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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Quintenzirkel - Quintuplum.

Q. heißt in Frankreich auch eine Art der ältern Viole (Viola da braccio), die in drei verschiedenen Größen gebaut wurde: Hautecontre (Alt), die kleinste, Taille (Tenor), die mittlere, und Quinte, die größte Art. Alle drei hatten dieselbe Stimmung. Ferner ist Q. Name der E-Saite der Violine (e'') sowie einer Gattung von Orgelstimmen (s. Fußton); endlich s. v. w. (verbotene) Quintenparallele (s. Parallelen).

^[Abb.: Musiknoten]

Quintenzirkel, in der Musik der Rundgang durch die zwölf Quinten des temperierten Systems c - g - d - a - e (fes) - h (ces) - fis (ges) - cis (des) - gis (as) - dis (es) - ais (b) - eis (f) - his (c). Der Q. zwingt, wenn er zum Ausgangston zurückführen soll, irgendwo zu einer enharmonischen Verwechselung. Modulationen durch den ganzen Q. oder einen größern Teil desselben sind sehr bequem, aber künstlerisch verwerflich.

Quintérne (lat.), im Lottospiel, s. Lotterie (S. 928); in der Buchdruckerei, s. Duernen.

Quinterōnen, s. Farbige.

Quintessénz (lat. quinta essentia), bei den Pythagoreern der Äther; dann nach Raimundus Lullus eine den vier Essenzen der Alchimisten, die sie den vier Elementen des Aristoteles nachgebildet hatten, hinzugefügte "fünfte Essenz". Unter dieser fünften Essenz verstand man auch den Alkohol wegen seiner belebenden Wirkungen und später allgemein den wirksamen Bestandteil eines Körpers. Davon abgeleitet Essenz, ein alkoholischer Auszug, besonders eines Arzneimittels, welcher den wirksamen Bestandteil des letztern enthält.

Quintett (ital. Quintetto, franz. Quintuor), eine Komposition für fünf Instrumental- oder Vokalstimmen oder in begleiteten Gesangswerken ein Stück für fünf Singstimmen, wobei die Instrumente nicht in Betracht kommen. Vgl. Quartett.

Quintfagott, s. Fagott.

Quintfuge, die reguläre, das Thema in der Quinte beantwortende Fuge (s. d.).

Quintidi (franz., spr. kwängt-), im franz. Revolutionskalender der fünfte Tag einer Dekade.

Quintieren (franz. quintoyer), bei Blasinstrumenten das Überschlagen in die Duodezime (Quinte der Oktave) statt in die Oktave. Das Q. ist eine spezifische Eigentümlichkeit der Blasinstrumente mit einfachem Rohrblatt (Klarinette, Bassetthorn, Baßhorn etc., ausgenommen das Saxophon), während alle übrigen Blasinstrumente oktavieren (beim Überblasen die Oktave des tiefsten Tons der Röhre geben).

Quintiliānus, Marcus Fabius, röm. Rhetor, um 35 n. Chr. zu Calagurris in Spanien geboren. In Rom zum Redner gebildet, kehrte er um 59 in sein Vaterland zurück, ließ sich aber 68 bleibend in Rom nieder und erwarb sich hier in einer 20jährigen Thätigkeit als gerichtliche Redner, besonders aber als erster öffentlicher und vom Staat besoldeter Lehrer der Beredsamkeit großen Ruf. Unter seinen Schülern waren auch der jüngere Plinius und die Enkel der Domitilla, der Schwester des Kaisers Domitian, der Q. die konsularischen Abzeichen verlieh. Q. starb vor 118. In seine spätern Lebensjahre fällt die Abfassung seines Hauptwerkes, der vor 96 veröffentlichten "Institutio oratoria", einer vollständigen Anleitung zum Studium der Beredsamkeit in 12 Büchern, von denen das 10. eine Kritik der griechischen und römischen Litteratur vom Standpunkt des Redners gibt. Die Echtheit der ihm beigelegten "Declamationes" ist zweifelhaft (vgl. Ritter, Die Quintilianischen Deklamationen (Freiburg 1881). Sein Stil hält sich im ganzen an das Muster des Cicero und zeichnet sich durch Reinheit und Gedrängtheit aus. Ausgaben der "Institutio" von Spalding, Zumpt und Buttmann (Leipz. 1798-1829, 5 Bde.; dazu als 6. Band "Lexicon Quintilianeum" von Bonnell, das. 1834), Handausgabe von Bonnell (neue Ausg., Berl. 1872-74, 2 Bde.); kritische Hauptausgabe von Halm (das. 1868-69, 2 Bde.); neueste Handausgabe von Meister (Leipz. 1886-87). Übersetzungen lieferten Bender (Stuttg. 1874) und Lindner (Wien 1881). Das 10. Buch ist wegen der darin gegebenen Beurteilung der dem Redner empfohlenen Schriftsteller öfters besonders herausgegeben, so von Bonnell (4. Aufl., Berl. 1873), Krüger (2. Aufl., Leipz. 1874), Halm (das. 1869).

