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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Pyrrhichius; Pyrrhocoris; Pyrrhon; Pyrrhos; Pyrrhosiderit; Pyrrhotin; Pyrrhula; Pyrus; Pytelia; Pythagoras

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Pyrrhichius - Pythagoras.

die Darstellung der Thaten des Dionysos verflocht. Bei den Römern war P. ein dramatisches Ballett, das unter Flötenbegleitung von einem Chor von Tänzern und Tänzerinnen aufgeführt wurde.

Pyrrhichius (griech.), ein aus zwei kurzen Silben (^ ^ ) bestehender Versfuß.

Pyrrhocoris, s. Wanzen.

Pyrrhon, griech. Philosoph, Stifter der ältern skeptischen Schule, geboren um 376 v. Chr. zu Elis im Peloponnes, Schüler des Anaxarchos von Abdera, Begleiter Alexanders auf seinem Eroberungszug nach Indien, wo er mit den Lehren der Magier und Gymnosophisten bekannt geworden sein soll, starb 288. Er selbst hat nichts Schriftliches hinterlassen und scheint sich darauf beschränkt zu haben, daß er in spekulativer Hinsicht die Unbegreiflichkeit oder Unerkennbarkeit der Dinge durch Bestreitung jeder dogmatischen Philosophie mittels einander entgegenstehender Gründe darzuthun suchte und hieraus die Ungewißheit aller menschlichen Erkenntnis herleitete, mithin die Zurückhaltung des Urteils als diejenige Gemütsstimmung betrachtete, welche dem Weisen in Bezug auf die Theorie allein gezieme, in praktischer Hinsicht aber auf eine gewisse Unempfindlichkeit des sinnlichen Gefühls drang, jedoch den unbedingten Wert der Tugend als höchsten Guts anerkannte. Daß P. bereits die sogen. zehn skeptischen oder Pyrrhonischen Argumente aufgestellt habe (s. Skeptizismus), ist nicht wahrscheinlich.

Pyrrhos, Achilleus' Sohn, s. Neoptolemos.

Pyrrhos, König von Epirus, Sohn des Äakides, aus einem Geschlecht, das von P. oder Neoptolemos (s. d.), dem Sohn des Achilleus, und Lanassa, der Enkelin des Herakliden Hyllos, abgeleitet wurde, geboren um 318 v. Chr., bestieg zwölf Jahre alt den väterlichen Thron, ward aber um 301 wieder von demselben gestoßen und begab sich nun zu Demetrios Poliorketes, dem Gemahl seiner Schwester Deidamia, sodann nach Alexandria, wo er sich die Gunst des Ptolemäos erwarb und sich mit einer Stieftochter desselben vermählte. Von seinem Schwiegervater unterstützt, gelangte er 295 wieder in den Besitz des väterlichen Reichs und setzte sich von hier aus 287 auch in den Besitz von Makedonien, welches er jedoch nach sieben Monaten wieder verlor. Von den Tarentinern gegen die Römer zu Hilfe gerufen, schiffte er sich im Frühjahr 280 mit 25,000 Mann und 20 Elefanten dahin ein, um sich ein griechisch-italisches Reich zu erobern. Er gewann bei Heraklea am Flusse Siris einen Sieg über den römischen Konsul P. Valerius Lävinus und drang dann bis nach Anagnia gegen Rom vor, mußte aber von da wieder umkehren, da der Konsul Lävinus in Kampanien ein neues Heer gesammelt hatte und ein zweites Heer aus Etrurien zum Schutz von Rom herannahte. Die Versuche, welche er hierauf machte, einen vorteilhaften Frieden mit den Römern zu schließen, scheiterten an deren Mut und Vaterlandsliebe. 279 gewann er zwar noch einen Sieg bei Asculum in Apulien, aber mit so großem Verlust (daher Pyrrhussieg einen Sieg bedeutet, dessen Gewinn durch den Verlust überboten wird), daß er, des Kriegs mit den Römern müde, es vorzog, einer Einladung der Syrakusaner zu folgen, die ihn um Hilfe gegen die Karthager baten. Er führte hier den Krieg anfangs mit großem Glück, so daß er sich der ganzen Insel, mit Ausnahme von Lilybäum und Messana, bemächtigte. Indes die Strenge und Willkür, mit der er die Herrschaft ausübte, rief bald Aufstände in den Städten hervor. Dies und die Nachricht, daß die Römer in Unteritalien große Fortschritte machten, bestimmten ihn, 276 nach Italien zurückzukehren. Er erlitt aber auf der Überfahrt durch einen Angriff der Karthager und durch Sturm einen großen Verlust und wurde 275 von M. Curius Dentatus bei Benevent völlig geschlagen. Er kehrte daher noch 274 nach Epirus zurück. Von hier aus gelang es ihm, sich noch einmal auf kurze Zeit Makedoniens zu bemächtigen. 272 unternahm er dann, von dem Spartaner Kleonymos eingeladen, einen Feldzug nach dem Peloponnes in der Hoffnung, in Griechenland Eroberungen machen zu können. Ein Versuch, Sparta einzunehmen, schlug aber fehl, und als er sich darauf gegen Argos wandte, wurde er, in der Stadt gegen die Übermacht der Feinde kämpfend, durch einen vom Dach herabgeworfenen Ziegelstein getötet. Auf dem Thron von Epirus folgte ihm sein zweiter Sohn, Alexander. Sein Leben beschrieb Plutarch. Vgl. Hertzberg, König P. (Halle 1870); v. Scala, Der Pyrrhische Krieg (Berl. 1884).

