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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Radschputen; Radschschahi; Radschuh; Radstadt; Radstößer; Radüe; Radulescu; Radwelle; Radyn

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Radschputen - Radyn.

pflege und regen hier wie im Erziehungswesen unausgesetzt Verbesserungen an. Der Volksunterricht, namentlich der Mädchen, ist noch sehr vernachlässigt. Ein College besteht in Dschaipur. Zur Erhebung der Salz- und Zuckersteuer ist R. vom übrigen Indien durch Zollschranken abgeschlossen. Die Fürsten können eine Milizarmee aufbringen von 69,023 Mann Infanterie, 24,287 Mann Kavallerie (darunter auch Kamelreiter) und besitzen 2003 Geschütze. Die Engländer unterhalten in Adschmir und andern Punkten Garnisonen; außerdem sind aus den Gebirgsstämmen drei Bataillone Lokalinfanterie angeworben.

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Staaten des Radschputana-Gebiets.

QKilom. QMeilen Einw. 1881

Alwar (Ulwur) 7832 142 682926

Banswara 3885 71 104000

Bhartpur 5112 93 645540

Bikanir 57858 1051 509021

Bundi 5957 108 254701

Dholpur 3108 56 249657

Dschaipur 37462 680 2534357

Dschallawar 6977 127 340488

Dschessalmir 42596 774 108143

Dschodhpur (Marwar) 95826 1740 1750403

Dungarpur 2590 47 86429

Karauli 3129 57 148670

Kischengarh 1875 34 112633

Kotah 9834 179 517275

Lawa 47 0,8 2682

Mewar (Udaipur) 32814 596 1443144

Partabgarh 3781 69 79298

Schahpura 1036 19 51750

Sirohi 7821 142 142903

Tonk 6498 118 338029

Zusammen: 336038 6103,8 10102049

Radschputen (engl. Rajpoots, im Sanskrit Radschaputra, "Königssohn"), Name einer großen, weitverbreiteten Hindukaste im nördl. Indien, nach dem Zensus von 1881: 7,107,828 Seelen (803,000 in Zentralindien, 480,000 in Radschputana, 450,000 in der Präsidentschaft Bombay, 364,000 im Pandschab, 213,000 in den Zentralprovinzen; der Rest lebt zerstreut in den übrigen Provinzen und Staaten Indiens); doch gehen sie jetzt einer immer größern Abnahme entgegen teils durch vielfache Mischungen mit andern Klassen, teils durch den bei ihnen trotz aller Verbote der englischen Regierung noch immer vorkommenden Mord weiblicher Kinder. Man darf die R. nicht mit den spätern Khatri, den alten Kschatria, der Kriegerkaste, verwechseln, was bei der gleichen Beschäftigung naheliegt. Im Kampf einesteils gegen die Fremdlinge, dann um einen neuen Herd gegen die umwohnenden Stammesgenossen, widmete sich die ganze Bevölkerung der kriegerischen Beschäftigung und betrachtete sich als zur Kriegerkaste gehörend. Sieger in den Kämpfen um den neuen Besitz, beanspruchten sie alle Rechte der letztern. Leute aus niedrigen Kasten erhoben sich dadurch in die Kriegerkaste; aus gleichen Ursachen verweigerte man den Namen R. später auch andern tapfern Stämmen nicht, selbst wenn sie nach Geschichte und Äußerm von Aboriginern abstammten. Zur Verwischung des ursprünglichen Ausdrucks trug auch die Sitte bei, daß der Radschpute seine Frau niemals aus seiner Kaste nimmt. So ist es gekommen, daß ihre örtliche Verbreitung heute eine sehr große ist. In dem gebirgigen Land westlich von Dschelam kommen sie gleich den Dschat nicht vor. Erst im nordöstlichen Pandschab bilden sie einen zahlreichen Teil der Bevölkerung, und die Distrikte von Dschamu und Kangra werden beinahe ganz von R. bewohnt. Dasselbe gilt von den Gegenden östlich vom Satledsch, namentlich den Simlabergen. Im Gangathal finden wir sie östlich von den Dschat, im mittlern Doab, in Rohilkand und im östlichen Audh, während das untere Doab mehr für ein von Brahmanen besetztes Land gelten kann. Auch weiter östlich in Azimgarh und Ghazipur sind die R. zahlreich; ebenso in Baghelkand und Bandelkhand, in Malwa und Mewar, wo sie für einen der schönsten und kräftigsten Stämme ihrer Klasse gelten. In Gudscharat spielen die R. eine bedeutende Rolle, und auch in Kathiawar und im untern Sind kommen Spuren einer sonst zahlreichen Radschputenbevölkerung vor. Das Zentrum ihrer Macht liegt jedoch in den Radschputanastaaten, wo jedoch nicht sie, sondern vielmehr die Dschat den numerisch größern Teil der Bevölkerung ausmachen. Ursprünglich die feudalen Eroberer des Westens von Hindostan, sind sie jetzt zum kleinern Teil Großgrundbesitzer, zum größern gewöhnliche Ackerbauern; eine Abteilung, der Osvalstamm, betreibt auch Geldgeschäfte in großem Stil in den Städten Indiens. In welcher Stellung sie aber auch sein mögen, immer sind sie von einem großen Stolz auf ihre Abstammung erfüllt, der sich stets in einem sichern und würdevollen Auftreten kundgibt.

