Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

662

Rebus - Rechberg und Rothenlöwen

Krapf (s. d.) nach Mombas in Ostafrika und beteiligte sich an allen Reisen und geogr. Entdeckungen desselben sowie an der Erforschung der Sprache der Suaheli und Wanika. R. blieb 30 Jahre in Afrika; als er erblindete, kehrte er 1875 nach Europa zurück und starb 4. Okt. 1876 in Kornthal.

Rebus, Bilder- oder Zeichenrätsel, eine Zusammenstellung von Bildern, denen häufig Zahlen, einzelne Buchstaben, Silben oder vollständige Wörter als Ergänzung dienen, die irgend ein Wort, meist aber einen allgemeinen Gedanken, eine Sentenz, ein Sprichwort u. s. w. ausdrücken soll. Es wird hierbei von Rechtschreibung und Gehalt des durch das Bild angedeuteten Wortes völlig abgesehen und nur gesorgt, daß man aus den mittels des Bildes u. s. w. gewonnenen Buchstaben ein Ganzes zusammensetzen kann. So genügt zur Bezeichnung des Beiwortes "ganz" das Bild einer Gans, und die Abbildung eines Bettes und eines Stabes mit l dazwischen drückt das Wort "Bettelstab" aus. Der Ausdruck R. rührt von Fastnachtscherzen der studierenden Jugend her, die, besonders in der Picardie um 1600, solche Bilderrätsel über komische Vorfälle zusammenstellte und diese Zeichenspiele de rebus quae geruntur ("über die Dinge, die geschehen", d. h. Tagesgeschichten) nannte. Die älteste Sammlung von R. in Deutschland ist Bodenehrs "Geistliche Herzens-Einbildungen in 250 biblischen Figursprüchen angedeutet" (Augsb. 1685; neue Ausg. um 1720). - Vgl. Ochmann, Zur Kenntnis des R. (Oppeln 1861); Hoffmann, Grundzüge einer Geschichte des Bilderrätsels (Berl. 1869); Delepierre, Essai historique et bibliographique sur le rébus (Lond. 1874).

Rebut (frz., spr. -büh), Abweisung, Verweigerung der Annahme schlechter Waren; auch die schadhafte Ware selbst, Ausschuß, Schofel; rebutieren, zurückweisen.

Rec., auf Rezepten Abkürzung für Recipe (lat., d. h. nimm).

Récamier (spr. -kamieh), Jeanne Françoise Julie Adelaide Bernard, Madame, eine durch Schönheit und Geist ausgezeichnete Frau, geb. 4. Dez. 1777 zu Lyon, heiratete 1793 einen reichen Bankier in Paris, Jacques N. Sie zählte zu den Frauen, die unter dem Direktorium in den Salons der eleganten Welt alle Blicke auf sich lenkten, und versammelte in ihrem Hause zur Zeit des Konsulats die interessanteste Gesellschaft von Paris. Durch ihre Verbindungen mit zurückgekehrten Emigranten und antibonapartistischen Personen wurde sie jedoch politisch verdächtig, weshalb sie auf höhern Befehl ihre Gesellschaften einstellen mußte. Von Frau von Staël, ihrer Freundin, nach Coppet eingeladen, gewann sie hier die Neigung des Prinzen August (s. d.) von Preußen. 1811 aus Paris verbannt, lebte sie in Châlon-sur-Saône und in Lyon, machte Reisen in Italien, von wo sie bei der Wiedereinsetzung der Bourbonen nach Paris zurückkehrte. Später zog sie sich in die Abbaye-aux-Bois im Faubourg St. Germain zurück, wo sie einen Freundeskreis um sich sammelte und als Vertraute Châteaubriands eine große Berühmtheit erlangte. Sie starb an der Cholera 11. Mai 1849. Ihre Züge wurden von David und dessen Schüler Gérard im Gemälde verewigt. Ihre Nichte und Adoptivtochter, Madame Lenormant, gab heraus: "Souvenirs et correspondance tirés des papiers de Madame R." (2 Bde., Par. 1859 u. ö.). - Vgl. Châteaubriands Mémoires d'outre-tombe, Bd. 8-10; Brunier, Ein edles Frauenbild. Julie R. (Preßb. 1875).

