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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Raffaelporzellan - Rafn.

Raffaelporzellan, englische Majoliken moderner Fabrikation mit bemalten Reliefs in der Art der Dekorationen von Capo di Monte und Buen Retiro.

Raffelsberger, Franz, Buchdrucker in Wien zu Ende der 30er und Anfang der 40er Jahre dieses Jahrhunderts, war der Erfinder eines typometrischen Systems zur Herstellung von Landkarten mittels beweglicher Typen. S. Typometrie.

Raffenel, Anne, Reisender, geb. 26. April 1809 zu Versailles, unternahm als französischer Marinebeamter 1826-42 Reisen nach allen Teilen der Erde und seit 1843, nach dem Senegal beordert, zwei Erforschungsreisen in das Innere Afrikas, deren Ergebnisse er in "Voyage dans l'Afrique occidentale" (Par. 1846) und "Nouveau voyage dans le pays des Nègres" (das. 1856, 2 Bde.) niederlegte. Seit 1855 Gouverneur von Madagaskar, starb er daselbst 12. Juni 1858.

Raffholz, s. Leseholz.

Raffinade (franz.), s. Zucker.

Raffinement (franz., spr. -fin'mang), Feinheit, Schlauheit, ausgesuchte Berechnung, besonders in Ausbeutung alles zur Förderung eines bestimmten Zwecks Dienenden.

Raffinieren (franz.), s. v. w. reinigen, verfeinern, läutern, bezeichnet z. B. die Darstellung von reinem Zucker (Raffinade) aus Rohzucker, die Reinigung fetter Öle von schleimigen Bestandteilen oder gewisser Metalle von verschiedenen Beimischungen etc., in der Glasfabrikation das Schleifen und Bemalen der Gläser; bildlich s. v. w. grübeln, ausklügeln, schlau und berechnend auf etwas sinnen; daher raffiniert, s. v. w. verschmitzt, schlau, abgefeimt; mit Raffinement (s. d.) ersonnen. In der offiziellen Polizeisprache bezeichnet R. das Herumstreichen öffentlicher Dirnen.

Raffl., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für Sir Thomas Stamford Raffles (s. d.).

Raffles (spr. räffls), Sir Thomas Stamford, engl. Beamter in Ostindien, geb. 6. Juli 1781 am Bord eines Schiffs in Westindien, ward Schreiber im Ostindischen Haus zu London, 1804 Sekretär bei dem Gouverneur der Insel Pinang, 1811 nach der Eroberung Javas, bei welcher er dem Lord Minto wichtige Dienste geleistet hatte, stellvertretender Gouverneur dieser Insel, um deren Hebung in geistiger wie in materieller Hinsicht er sich große Verdienste erwarb. Nach Zurückgabe Javas an die Holländer kehrte er 1816 mit seinen naturwissenschaftlichen Sammlungen nach England zurück, erhielt aber bald darauf die Statthalterschaft von Benkulen, in welcher Stellung er durch die Gründung von Singapur (1819) dem britischen Handel einen Mittelpunkt im indischen Inselmeer verschaffte. Seine schwankende Gesundheit bewog ihn, 1824 nach England zurückzukehren, und er verlor dabei durch einen Schiffsbrand den größten Teil seiner wertvollen Sammlungen. Er starb 5. Juli 1826 in Highwood Hill. Von seinen Schriften ist die "History of Java" (Lond. 1817, 2 Bde.; neue Aufl. 1830) hervorzuheben. Sein Leben beschrieb seine Witwe (Lond. 1830).

Rafflesia R. Br. (Riesenblume), Gattung aus der Familie der Rafflesiaceen, stiel- und blattlose Schmarotzergewächse in Java und Sumatra, welche auf den Wurzeln von Cissus-Arten wuchern und eine oft ungemein große Blüte treiben. Die Blüte von R. Arnoldi R. Br., 1818 von Arnold und dem Gouverneur von Benkulen, Sir Stamford Raffles, auf sumatra entdeckt, mißt 90 cm im Durchmesser, wiegt 5 kg, faßt gegen 4 Lit. Wasser und bildet somit die größte aller Blüten. Vor dem Entfalten gleicht sie einem riesigen Kohlkopf, nach dem Aufblühen ist sie fleischrot, im Alter schwarzbraun und riecht so stark aasartig, daß die Fliegen sich herbeilocken lassen, um ihre Eier darauf abzulegen. Man kennt drei bis vier Spezies, aber alle sind kleiner als die genannte; die Blüte von R. Patma Blume auf Java (60 cm im Durchmesser) wird als styptisches Heilmittel benutzt.

