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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Raummeter - Rauschbrand.

lage diente. Vgl. seine "Erläuterungen zu den Ergebnissen der orthographischen Konferenz" (Halle 1876).

Raummeter, s. Festmeter.

Raumo, alte Stadt im finn. Gouvernement Abo-Björneborg, am Bottnischen Meerbusen, mit (1884) 3578 Einw., welche Handel mit Holzwaren und Schiffsreederei treiben. Früher war der Ort auch durch seine Spitzenklöppeleien berühmt. Derselbe verdankt sein Entstehen einem im 15. Jahrh. hier angelegten, 1538 aufgehobenen Kloster mit einer berühmten Schule.

Raumsinn, s. Tastsinn.

Räumte, im Seehandelswesen der zur Verfrachtung von Seehandelsgut verfügbare Raum.

Raupach, Ernst Benjamin Salomo, dramat. Dichter, geb. 21. Mai 1784 zu Straupitz bei Liegnitz, studierte Theologie in Halle, kam als Hauslehrer nach Petersburg und wurde 1816 mit dem Titel Hofrat als Ordinarius der philosophischen Fakultät an der dortigen Universität angestellt, womit er im folgenden Jahr das Lehrfach der deutschen Litteratur und der Geschichte verband. 1822 kehrte er nach Deutschland zurück und ließ sich nach einer italienischen Reise (über welche er unter dem Pseudonym Hirsemenzel "Briefe" veröffentlichte, demselben Pseudonym, das nachmals Immermann in seinem "Münchhausen" aufgriff, um R. zu parodieren) 1824 in Berlin nieder, wo er sich ausschließlich dramatischen Arbeiten widmete und 18. März 1852 starb. Raupachs dramatische Produktion bezeichnete den Übergang aus der eigentlichen dramatischen Dichtung zur Bühnenroutine ohne innern Antrieb und Gehalt. In seinen frühsten Versuchen lehnte er sich an Schiller an; einige der ersten zur Aufführung gebrachten Tragödien ("Die Erdennacht", "Isidor und Olga", "Die Fürsten Chawansky") entbehrten nicht einzelner kräftiger Züge und wirklicher Stimmung. Mit dem wachsenden Erfolg seiner Dramen aber trat die ursprüngliche Leerheit und Trivialität seiner Natur stets stärker hervor. Auf seine technische Virtuosität in der Szenengruppierung und seinen gewandten Versbau vertrauend, ging er jeder Vertiefung aus dem Weg und begnügte sich mit der hergebrachten Charakteristik und rhetorischen Gemeinplätzen. Seine Produktivität war dabei erstaunlich. Der große Cyklus: "Die Hohenstaufen", eine von Barbarossa bis zu Konradin reichende Tragödienreihe, andre historische Dramen (z. B. "Die Royalisten", "Cromwells Ende", "Mirabeau", "Timoleon"), Volks- und Rührdramen ("Der Müller und sein Kind"), Nachahmungen Lessings, Schillers, selbst der spanischen Dramatiker überschwemmten, in rascher, drängender Folge erscheinend, die Berliner Bühne und von ihr aus die übrigen deutschen Theater. Auch im Lustspiel, das er von dem Konversationsstück an bis zur faden Posse und bloßen Straßenanekdote herab bearbeitete, ist R. mit Glück thätig gewesen, weniger als schaffender Dichter denn als Verstandesmensch, der die Bedürfnisse des Publikums und die Hilfsmittel seiner Kunst genau kannte und letztere, um jene zu befriedigen, geschickt anzuwenden wußte. Dabei fehlt es ihm nicht an trefflichem, wenn auch etwas trocknem Witz, an Laune und ergötzlicher Situationskomik. Auch ist die Charakteristik in seinen bessern Lustspielen ("Der Zeitgeist", "Die Schleichhändler", "Der versiegelte Bürgermeister" etc.), wenn auch nicht selten übertrieben, doch wirksam und ergötzlich, die Persiflage und Satire, ohne in die eigentlichen krankhaften Stellen der Zeit zu schneiden, oft gelungen und treffend. Seine Dramen erschienen in zwei Abteilungen gesammelt: "Dramatische Werke komischer Gattung" (Hamb. 1828-35, 4 Bde.) und "Dramatische Werke ernster Gattung" (das. 1830-1843, 16 Bde.). Vgl. Pauline Raupach, R., eine biographische Skizze (Berl. 1853).

