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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Redon - Réduit.

Redon (spr. -dóng), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Ille-et-Vilaine, an der Mündung des Oust in die Vilaine, am Kanal von Nantes nach Brest und der Eisenbahn Savenay-Landerneau (Abzweigung nach Rennes), hat eine ehemalige berühmte Benediktinerabtei, von welcher noch die schöne gotische Kirche erhalten ist, eine Handelskammer, einen Hafen, in welchem (1886) 149 Schiffe mit 14,059 Ton. eingelaufen sind, Fabrikation von landwirtschaftlichen Werkzeugen, Gerberei und Kürschnerei, Schiffbau, Handel mit Holz, Getreide, Mehl, Obst und Vieh und (1886) 4847 Einw.

Redondilien, bei den Spaniern und Portugiesen eine früher übliche Gedichtform, bestehend aus einer Strophe von vier sechs- oder achtsilbigen Versen, von denen meist der 1. und 4. und der 2. und 3. miteinander reimten oder assonierten. Die Versart kommt auch in den spanischen Dramen vor.

Redopp, der Vierteltempogalopp des Schulpferdes, bei welchem kein freier Abschwung, kein Moment stattfindet, in dem sich das Pferd mit allen vier Beinen über der Erde befindet.

Redoublieren (franz.), verdoppeln, verstärken.

Redoute (franz., spr. röduht, ital. ridotto, v. mittellat. reductus, "Ort der Zurückgezogenheit"), in der Befestigungskunst eine geschlossene Schanze, welche nur ausgehende Winkel hat. Die einfachste R. ist die vierseitige; günstiger sind die fünf- und mehrseitigen wegen der kleinern unbestrichenen Räume. Die R. ist jetzt wenig mehr gebräuchlich; die Napoleonische R. hatte Trapezform. Im 17. und 18. Jahrh. gebrauchte man das Wort R. auch allgemein für Mummenschanz, Maskenball.

Redowa (Rejdovák), böhm. Tanz im Tripeltakt von ziemlich schneller Bewegung; eine Abart, die Rejdovacka, steht im 2/4-Takt.

Redressieren (franz.), etwas wieder in Ordnung, ins Geleise bringen; rückgängig machen.

Red River ("roter Fluß"), 1) rechter Nebenfluß des Mississippi in Nordamerika, entspringt am Osthang der salzgeschwängerten Llano estacado, 747 m ü. M., trennt Texas vom Indianergebiet, wendet sich dann südlich und südsüdöstlich, durchströmt die Staaten Arkansas und Louisiana und fällt nach einem Laufe von 1900 km unter 31° nördl. Br. in den Mississippi. Der R. ist acht Monate hindurch bis Shreveport, 530 km oberhalb seiner Mündung, schiffbar. Jenseit dieser Stadt ist der Fluß durch eine Anhäufung von Flößholz (die sogen. Raft) auf eine Strecke von 120 km gesperrt. - 2) (R. of the North) Fluß in Nordamerika, entspringt als Ottertail River in einem See Minnesotas, vereinigt sich bei Breckenridge mit dem aus Lake Traverse kommenden Sioux Wood River, wendet sich dann nach N., Minnesota von Dakota trennend, tritt bei Pembina in britisches Gebiet über und ergießt sich schließlich nach einem Laufe von 960 km in den Winnipegsee. Von Breckenridge an ist er schiffbar. Auf britischem Gebiet, bei Winnipeg, nimmt er den schiffbaren Assiniboine auf (s. Manitoba).

Redruth (spr. réddrüth), Stadt in der engl. Grafschaft Cornwall, nordwestlich von Falmouth, liegt in der Mitte eines der (besonders an Kupfer und Zinn) reichsten Bergbaubezirke der Welt und hat (1881) 9335 Einw. In der Umgegend viele Druidenreste.

Redruthit, s. Kupferglanz.

Redscheb, Name des siebenten Monats im mohammedan. Mondjahr, auch der taube Monat oder Gottesmonat genannt, weil Kriegführen oder sonstiges Blutvergießen in demselben verboten war.