Rafflesiaceen, dikotyle Familie von zweifelhafter systematischer Stellung, zunächst mit den Aristolochiaceen verwandt, chlorophyllfreie Schmarotzergewächse von stark reduzierter Bildung, die mittels eines Thallus in Wurzeln, in wenigen Fällen, bei Apodanthes und Pilostyles, auch in Stengeln bestimmter Nährpflanzen wuchern und aus der Rinde derselben ihre mit schuppigen Deckblättern besetzten, meist beulenförmigen Blütenpolster hervortreten lassen. Die Blüten selbst sind bei den verschiedenen Gruppen der R. abweichend gebaut. Die vorzugsweise im Ostindischen Archipel einheimischen Rafflesieae mit den Gattungen Rafflesia und Brugmansia besitzen ein in fingerförmige oder breite Zipfel geteiltes Perigon, in dessen Mitte sich der Blütenscheitel in Form einer oben kopfig erweiterten Säule, der Kolumna, erhebt. Rings unterhalb ihres Kopfes steht ein Kranz von Antheren und darüber eine ringförmige, papillöse Narbenzone. Der untere Teil der Blüte bildet einen nicht von der Blütenachse differenzierten Fruchtknoten, der in unregelmäßigen Spalten die Ovula erzeugt. Vgl. Solms-Laubach, Die Entwickelung der Blüte bei Brugmansia Zippelii Bl. ("Botanische Zeitung" 1876). Die Blüte der in den Wäldern Javas einheimischen, auf Cissus-Wurzeln schmarotzenden Rafflesia Arnoldi R. Br. zeichnet sich durch kolossale Dimension und aasähnlichen Geruch aus. Bei den zweihäusigen amerikanischen Apodantheae wird eine wirkliche Fruchtknotenhöhle ausgebildet. Die in Afrika und Amerika einheimischen Hydnoreae haben meist Zwitterblüten, ein großes, dreiteiliges Perigon, drei den Perigonzipfeln gegenüberliegende Gruppen von Staubgefäßen und ein dreigliederiges Ovar, das bei einer Art, der Hyduora americana R. Br. oder Prosopanche Burmeisteri De Bary, in den Placenten eingesenkte Samenknospen erzeugt. Auch die Cytineen (s. d.) werden neuerdings zu den R. gezogen. Man kennt im ganzen etwa 25 Arten der R. Vgl. Hooker, Cytinaceae, in De Candolles "Prodromus". Bd. 17.

Raffray (spr. -frä), Achille, franz. Naturforscher und Reisender, geb. 1844, bereiste im Auftrag des französischen Unterrichtsministeriums 1873 bis 1875 Abessinien, Sansibar und das Land der Wanika, 1876-77 die Molukken, die Nordküste von Neuguinea und die Inseln Korido und Mafor in der Geelvinkbai, von wo er reiche Sammlungen zurückbrachte. R. wurde darauf zum französischen Konsul in Massaua ernannt. Er veröffentlichte die Berichte über seine Reisen in dem "Bülletin der Geographischen Gesellschaft" und im "Tour du monde"; selbständig erschienen: "Afrique orientale. Abyssinie" (Par. 1876) und "Les églises monolithes de la ville de Lalibéla (Abyssinie)" (1882).

Rafin., s. Raf.

Rafn, Karl Christian, nord. Archäolog, geb. 16. Jan. 1795 zu Brahesborg auf Fünen, ward 1820 Lehrer bei der Landkadettenakademie und zugleich bei der Universitätsbibliothek in Kopenhagen, 1826 Professor, 1839 Etatsrat, 1859 Konferenzrat und starb 20. Okt. 1864 in Kopenhagen, wo er 1825 die Nordiske Oldskrift Selskab gegründet hatte. Seine Hauptwerke sind: "Nordiske Kämpehistorier" (Kopenh. 1821-26,