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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Rammeln; Rammelsberg

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Rammeln - Rammelsberg.

Handhaben versehen, dienen zum Pflastern der Straßen. Die mit mechanischen Hebevorrichtungen ausgestatteten Rammen heißen Rammmaschinen und zerfallen in Zugrammen und Kunstrammen. Bei der Zugramme stehen fünf zu einer vierkantigen Pyramide vereinigte Balken auf einem beweglichen Schwellwerk, welches einen Dielenboden für die sogen. Stube, d. h. für den Standpunkt der Arbeiter zwischen den Balken, enthält. Von letztern stehen zwei fast genau senkrecht und haben in ihrer Mitte denjenigen Balken (Läufer, Laufrute, Mäckler), an welchem der Rammklotz (Rammbär oder Hoyer), durch zwei Nasen geführt, auf- und abgleitet. Der letztere besteht aus einem massiven hölzernen Block von etwa 1½ m Länge und 50 cm Durchmesser, der mit starken eisernen Bändern umgeben ist, oder aus einem 300-600 kg schweren gußeisernen Fallblock. Am obern Ende trägt er einen starken Ring, in welchem ein Seil befestigt ist, welches über die Rammscheibe an der Spitze des Gestells läuft und an dem nach der Stube herabreichenden Ende mit mehreren Leinen versehen ist. An diesem wirken die Arbeiter, indem sie den Klotz in die Höhe ziehen und wieder fallen lassen. Die Arbeitskraft wird hierbei aber sehr unvollständig ausgenutzt, zumal da zum Heben eines schweren Klotzes selbst bei einer großen Anzahl von Arbeitern bedeutende Anstrengung erforderlich ist, die es nötig macht, daß die Arbeitsverrichtung in kurzen Absätzen (gewöhnlich 25 Hübe, welche zusammen eine Hitze bilden) mit mindestens ebenso langen Zwischenräumen erfolgt. Der Wirkungsgrad des Rammens wächst mit dem Gewicht und der Steighöhe des Klotzes. Da nun aber bei der Zugramme die Zahl der Arbeiter nicht ohne Nachteil für die Wirkung des einzelnen vergrößert werden und der Rammklotz höchstens gegen 1½ m hoch gehoben werden kann, so ist das Arbeiten mit derselben aus doppelten Gründen unvollkommen. Viel vorteilhafter sind daher die Kunstrammen, bei denen die Arbeiter an einer Radwelle arbeiten und durch Vorgelege das Gewicht und die Steighöhe des Rammbären beliebig vergrößert werden kann. Letzterer besteht hierbei stets aus Gußeisen und bewegt sich zwischen zwei Laufruten. Er hat am obern Rand ein Öhr, woran er von einer aus zwei Haken bestehenden Zange ergriffen wird, welche an einem besondern Block und mit diesem am Rammtau festsitzt. Die Zange läuft nach oben in zwei lange Schenkel aus, welche durch ihre eigne Kreuzung oder durch zwei Stahlfedern so nach außen gedrückt werden, daß das Maul der Zange geschlossen bleibt und mithin der Rammbär festgehalten wird. Das Rammseil wird nun mittels Kurbeln um eine Trommel gewunden und der Rammklotz auf diese Weise gehoben. Am obern Ende der Laufruten treten die Zangenschenkel zwischen zwei feste Vorsprünge, schließen sich dadurch und öffnen das Maul, falls dieses nicht früher schon mittels Zugs einer Ausrückleine durch einen Arbeiter bewirkt wurde. Der Rammklotz fällt daher aus der Höhe herab, und indem man auch sofort das Getriebe an der Trommel ausrückt, wickelt sich das Rammtau sehr schnell ab, die Zange fällt nieder, öffnet sich, sobald sie den Rammklotz berührt, und schließt sich dann wieder, so daß das Spiel von neuem beginnen kann. Mittels dieser Kunstramme heben 3-6 Mann Rammbären von 350-800 kg 5-10 m hoch. Treträder, Hand- und Pferdegöpel sowie Wasserräder können ebenfalls zum Betrieb der Rammen verwandt werden. Nasmyth hat bei den