Redschme (arab.), ein Geflecht aus rohen Ziegenhaaren, welches, um den Kopf gewunden, zur Befestigung des Keffieh (s. d.) dient.

Red Star-Linie, Dampfschiffahrtslinie von Antwerpen nach Philadelphia und New York.

Redt., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für Ludwig Redtenbacher, geb. 1814 zu Kirchdorf in Österreich, gest. 1876 als Direktor des zoologischen Kabinetts in Wien (Käfer).

Red tape (engl., spr. redd tehp, eigentlich das "rote Band", womit Akten etc. zusammengebunden werden), Spitzname für Beamtenpedanterie.

Redtenbacher, 1) Ferdinand, Ingenieur, geb. 25. Juli 1809 zu Steyr, studierte 1825-29 in Wien am polytechnischen Institut und an der Universität, ward dann am polytechnischen Institut Assistent, 1834 Professor der Mathematik und des geometrischen Zeichnens an der höhern Industrieschule in Zürich und wandte sich hier ausschließlich dem Maschinenwesen zu, für welches er in den Werkstätten von Escher-Wyß eingehende Studien machte. 1841 ging er als Professor des Maschinenbaues an das Polytechnikum in Karlsruhe, ward 1857 Direktor desselben und starb 16. April 1863. Redtenbachers Arbeiten sind für die Entwickelung der Maschinenlehre von eminenter Bedeutung gewesen, indem er zuerst eine Vermittelung zwischen Mathematik und Mechanik einerseits und den Aufgaben des praktischen Maschinenbaues anderseits, an welcher es damals noch vollständig fehlte, zu stande brachte und dadurch der Theorie Vertrauen und Erfolg bei der Praxis verschaffte. Er schrieb: "Theorie und Bau der Turbinen und Ventilatoren" (Mannh. 1844, 2. Aufl. 1860); "Theorie und Bau der Wasserräder" (das. 1846, 2. Aufl. 1858); "Resultate für den Maschinenbau" (das. 1848; 6. Aufl. von Grashof, 1875; auch franz., 2. Aufl., das. 1873); "Die kalorische Maschine" (das. 1852, 2. Aufl. 1853); "Prinzipien der Mechanik und des Maschinenbaues" (das. 1852, 2. Aufl. 1859; franz., das. 1872); "Die Gesetze des Lokomotivbaues" (das. 1855); "Die Bewegungsmechanismen" (das. 1857-64, 2. Aufl. 1866); "Das Dynamidensystem" (das. 1857); "Die anfänglichen und gegenwärtigen Erwärmungszustände der Weltkörper" (das. 1861); "Der Maschinenbau" (nach seinem Tod vollendet von Hart, das. 1862-65, 3 Bde.). Nach seinem Tod erschien: "Die geistige Bedeutung der Mechanik" (Münch. 1879, mit Biographie).

2) Rudolf, Architekt und Kunstschriftsteller, Sohn des vorigen, geb. 17. Mai 1840 zu Zürich, widmete sich dem Studium der Baukunst auf den Akademien von Berlin, Dresden und Wien, war an den Herstellungsarbeiten der Dome zu Mainz und Regensburg praktisch thätig und ging 1872 nach Italien, wo er sich besonders mit den architektonischen Handzeichnungen in den Uffizien zu Florenz beschäftigte. Nach seiner Rückkehr ging er nach Holland, wo er im Auftrag der Regierung eine Inventarisation der dortigen Denkmäler veranstaltete. Bald nachdem er eine ähnliche Arbeit für das Großherzogtum Baden begonnen, starb er 21. Dez. 1885 in Freiburg i. Br. Er schrieb unter anderm: "Leitfaden zum Studium der mittelalterlichen Baukunst" (Leipz. 1881); "Tektonik" (Wien 1881); "Die Architektonik der modernen Baukunst" (Berl. 1883); "Die Architektur der italienischen Renaissance" (Frankf. a. M. 1886).

Réduit (franz., spr. -düih), "Rückzugswerk"), jeder Abschnitt (s. d.) einer Befestigung, besonders gemauerte, bombensicher eingedeckte, verteidigungsfähige Hohlbauten im Innern andrer Werke, deren