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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Rapsdotter - Raschi.

kultur, bei welcher man den Reihen 25-30 cm Entfernung gibt. Die Reihen werden behackt, die Wasserrübe in den Reihen auf 20-30 cm Entfernung vereinzelt. Der Ertrag als Stoppelrübe, Ende Juli oder Anfang August gesäet, schwankt zwischen 200 und 320 Ztr. vom Hektar, während die Brachrübe, Mai bis Juni gesäet, oft bis 1200 Ztr. bringt. Die Wasserrübe ist ein gutes Beifutter für Schafe und Rindvieh, darf letzterm jedoch nicht in größern Mengen als 1 kg auf 50 kg Lebendgewicht gereicht werden, soll die Milch nicht einen faden Beigeschmack annehmen. Die Teltower Rübe enthält 3,573 eiweißartige Körper, 0,112 Fett, 1,262 Zucker, 10,496 sonstige stickstofffreie Substanzen, 1,815 Cellulose, 1,172 Asche, 81,570 Wasser.

Rapsdotter, s. Camelina.

Rapsfloh, s. Erdflöhe.

Rapskäfer (Rapsglanzkäfer, Meligethes aëneus Fabr.), Käfer aus der Gruppe der Pentameren und der Familie der Glanzkäfer (Nitidulariae), 2,6 mm lang, länglich eiförmig, grünlich erzfarben, dicht und fein punktiert, behaart, mit schwärzlichen Fühlern und Beinen, gelben, linearen, fein gesägten Vorderschienen, die Fühler mit rundlicher, dicht gegliederter Keule, in gerade Furchen der Kopfunterseite zurückschlagbar. Der R. nährt sich von Knospen und Blüten des Rapses und Rübsens und andrer Kruciferen, überwintert in der Erde und legt seine Eier einzeln in die Knospen. Die Larve nährt sich von den Blüten und benagt später die jungen Schoten. Sie ist walzig, gelblichweiß, mit braunem oder schwärzlichen Kopf und Hornfleckchen auf den Gliedern, verpuppt sich im Juni in einem losen Gespinst in der Erde, aus welchem Anfang Juli der Käfer ausschlüpft, welcher nun dem Sommerrübsen und Leindotter gefährlich werden kann. Ihm und seinen Larven verdanken die in der Reife stehenden Ölsaaten zumeist die trocknen Spitzen. Als Schutzmittel dienen Vorkehrungen, welche ein kräftiges Wachstum der Pflanzen bewirken, so daß diese in ihrer Entwickelung der des Käfers vorauseilen.

Rapskohl, s. Raps.

Rapskrankheit, s. Sklerotienkrankheiten. ^[richtig: Slkerotien.]

Rapsöl, s. v. w. Rüböl.

Rapsverderber, s. Polydesmus.

Raptatores (lat.), s. v. w. Rapaces, s. Raubvögel.

Raptim (lat.), schnell wie auf dem Raub.

Raptus (lat.), Raub; Anfall von Raserei.

Rapunzel, Pflanzengattungen: s. v. w. Oenothera biennis und Valerianella olitoria.

Rar (lat.), selten; rara avis, ein seltener Vogel, etwas Seltenes; Rarität, Seltenheit, auch etwas selten Vorkommendes, daher Sehenswerte.

Rarefaktion (lat.), Verdünnung, Schwund, besonders Knochenschwund, eine Folge mangelhafter Ernährung des Knochens.

Raeren (spr. rah-), Dorf im preuß. Regierungsbezirk Aachen, Kreis Eupen, an der Linie Rote Erde-Malmedy der Preußischen Staatsbahn, hat eine kath. Kirche, (1885) 3416 Einw. und ist bekannt durch seine Steinzeugfabrikation im 16. und 17. Jahrh. Die Raerener Krüge sind meist gelblichbraun oder grau mit blauen Verzierungen. Besonders beliebt war die "Bartmann" (s. d.) genannte Form.

Raritan, Fluß im nordamerikan. Staat New Jersey, entsteht in der Grafschaft Somerset und mündet nach 55 km langem Lauf bei Amboy in die Raritanbai des Atlantischen Ozeans. Er ist 27 km aufwärts bis Brunswick schiffbar, und von dort führt ein 68 km langer Kanal nach Trenton am Delaware.