Pyrrhosiderit, s. Goethit.

Pyrrhotin, s. Magnetkies.

Pyrrhula, Gimpel; Pyrrhulinae, Gimpel, Unterfamilie der Finken.

Pyrus, s. v. w. Pirus.

Pytelia, Blutfink, s. Astrilds.

Pythagoras, 1) griech. Philosoph, angeblich der Urheber der Gewohnheit, den Namen eines Weisen (Sophos) mit dem eines Freundes der Weisheit (Philosophos) zu vertauschen, soll der Sohn des Mnesarchos gewesen und etwa um 582 v. Chr. geboren sein. Der Geburtsort ist nicht mehr sicher zu ermitteln. Seit 529 war der Schauplatz seiner Thätigkeit Kroton in Unteritalien, wo er eine religiös-politische Gesellschaft stiftete. Einige nennen ihn einen Schüler des Pherekydes und des Anaximander. Bedeutenden Anteil an seinen Ideen und Bestrebungen scheint eine Reise nach Ägypten und der Verkehr mit den dortigen Priestern gehabt zu haben. Durch politische Verfolgungen von seiten der demokratischen Partei genötigt, soll er Kroton nach 20jähriger Wirksamkeit verlassen, mit Metapont vertauscht und dort noch ein sehr hohes Alter erreicht haben. Da er selbst nichts geschrieben hat, so sind wir auf die zweifelhaften Fragmente seines bedeutendsten Schülers, des Philolaos, eines Zeitgenossen des Sokrates, und auf die gelegentlichen Erwähnungen seiner Lehre bei Platon und Aristoteles sowie einigen der nächsten Schriftsteller angewiesen. Die spätere Zeit und besonders der Neuplatonismus und Neupythagoreismus haben die Persönlichkeit des P. sowie seinen Bund mit einem Sagenkreis umgeben, in welchem sich die abenteuerlichsten Erdichtungen und Märchen vorfinden. Auf diese Weise ist P. zu einer mythischen Figur geworden, und die wirklich historischen Zeugnisse aus der ältern Zeit geben äußerst spärliche und sehr variierende Auskunft. Auf P. selbst wird die Lehre von der Seelenwanderung, die mathematische Zahlenphilosophie und die asketische Haltung der Moral des fast klösterlich zu nennenden Zusammenlebens von Mitgliedern des von ihm gestifteten (Pythagoreischen) Bundes sowie die Entdeckung des folgenreichen Lehrsatzes über die Gleichheit der Summe der Kathetenquadrate und des Hypotenusenquadrats zurückgeführt. Ebenso gehören das Monochord und die Bestimmung der einfachen Zahlenverhältnisse, welche rücksichtlich der Länge der Saiten für die Entstehung der Harmonie maßgebend sind, dem ältesten Pythagoreismus an. Die astronomischen Ideen der Pythagoreer waren ursprünglich sehr unvollkommen, aber doch allem Zeitgenössischen weit voraus, obgleich die