Kunstrammen wie bei dem Dampfhammer (s. Hammer) mit großem Vorteil eine Dampfmaschine angewendet und dadurch die Dampframme erfunden. Diese hebt den sehr schweren Rammbären auf eine kleine Höhe und läßt ihn sehr schnell aufeinander folgende Schläge machen. Die Leistung des Rammbären hängt vom Produkt aus seinem Gewicht und seiner Steighöhe ab; wenn man also das eine um ebensoviel vergrößert, als man das andre verringert, so wird dadurch nichts an Leistung verloren; man gewinnt aber den Vorteil, daß man den Dampf direkt wirken, d. h. den Rammbären unmittelbar von der Stange des Dampfkolbens heben lassen kann. Dies geschieht in einem Rahmen, welcher den Dampfcylinder nach untenhin fortsetzt und über dem einzurammenden Pfahl mündet. Hebelarme, welche in den Klotz hineinragen, werden durch den Schlag verrückt und wirken ihrerseits auf die Steuerung. Hat der Kolben den höchsten Stand erreicht, so wird der Dampf abgesperrt; zugleich werden Öffnungen frei, durch welche der unter dem Kolben befindliche Dampf entweicht, und es fällt der Kolben mit dem Rammbären nieder. Dabei wirkt er auf den einen Hebelarm, die Steuerung wird umgestellt, und der Dampf tritt von neuem unter den Kolben. Der Rammbär wiegt bei solchen Maschinen bis 1500 kg und macht in einer Minute 70-100 Schläge von ca. 1 m Höhe, während Kunstrammen in einer Stunde nur 10-40 Schläge machen. Man kann mit der Dampframme die Arbeit sehr beschleunigen, zumal da das Eindringen der Pfähle durch die schnelle Aufeinanderfolge der Schläge befördert zu werden scheint. Die Nasmythsche Dampframme ruht auf einer Plattform mit vier Rädern, welche auf einer Eisenbahn längs der Pfahlreihe laufen. Der Läufer des Rammbären ist an einer Seite der Plattform fest angeschraubt und wird durch Streben und Zugstangen, welche vom Kopf desselben nach den vier Ecken der Plattform herabgehen, in seiner vertikalen Lage erhalten. Auf dem Kopf sitzt eine große Leitrolle, über welche eine starke Kette läuft, an deren einem Ende der ganze Treibapparat hängt, während sich das andre Ende um eine Trommel windet, die durch eine auf der Plattform befestigte Dampfmaschine in Umdrehung gesetzt werden kann. Letztere dient auch noch zum Aufrichten der Pfähle und zum Fortrollen des ganzen Apparats auf der Schienenbahn. Bei andern Dampframmen wirkt die Dampfmaschine auf ein gewöhnliches Windewerk, an deren Seil oder Kette der Rammbär hängt. Bei den Pulverrammen hebt eine auf dem Pilotenkopf explodierende Patrone das Schlaggewicht, und während des Aufflugs des Gewichts wird eine neue Patrone eingebracht, deren neuerliche, durch den Schlag selbst hervorgebrachte Explosion den nächsten Aufflug bewirkt. Vgl. "Handbuch der Ingenieurwissenschaften", Bd. 4 (Leipz. 1883).

Rammeln, von Hasen etc., s. v. w. sich begatten.

Rammelsberg, Berg des Oberharzes, liegt südlich von Goslar im preuß. Regierungsbezirk Hildesheim und im braunschweigischen Amt Harzburg, 636 m hoch. Er ist höchst erzreich und liefert Silber, Kupfer, Blei, Glätte, Schwefel, auch etwas Gold. Die Bergwerke, schon seit 968 bearbeitet, bildeten bis 1874 den wichtigsten Teil des Kommunion-Unterharzes (s. Harz, S. 194) und gehören seitdem ganz zu Preußen.

Rammelsberg, Karl Friedrich, Chemiker, geb. 1. April 1813 zu Berlin, widmete sich zuerst der Pharmazie, studierte 1833-37 Naturwissenschaften, namentlich Chemie und Mineralogie, in Berlin, habilitierte sich daselbst 1840, ward 1846 Professor an der Universität, 1850 Lehrer der Chemie und Mineralogie am königlichen Gewerbeinstitut und hielt auch Vorlesungen an der Bergakademie. 1855 wurde er