiten von da bis zum Thal Aspe und dem Paß Canfranc u. die dritten von da bis zum Atlantischen Ozean gehen. Die westlichen P. sind am niedrigsten und haben Berggipfel von 1000-1300 m Höhe, während die östlichen eine mittlere Höhe von 2000-2300 m, die Zentralpyrenäen eine mittlere Höhe von 2500 m erreichen und die höchsten Spitzen derselben bis 3000-3400 m aufsteigen. In den P. kann die südliche Schneelinie mit 2800 m, die nördliche mit 2530 m angenommen werden. Gletscher finden sich nur in den Zentralpyrenäen, die meisten am nördlichen Abhang derselben; auch hängen sie nicht so zusammen wie die Alpengletscher, sondern sind durch mehr oder weniger beträchtliche Zwischenräume voneinander abgesondert. Der größte Pyrenäengletscher bedeckt den nördlichen Abhang der Maladetta. Die natürlichen Übergänge über den Kamm der P., welche durch eine merkliche Vertiefung des Kammes am Anfang zweier sich einander entgegengesetzten Thäler gebildet werden, heißen Ports oder Cols. Einige derselben liegen so hoch, daß sie auf ihrer Nordseite die Schneegrenze erreichen und nur für Fußgänger gangbar sind, und auch für diese nur im Sommer. Unter diesen Übergängen ist der höchste und merkwürdigste die Rolandsbresche (2804 m). Das lieblichste Thal in den P. ist das Kampanerthal (s. Campan), das zu Frankreich gehört und vom Adour durchflossen wird. Die Pyrenäenthäler bieten den Anblick einer Reihenfolge von Becken und Thalengen dar, so daß sie nicht gleichförmig, sondern stufen- und absatzweise von der Ebene zu dem Kamm des Gebirges emporsteigen. Man nennt diese Becken Zirkusthäler; bei den Pyrenäenbewohnern heißen sie Oule oder Houle ("Topf"). Die berühmtesten unter diesen Zirkusthälern sind das von Gavarnie (s. d.) an der Nord- und das von Panticosa an der Südseite, beide im Halbkreis von einförmig sich erhebenden Felswänden umringt und auf den Höhen mit ewigem Schnee und Gletschern bedeckt, welche die zahlreichen Wasserfälle speisen, die über die Wände herabfallen. Seen kommen nur in den höchsten Thälern vor. Die Gewässer der P. gehen dem Mittelmeer und dem Busen von Viscaya zu: dem erstern auf der spanischen Seite durch Nebenflüsse des Ebro (Aragon, Gallego, Cinca, Segre) oder unmittelbar (wie die beiden Llobregats und der Ter), auf der französischen Seite unmittelbar durch den Tech, Tel, Aude etc.; dem letztern auf französischer Seite durch den Adour (Nebenflüsse Gave de Pau, Gave d'Oléron), die Garonne und einige ihrer Nebenflüsse (Ariége, Neste, Baise etc.), auf der spanischen Seite durch die Bidassoa und einige Küstenflüsse.

Der geognostische Bau der P. hat trotz größerer Einfachheit viel Ähnlichkeit mit dem der Alpen. Die Mitte des Gebirges ist in ihren höchsten, östlichern Teilen, wie die Alpen, aus einer Reihe von granitischen Zentralmassen zusammengesetzt. Das verbreitetste Gebirge ist hier Übergangsgebirge, im Kampanerthal devonisches mit dem meist vielbenutzten höhlenreichen Kampanermarmor (Klymenienkalk). Seine Schichten sind steil aufgerichtet um die zahlreichen kleinen und größern granitischen Zentralmassen, deren bedeutendste das Maladettagranitellipsoid ist. Zu den merkwürdigsten Eruptivgebilden seines Gebiets gehört der grüne, hauptsächlich aus Augit (Diopsid), daneben aber auch aus Olivin und Enstatit bestehende und bei stärkerm Vorherrschen des letztern bräunliche Lherzolith. Noch viel verbreiteter sind aber die Ophite, wesentlich aus Hornblende bestehende, etwas triklinen Feldspat enthaltende grünliche Eruptivgesteine, sowohl nördlich als südlich, mehr aber im West- als im Ostteil, dem dagegen die Granite mehr eigen sind. In den westlichen P. herrschen die sedimentären Gebilde durchaus vor, Thon- und Grauwackeschiefer des silurischen und devonischen Übergangsgebirges mit devonischen Kalken (Goniatiten- und Klymenienkalken), hier und da von Kohlenformation (mit Flözen), im ganzen aber, besonders im W. und an der Südseite, überlagert von roten Sandsteinen und Kalksteinen, welche in Viscaya, gleich den vorigen Bildungen (besonders an solchen Punkten, wo Granite in der Nähe anstehen), vielfach reiche Zink- und Bleierze führen. Von denselben gehören die roten Sandsteine der Bunt-^[folgende Seite]