Quintīlis (lat.), älterer Name des Juli (s. d.).

Quintīlschein, s. Aspekten.

Quintin (spr. kängtäng), Stadt im franz. Departement Côtes du Nord, Arrondissement St.-Brieuc, amphitheatralisch über einem kleinen See, aus dem der Gouet abfließt, an der Eisenbahn St.-Brieuc-Pontivy gelegen, mit einem Schloß, Handelsgericht, Gewerbekammer, Fabrikation von Leinwand und Papier und (1881) 3163 Einw.

Quintīnus, Stifter der Quintinisten, einer libertinischen Sekte, die sich in Holland und Brabant ausbreitete, und nach deren Lehre der Mensch alles, auch was die Kirche Sünde nennt, durch die Eingebung des Heiligen Geistes thut. Q., ein Schneider aus der Picardie, wurde 1530 zu Tournai verbrannt.

Quintōle (neulat.), in der Musik eine Figur von fünf Noten gleichen Wertes, welche so viel gelten wie 4 oder auch 6 derselben Gattung.

Quintsextakkord, im Generalbaß Abkürzung für Terzquintsextakkord, d. h. Zusammenklang der Terz, Quinte und Sexte mit dem Grundton, z. B. H d f g. Nach der Lehre von der Umkehrung der Akkorde ist der Q. die zweite Lage des Septimenakkords (s. d.).

Quintstimmen, s. Fußton.

Quinttöne und Terztöne sind Unterscheidungen, welche die neuere Musiktheorie (seit Fogliani und Zarlino) bei der Bestimmung der Verwandtschaftsverhältnisse der Töne macht. Die Alten (Pythagoras) bestimmten alle Intervalle als Pontenzierungen ^[richtig: Potenzierungen] des Quintverhältnisses, die große Sekunde als zweite Quinte (um eine Oktave näher herangerückt = 8:9), die große Terz als vierte Quinte (um zwei Oktaven näher herangerückt = 64:81), die kleine Sekunde als fünfte Quinte (um drei Oktaven näher herangerückt = 243:256). Seit Zarlino nimmt man aber neben der Quintverwandtschaft der Töne eine Terzverwandtschaft an (indem man die Konsonanz der Terz von dem Verhältnis des fünften Obertons ableitet, vgl. Klang), welche die Terz als Grundintervall 4:5 aufstellt und für die kleine Sekunde als Terz der Quinte ([2:3] : [4:5] um eine Oktave zusammengerückt) das Verhältnis 15:16 erzielt. Der Unterschied des als Terz von c bestimmten e (4:5 = 64:80) von dem als vierte Quinte bestimmten (64:81) ist das syntonische Komma 80:81. Neuere Theoretiker (v. Öttingen, Helmholtz u. a.) drücken durch den Buchstaben über- oder untergeschriebene Striche aus, daß derselbe durch eine oder mehrere Terzschritte (im übrigen durch Quintschritte) von c aus bestimmt ist, z. B. c:^fis = c-g-d-^fis, c:^gis = c-^e-^gis u. s. f., so daß diese Bezeichnung zugleich genau die relative Schwingungszahl verrät.

Quintuor, s. Quintett.

Quintŭplum (lat.), das Fünffache.