Recanati, Stadt in der ital. Provinz und im Kreis Macerata in den Marken, südlich von Ancona, an und auf einer Anhöhe 10 km vom Adriatischen Meere, hat (1881) 5824, als Gemeinde 19524 E., sehenswerte Paläste, darunter der des Dichters Jac. Leopardi mit Sammlungen; die Kathedrale San Flaviano mit dem Denkmal Gregors XII.; ein Monument Leopardis; in der Nähe Trümmer des antiken Helvia Ricina und an der Mündung der Potenza ins Meer den Hafen Porto R. mit Station der Linie Ancona-Bari des Adriatischen Netzes.

Receiver (engl., spr. rißihwr), Teil einer Compoundmaschine (s. Dampfmaschine, Bd. 4, S. 737 a und 742 b).

Recensent, s. Recension.

Recension (lat.), kritische Durchsicht eines Schriftstellers, besonders zum Zweck der Textberichtigung, und die hierauf begründete Ausgabe; ferner die kritische Beurteilung eines neu erschienenen Buchs, einer dramat. oder musikalischen Aufführung u. s.w. Der Verfasser einer solchen R. heißt Recensent.

Recensionsexemplare, im Buchhandel Exemplare litterar. Neuigkeiten, die der Verleger oder der Verfasser an die Redaktionen von Zeitungen und Zeitschriften unentgeltlich versendet, um diese dadurch zur Anzeige, Besprechung und womöglich kritischer Beurteilung der Neuigkeiten in ihren Blättern zu veranlassen.

Recepisse (lat., "empfangen zu haben"), Empfangschein, Empfangsbescheinigung.

Recept, s. Rezept.

Receptaculites Goldf., eine neuerdings zu den Kieselschwämmen (Hexactinelliden) gestellte Familie von Tieren aus der Silur- und Devonzeit, deren scheibenförmige oder becherartige feste Hülle selbst in kleinen Fragmenten leicht erkennbar ist an ihrer äußern Verzierung, bestehend aus zwei sich kreuzenden Systemen von Kreislinien, welche von dem Scheibencentrum aus über die ganze Oberfläche des Tiers ausstrahlen, wie die Samenreihen auf dem Fruchtboden (Receptaculum) einer Sonnenblume.

Receptaculum (lat.), das bei Reichung des Abendmahls untergebreitete Tuch; in der Chemie soviel wie Vorlage einer Retorte u. s. w.; Behälter, besonders Wasserbehälter; in der Botanik soviel wie Fruchtboden.

Reception (lat.), Annahme, Aufnahme.

Receptitien (lat.), das Vermögen der Ehefrau, welches sie sich zur eigenen Verwaltung vorbehalten hat, im Gegensatz zu Illaten (s. d.) und Paraphernen (s. d.).

Receptor (lat.), Einnehmer, besonders von Steuern; Receptur, Amt eines R.; auch das Zubereiten von Arzneien nach Rezept.

Receptum, bei den alten Römern der Vertrag, welchen die Parteien eines Schiedsvertrags mit dem Schiedsrichter schlossen (R. arbitri). Der Schiedsrichter war nun verpflichtet, den Spruch zu fällen. R. ist dann auch die Aufnahme von Sachen des Gastes durch den Gastwirt, von Reisegepäck und Frachtgut durch den Frachtführer. Das R. begründet eine qualifizierte Haftung für Beschädigung und Verlust. (S. Delikt und Frachtvertrag.)

Receß, s. Rezeß.

Rechberg, Berg und Burg bei Gmünd (s. d.) in Württemberg.

Rechberg und Rothenlöwen, schwäb. Geschlecht, mit dem Stammhause Hohenrechberg im Oberamt Gmünd, dessen Stammvater Ulrich 1194 die Marschallswürde im Herzogtum Schwaben bekleidete. Seine Nachkommen sollen schon 1227 die