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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Quercy - Querschiff.

Quercy (spr. kärßi; Cadurcensis pagus, "Land der Kadurker"), Landschaft der Guienne im südlichen Frankreich zu beiden Seiten des mittlern Lot zwischen Dordogne und Aveyron, gehörte bis zum 10. Jahrh. zu Aquitanien, fiel dann an die Grafen von Toulouse, ward während der Albigenserkriege von Ludwig IX. 1228 eingezogen, aber 1259 und, nachdem Philipp der Schöne es wiedererobert hatte, 1360 zum zweitenmal an England abgetreten, welches das Land mit Guienne vereinigte. Mit diesem fiel es 1453 an Frankreich zurück. Vgl. Lacoste, Histoire de la province de Q. (Cahors 1883-87, 4 Bde.).

Querder, s. Neunauge.

Querel (lat.), Beschwerde; besonders Beschwerdeführung in höherer Instanz gegen den Unterrichter, z. B. wegen versagter oder verzögerter Rechtshilfe (querela denegatae s. protractae justitiae), wegen Nichtigkeit des Urteils (querela nullitatis); auch Bezeichnung für gewisse Klagen, z. B. Querela inofficiosi testamenti, die Klage, mit welcher ein Testament wegen gänzlichen Ausschlusses eines Pflichtteilsberechtigten von diesem angefochten wird. Der Beschwerdeführer heißt Querulant, die Handlung selbst querulieren, ein Ausdruck, der aber auch zur Bezeichnung von unbegründeter und lästiger Beschwerdeführung gebraucht wird. Zuweilen steigert sich diese Beschwerde- und Prozeßsucht sogar bis zur Geistesstörung (s. Querulantenwahnsinn).

Querelle d'Allemand (franz., spr. k'räl dallmang), vom Zaun gebrochener Streit. Nach einigen soll die Redensart aus Alleman entstanden sein, dem Namen einer im 13. Jahrh. im südöstlichen Frankreich lebenden mächtigen und streitsüchtigen Adelsfamilie.

Querétaro de Artega (spr. ke-), einer der Zentralstaaten der Republik Mexiko, östlich von Guanajuato, 10,200 qkm (185 QM.) groß, liegt auf dem Zentralplateau von Mexiko und besteht aus Hochebenen, die von kahlen Hügeln und bewaldeten Bergzügen durchschnitten sind. Der bedeutendste Fluß ist der Paté, der die Grenze gegen Hidalgo bildet. Das Klima ist gemäßigt und gesund, an vielen Orten herrscht indessen Wassermangel. Die Bevölkerung (1882: 203,250 Einw.) besteht großenteils aus Indianern. Hauptprodukte sind: Mais und Zucker, etwas Silber und Quecksilber und verschiedene Industrieerzeugnisse. Die gleichnamige Hauptstadt, 1912 m ü. M., liegt inmitten von Gärten, an der Mexikanischen Zentralbahn, wird durch eine 27 m hohe Wasserleitung mit Trinkwasser versehen, hat einen Regierungspalast, eine Kathedrale, ein Krankenhaus, ein Irrenhaus, eine höhere Schule, schöne Anlagen und (1880) 27,560 Einw. Neben kleinen gewerblichen Anlagen hat die Stadt zwei große Baumwollfabriken mit 2300 Arbeitern, zu deren Schutz die Eigentümer 92 Schutzleute und ein unter ihren Leuten rekrutiertes Milizbataillon von 500 Mann unterhalten. - Q., eine ursprüngliche Niederlassung der kriegerischen Otomiten, ward 1536 von den Spaniern erobert. Hier ratifizierte der Kongreß 29. Mai 1848 den mit den Vereinigten Staaten geschlossenen Frieden von Guadalupe Hidalgo, und hier wurde 19. Juni 1867 der Kaiser Maximilian kriegsrechtlich erschossen. Vgl. Kählig, Geschichte der Belagerung von Q. (Wien 1879).

Querflöte, die gewöhnliche heutige Flöte (s. d.).

