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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Rallentando - Rāmāyaṇa

braun mit schwarzen Flecken, an den Seiten mit schwarz und weiß gebänderten Federn; Schnabel und Beine sind rot. In Deutschland ist er ein Zugvogel, der im März ankommt und im Oktober nach Südeuropa zieht, wo er viel gegessen wird. In der Gefangenschaft sind die R. wegen ihres lebhaften Wesens gern gesehen und mit einem Gemenge aus eingeweichtem Weißbrot, gemahlenem Fleisch, Garneelenschrot und Fischen leicht zu erhalten.

Rallentando (ital.), musikalische Vortragsbezeichnung: langsamer werdend.

Rallĭdae, s. Rallen.

Ralliement (frz., spr. rallimáng), Ralliieren, das Sammeln einer durch das Gefecht auseinander gekommenen Truppe.

Ralliierte, franz. Partei, s. Konstitutionelle Rechte.

Ralum, Station an der Südküste der Blanchebai auf Neupommern, unter 152° 13,6' östl. L. und 4° 19,7' nördl. Br. gelegen, enthält Plantagen von Kaffee und Baumwolle. Dicht bei R. Herbertshöh.

Ram., hinter lat. Insektennamen Abkürzung für Jean Pierre Rambur (spr. rangbühr), einen franz. Entomologen.

Rama, Ramath, Ramoth, im Alten Testament eine häufig vorkommende Ortsbezeichnung (mit dem hebr. Artikel ha-Rama), jetzt er-Ram oder er-Rame ("die Höhe"). Am bekanntesten sind 1) R. in Benjamin, ein streitiger Grenzort zwischen Juda und Israel (1 Kön. 15, 17 fg.), heute das Dorf er-Ram, 10 km nördlich von Jerusalem. - 2) Der Heimatsort Samuels auf dem Gebirge Ephraim, entweder ha-Rama oder in der Lokalform ha-Ramathaim; letztere wurde dann griechisch zu Armathaim, Ramattem oder Arimathia (Matth. 27, 57) und war später eine der röm. Toparchien (Bezirke) in Palästina, durch die der Makkabäer Jonathan um 145 v. Chr. sein Gebiet vergrößerte. - 3) R. im Ostjordanlande (meist Ramoth genannt), um das in Kriegen zwischen Israel und den Syrern von Damaskus gestritten wurde. (S. Mizpa.)

Rāma, der siebente Avatāra (s. d.) des Vishṇu, in welchem er sich in R., dem Sohne des Königs Daçaratha von Ajōdhjā (heute Oudh), verkörperte. Seine Geschichte giebt das Rāmāyaṇa (s. d.).

Ramadân, Ramadhân, nach türk. Aussprache Ramasân, der neunte Monat des mohammed. Mondjahres, für dessen ganze Dauer das mohammed. Gesetz den Gläubigen Enthaltung von allen körperlichen Genüssen während der Tageszeit vorschreibt; die Nächte werden religiösen Übungen und Lustbarkeiten gewidmet. Auf den R. folgt unmittelbar an den drei ersten Tagen des Monats Schawwâl das Fest des kleinern Bairâm (s. d.).

Ramadou (frz., spr. -duh, von ramade, dialektisch soviel wie Schafherde), feiner franz. Käse, der in den Pyrenäen aus Schafmilch bereitet wird.

Ramasân, türk. Monat, s. Ramadân.

Ramaßeisen, ein sehr zähes Schmiedeeisen, aus Abfällen von Schmiedeeisen bestehend, die man in Pakete zusammenlegt, schweißt und ausstreckt.

Ramath, Orte in Palästina, s. Rama.

Ramathāim, Ort in Palästina, s. Rama 2.