Raupen, s. Schmetterlinge und Insekten.

Raupen, die dicken, lose gewundenen silbernen Schulterstücke (ohne Rangsterne) auf der linken Schulter der Generale in gestickter Uniform; auch die Bouillons an den Epauletten der Generale, Admirale und Stabsoffiziere der Marine (s. Abzeichen). Vgl. Raupenhelm.

Raupenfliegen, s. v. w. Mordfliegen.

Raupenhelm, bis 1888 die in der bayrischen Armee übliche Kopfbedeckung mit einem vom Nackenschirm über den Kopf reichenden raupenähnlichen Schmuck.

Raupenleim, s. Brumata-Leim.

Raupennester, große, s. Goldafter; kleine, s. Weißling.

Raupp, Karl, Maler, geb. 1837 zu Darmstadt, bildete sich anfangs zum Landschaftsmaler und von 1856 bis 1858 unter J. Becker am Städelschen Institut zu Frankfurt für das Genre aus. Als Schüler der Münchener Akademie schloß er sich 1860-65 eng an Karl Piloty an. Darauf gründete er sich ein eignes Atelier und bildete bald auch eine kleine Privatmalschule. 1868 wurde er als Professor der Malerei an die Kunstschule zu Nürnberg berufen und war in dieser Stellung bis 1879 thätig, wo er nach München zurückkehrte und eine Professur an der dortigen Akademie übernahm. R. malt mit Vorliebe stimmungsvolle Bilder, in welchen Landschaft und Staffage sich das Gleichgewicht halten, und vorzugsweise Motive aus dem Leben der Fischer und Landleute am Chiemsee. Er hat einen feinen Sinn für die Farbe; sein Vortrag ist breit und kräftig. Seine Hauptwerke sind: im Schutz der Mutter; Kahnfahrt auf dem Chiemsee; junges Volk; verschiedene Passagiere; Heimkehr vor dem Wetter; auf stiller Flut; glücklich gelandet; in den Wellen; Gebetläuten am Mittag während der Ernte; Ave Maria.

Rauriker (Raurici, Rauraci), Volk in Gallia belgica, am Rhein in der Gegend von Basel zwischen der Aaremündung und Breisach, stellte 58 v. Chr. 23,000 Mann zu dem Heer der ausziehenden Helvetier und hatte eine ziemlich bedeutende Zahl von Städten, unter denen Augusta Rauricorum (jetzt Augst, östlich von Basel) die bedeutendste war.

Rauriser Thal, Seitenthal des Salzachthals in Salzburg, von der Rauriser Ache durchströmt, mündet bei Taxenbach mittels einer großartigen Felsschlucht (mit Wassersturz, Kitzlochklamm) ins Hauptthal und zieht sich aufwärts acht Stunden gegen die Hohen Tauern (Hochnarrgruppe) hinan. Hauptort ist der Marktflecken Rauris mit (1880) 545 Einw. Das Thal war ehemals (namentlich im 15. und 16. Jahrh.) Standort eines blühenden Bergbaues auf Gold und Silber, welcher auch gegenwärtig in geringerm Maß im obersten Thalboden betrieben wird. Der Bergbau befindet sich 2341 m ü. M. auf dem Goldberg und ist durch einen Seilaufzug mit dem Pochwerk in Kolm-Saigurn (1597 m ü. M., mit Telephon und elektrischer Beleuchtung) verbunden. Auf dem nahen Sonnblick; 3103 m ü. M., ist seit 1886 eine meteorologische Station, die höchste in Europa, eingerichtet.

Rauschbeere, s. Empetrum; auch s. v. w. Moorheidelbeere, Vaccinium uliginosum.

Rauschbrand (Geräusch) der Rinder, dem Milzbrand ähnliche Infektionskrankheit, wird am häufigsten auf den süddeutschen Alpen, in der Schweiz, Frankreich und Italien, seltener in Norddeutschland beobachtet. An der innern Fläche der Hinterschenkel,