Rarotonga, größte Insel des Hervey-Archipels (s. d.), 81 qkm mit 2000 Einw., deren Sprache (Grammatik von Bujacott, Lond. 1854) zwischen der tahitischen und neuseeländischen steht. Nur die fruchtbaren, gut angebauten Küstenebenen sind bewohnt. Die Insel wurde 1814 entdeckt.

Râs (arab., "Spitze"), s. v. w. Vorgebirge; in Abessinien auch s. v. w. Berggipfel, dann Fürst.

Rasamalabaum, s. Liquidambar.

Rasánt (franz.), bestreichend. Eine Flugbahn ist r., wenn sie sich möglichst wenig über den bestrichene Raum (1,8 m hoch, Mannshöhe) erhebt; die Rasanz der Flugbahn nimmt zu mit der Anfangsgeschwindigkeit der Geschosse (s. Flugbahn).

Rasch (Alpengras), s. Carex.

Rasch (franz. Ras), leicht gearbeiteter, vierschäftiger Köper, meist aus grobem Kammgarn. Feinerer Stoff hieß ehedem Chalon.

Räsch, ostind. (Salz-) Maß, = 16 Anna (s. d.).

Raschau, Pfarrdorf in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, Amtshauptmannschaft Schwarzenberg, hat eine Oberförsterei, Bergbau, Korkschneiderei, Spitzenklöppelei, Gorlnäherei, Holzschleiferei und Pappenfabrikation, Maschinenbau, Spunddreherei und (1885) 2697 evang. Einwohner. In der Nähe die Vitriol- und Alaunhütte Allerheiligen.

Raschdorff, Julius, Architekt, geb. 1823 zu Pleß i. Schl., besuchte 1844-47 die Bauakademie in Berlin und wurde 1853 Stadtbaumeister in Köln, wo sich damals eine große Bauthätigkeit entfaltete, so daß er sich in verschiedenen Aufgaben und Stilarten, am glänzendsten in der Renaissance, zeigen konnte. Es sind namentlich die Restaurationen mehrerer romanischer und gotischer Kirchen wie auch die des Rathauses, das eine neue, im Stil der alten gehaltene Renaissancefassade erhielt, ferner der Umbau des Gürzenich (seit 1855) und das in Gemeinschaft mit Felten errichtete (1861) Wallraf-Richartz-Museum, das neue Stadttheater (1871 und 1872), die Gewerbeschule und andre öffentliche Bauten in Köln, ebenso das Gymnasial- und Realschulgebäude in Bielefeld und (1876-78) das Ständehaus in Düsseldorf (italienische Renaissance). 1879 wurde er als Baurat und Professor an die Bauakademie (jetzt technische Hochschule) zu Berlin berufen. Von seinen spätern Bauschöpfungen sind das Reichspostgebäude in Braunschweig und die Vollendung des Polytechnikums in Berlin-Charlottenburg zu nennen. Er gab heraus: "Abbildungen deutscher Schmiedewerke" (Berl. 1877 bis 1878; kleine Ausg. 1878); "Entwürfe und Bauausführungen im Stil deutscher Renaissance" (das. 1879); "Palastarchitektur Toscanas" (das. 1883-88); "Ein Entwurf Kaiser Friedrichs zum Neubau des Doms und zur Vollendung des königl. Schlosses in Berlin" (das. 1888).

Raschewka, Flecken im russ. Gouvernement Poltawa, mit 5000 Einw., welche bemerkenswerte Katzenzucht und Anfertigung von Katzenpelzen, daneben Flaum- und Borstenhandel treiben.

Raschi (Verkürzung aus Rabbi Sch'lomo ben Isak), fälschlich Jarchi genannt, jüd. Gelehrter, der populärste unter den Bibel- und Talmudkommentatoren des Mittelalters, geb. 1040 zu Troyes in der Champagne, lebte in bescheidenen Verhältnissen und starb 1105. Schüler der höhern jüdischen Schulen zu Worms (unter Jak. ben Jair und Isak ha-Levi), woselbst neben der Synagoge die Raschikapelle mit dem Raschistuhl gezeigt wird, und Mainz (unter Isak ben Juda), mit klarem Verstand begabt, war er bald auf dem Gebiet des hebräischen und rabbinischen Schrifttums vollständig heimisch und erklärte mit gesundem Sinn, richtigem Takt und Präzision den