Rāmāyaṇa, das zweite große Nationalepos der Inder. Gegenüber dem Mahābhārata (s. d.) ist das R. ein Kunstepos (kāvya) und rührt von einem Dichter her, als welcher Vālmīki genannt wird. Das R. umfaßt 7 Bücher mit etwa 24000 Versen, meist Çlōka (s. d.). Sein Name bedeutet: "auf Rāma bezüglich", und es enthält die Geschichte des Rāma. Vishṇu nahm als Rāma menschliche Gestalt an, um Rāvaṇa, den Fürsten der Dämonen auf Ceylon, einen gewaltigen Götterfeind, zu besiegen. Zur Frau gewann er sich die Sītā, die schöne Tochter des Königs Dschanaka von Vidēha, indem er einen gewaltigen Bogen spannte und damit den Wettpreis, die Sītā, gewann. Als er zum Kronprinzen und Mitregenten geweiht werden sollte, wußte dies seine Stiefmutter Kāikējī auf Betreiben einer buckligen Sklavin Mantharā zu hintertreiben, um ihren Sohn Bharata zum Könige einzusetzen. Rāma geht, von Sītā und seinem Bruder Lakschmaṇa begleitet, auf 14 Jahre in die Verbannung in die Wälder, wo er viele gute Thaten durch Vernichtung von Dämonen und Ungeheuern verrichtet. Im Daṇḍakawalde in Südindien wird ihm Sītā durch den Dämonenkönig Rāvaṇa entführt und nach Ceylon gebracht. Mit Hilfe des Affenkönigs Sugrīva und seines Ministers Hanumant zieht Rāma über das Meer, besiegt den Rāvaṇa in langen Kämpfen und befreit die Sītā. Nach Ablauf der Verbannung kehrt Rāma nach Ajodhjā zurück, wo ihm Bharata sofort die Herrschaft freiwillig abtritt. Damit schloß das alte Gedicht, das 6 Bücher umfaßt. Das 7. Buch (Uttarakāṇḍa) schildert, nach einer Abschweifung über die Geschichte des Rāvaṇa, von Gesang 37 an die spätere Geschichte des Rāma und der Sītā. Da die Bürger von Ajōdhjā die Unschuld der Sītā bezweifelten, trennt sich R. von ihr. Sītā begiebt sich in die Einsiedelei des Vālmīki und gebiert dort Zwillinge, den Kuça und Lava. Die Unschuld der Sītā kommt schließlich zu Tage und sie wird mit Rāma wieder vereint. Der Schluß beschreibt die Himmelfahrt der Gatten.

Vālmīki giebt uns die Darstellung der Geschichte des Rāma in der Gestalt, die sie durch die Priester erhalten hat. Rāma ist der Mustermensch nach dem Herzen der Priester. Das Gedicht ist reich an schönen hochpoet. Episoden und hat seinen einheitlichen Charakter bewahrt, obwohl es mehrfach überarbeitet worden ist. Versuche, es in einzelne Lieder aufzulösen oder gar einen Einfluß der Homerischen Gesänge darin nachzuweisen (A. Weber, Über das R., Berl. 1870; engl. Übersetzung von Boyd, Bombay 1873; dagegen: Telang, Was the R. copied from Homer? ebd. 1873), sind ebenso mißlungen wie mythische Deutungen des R. (Weber, Lassen, Wheeler, Jacobi), gegen die allein schon die Zeit des Epos spricht. Die älteste Fassung der Rāmasage findet sich bei den Buddhisten im Dasarathajātaka (hg. von W. Fausböll, Kopenh. und Lond. 1871); doch wird die Sage dort nur so weit mitgeteilt, als sie für den beabsichtigten Zweck in Frage kam, einen Mann zu trösten, dessen Vater gestorben war. Bei manchen Abweichungen im einzelnen, zeigt die buddhistische Sage schon alle wesentlichen Züge der brahmanischen, soweit eben beide überhaupt gemeinsam sind. Das R. ist uns in mehrern Bearbeitungen erhalten, die bedeutend voneinander abweichen. - Vgl. H. Jacobi, Das R., Geschichte und Inhalt nebst Konkordanz der gedruckten Recensionen (Bonn 1893); H. Wirtz, Die westl. Recension der R. (ebd. 1894). Die erste Ausgabe mit engl. Übersetzung von Carey und Marshman (4 Bde., Serampore 1806-10) kam nur bis zum 63. Kapitel des 3. Buches, die von Schlegel (3 Bde., Bonn 1829-38) mit lat. Übersetzung umfaßt nur 2 Bücher. Die sogenannte bengal. Recension veröffentlichte Gorresio mit ital. Übersetzung (10 Bde., Par. 1843