Radschschahi, Regierungsbezirk in der britisch-ind. Provinz Bengalen, zwischen Brahmaputra, Ganges und Himalaja, 45,137 qkm (820 QM.) groß mit (1881) 7,733,775 Einw., davon 63 Proz. Mohammedaner, 37 Proz. Hindu und 1806 Christen. R. ist im äußersten Norden gebirgig, besteht aber sonst in einer weiten alluvialen Ebene und liefert außer Reis insbesondere das Gandschah oder Haschisch genannte Harz, das aus dem Hanf gewonnen und in Indien nur hier dargestellt wird. Für die Eingebornen bestehen ein College u. eine Madrasa zu Rampur Beauleah, für Engländer und Europäer höhere Schulen in Dardschiling und Karsiang. Hauptort ist Siradschpandsch. Der Bezirk wird in seiner ganzen Länge von der Eisenbahn Kalkutta-Dardschiling durchzogen.

Radschuh, s. Hemmschuh.

Radstadt, Stadt im österreich. Herzogtum Salzburg, Bezirkshauptmannschaft St. Johann, auf felsiger Höhe (856 m ü. M.) über der Enns und an der Staatsbahnlinie Bischofshofen-Selzthal gelegen, hat alte Ringmauern, 3 Kirchen, darunter die alte Kapuzinerkirche, Käsereien und (1880) 953 Einw. R. ward schon 1286 zur Stadt erhoben und widerstand 1526 der Belagerung im Bauernkrieg. Östlich von R. der Paß Mandling, durch den die Straße und Eisenbahn aus dem Pongau nach Steiermark führt; südlich zieht die Straße über den Paß des Radstädter Tauern (1763 m hoch), mit Tauernhaus, nach St. Michael an der Mur und weiter nach Kärnten. Nördlich von R. erhebt sich der 1768 m hohe Roßbrand mit Schutzhaus und lohnender Aussicht.

Radstößer, s. Prellstein.

Radüe, rechter Nebenfluß der Persante im preuß. Regierungsbezirk Köslin, entspringt auf dem Pommerschen Landrücken bei Groß-Karzenburg, fließt westlich und mündet nach einem Laufe von 100 km bei Köslin, während ein kleiner Arm rechts nach dem Mühlenbach bei Köslin geht.

Radulescu, Johann, s. Heliade.

Radwelle, s. v. w. Welle (vgl. Rad an der Welle); auch Abkürzung für Wasserradwelle, Schwungradwelle, Zahnradwelle etc.

Radyn (poln. Radzyn), Kreisstadt im russisch-poln. Gouvernement Sjedletz, hat ein schönes Schloß mit großem Park und (1885) 4109 Einw. R. ward 1485 angelegt und gehört der Familie Czartoryiski.