Querfurt, vormals reichsunmittelbare Herrschaft (Fürstentum) im obersächs. Kreis, bestand aus der Herrschaft Q. und seit 1635 aus den magdeburgischen Ämtern Jüterbog, Dahme und Burg, hatte ein Areal von 468 qkm (8½ QM.), 20,000 Einw. und teilte sich in die Kreise Q. und Jüterbog. Die edlen Herren von Q. stammen von Burkhard von Falkenstein (gest. 982) ab, dessen Enkel, der Benediktinermönch Bruno von Q., 1009 als Missionär in Preußen seinen Tod fand (s. Bruno 2). Burkhard III. erwarb 1136 die Burggrafschaft Magdeburg (s. d.), ein andrer Burkhard (gest. 1273) folgte 1260 in Mansfeld; dagegen setzte sein älterer Bruder, Gebhard III., die Hauptlinie Q. fort. Nach ihrem Aussterben mit Bruno XI. 1496 fiel die Herrschaft Q. an Mansfeld. Im Prager Frieden 1635 erhielt sie der Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen, der sie als besonderes Reichsfürstentum seinem zweiten Sohn, Herzog August, dem Stifter der Linie Sachsen-Weißenfels, übertrug. Nach dem Aussterben derselben 1746 fiel das gesamte Fürstentum Q. an das Kurhaus Sachsen zurück. Bei der Teilung Sachsens 1815 kam ersteres an Preußen und gehört jetzt teils zum Regierungsbezirk Merseburg in der Provinz Sachsen, teils zum Regierungsbezirk Potsdam in der Provinz Brandenburg und zwar zu den Kreisen Q., Eckartsberga und Jüterbog.

Querfurt, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Merseburg, am Quernebach und der Linie Oberröblingen-Q. der Preußischen Staatsbahn, 166 m ü. M., hat 2 Kirchen, ein altes Schloß, ein Amtsgericht, 2 Zuckerfabriken, Fabrikation von künstlichem Dünger, eine Dampfschneidemühle, Dampfziegeleien, Kalkbrennerei, Braunkohlenbergbau, Bierbrauerei, besuchte Pferdemärkte und (1885) 5255 meist evang. Einwohner. Q. war ehedem Hauptort der Herrschaft Q.

Quergurt, im Bauwesen ein senkrecht zur Längenachse eines Gewölbes gespannter Gurtbogen (s. Bogen), wodurch dasselbe an einzelnen Stellen verstärkt und in Felder eingeteilt wird, deren Gewölbe geringere Stärken und verschiedene Formen erhalten.

Querhaupt, s. Kreuzkopf.

Querlähmung (Paraplegie), derjenige Zustand, bei welchem beide Beine, gewöhnlich zusammen mit den Schließmuskeln des Mastdarms und der Blase, gelähmt sind, daher Unfähigkeit zum Gehen, unfreiwilliger Abgang des Kotes und des Urins vorhanden sind. Dazu gesellt sich in seltenern Fällen auch noch eine Lähmung beider Arme. Die Q. hat ihren Grund in einer Erkrankung (Blutung, Erweichung, Schwund, Geschwülste) des Rückenmarks, und es kann daher jede Schmälerung des Bewußtseins und der höhern Sinnesthätigkeiten fehlen, da das Gehirn von Anfang an wenigstens unbeteiligt ist. Übrigens ist die Q. bald mit Störungen der Empfindung verbunden, bald tritt sie ohne solche auf. Das Fortschreiten erfolgt aufwärts von den Füßen nach dem Rumpf, den Armen und dem Kopf zu. Von der Q. gilt dasselbe, was von der Lähmung (s. d.) im allgemeinen gesagt worden ist. Nur gibt sie, da sie meist von schweren und unheilbaren Gewebserkrankungen des Rückenmarks abhängt, in den meisten Fällen eine schlechte Prognose. Vgl. Leyden, Klinik der Rückenmarkskrankheiten (Berl. 1874-76, 2 Bde.).

Quermäuler (Plagiostomi), s. Selachier.

Querpfeife (die alte Schweizerpfeife, Feldpfeife), eine kleine, eine Oktave höher als die Querflöte stehende Flötenart, die beim preußischen Militär noch gebräuchlich ist (Trommeln u. Pfeifen); ist der Pickelflöte ähnlich, doch nicht mit ihr identisch (ohne Klappen).

Querprofil (Querdurchschnitt), s. Profil.

Querschiff (Kreuzschiff), die gewöhnlich quer vor das Langhaus einer Kirche zwischen diesem und dem Chor, angelegte Halle, deren Länge und Breite die des Langschiffs gewöhnlich überschreitet, wodurch der Grundriß der Kirche ein kreuzförmiger wird (s. Basilika und Kirchenbaukunst).