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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Reinaert; Reinaud; Reinbau; Reinbek; Reinbot von Durn; Reine; Reinecke; Reineclaude; Reineke Vos; Reinertrag; Reinerz

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Reinaert - Reinerz

Landes, insbesondere aber das Kunstgewerbe zu studieren. 1876 wurde er ord. Professor der Geographie in Marburg, 1883 in Bonn. Er veröffentlichte: "Japan, nach Reisen und Studien" (2 Bde., Lpz. 1881 u. 1886) und übersetzte dieses Werk auch ins Englische (Lond. 1884-89); "Geogr. und naturwissenschaftliche Abhandlungen. I. Columbus und seine vier Reisen nach dem Westen. Natur und hervorragende Erzeugnisse Spaniens" (Lpz. 1892) sowie "Asien" (im "Geogr. Handbuch zu Andrees Handatlas").

Reinaert (spr. -nährt, d. i. Neinbard), Name des Fuchses im niederländ. Tierepos. (S. Tiersage.)

Reinaud (spr. ränoh), Joseph Toussaint, franz. Orientalist, geb. 4. Dez. 1795 zu Lambesc (Depart. Bouches-du-Rhône), studierte zu Paris Arabisch, Persisch und Türkisch und erhielt 1824 eine Anstellung an der königl. Bibliothek. 1832 wurde er Mitglied der Akademie der Inschriften und Adjunktkonservator der orient. Handschriften, 1838 Professor des Arabischen an der Schule für orient. Sprachen. 1854 rückte er zum Konservator der orient. Handschriften auf, und 1861 übernahm er die Leitung der Schule für orient. Sprachen. Er starb 13. Mai 1867. Seinen Ruf begründete R. mit dem Werke: "Description des monuments musulmans du cabinet de M. le Duc de Blacas" (2 Bde., Par. 1828). Diesem folgten, außer der Ausgabe des "Roman de Mahomet" und des "Livre de la loi au Sarrazins" (mit Fr. Michel, Par. 1831), die "Extraits des historiens arabes relatifes aux guerres des croisades" (ebd. 1829) und die Invasion des Sarrazins en France" (ebd. 1836). Zu der von ihm mit de Slane besorgten Textausgabe der Geographie des Abulfeda (2 Tle., Par. 1837-48) schrieb R. eine Einleitung, welche die Geschichte der geogr. Wissenschaft im Orient resümiert. Ferner veröffentlichte er: "Fragments arabes et persans, relatifs par les Arabes er les Persans dans l'Inde et à la Chine (2 Bde., ebd. 1845), "Du feu grégois, des feux de la guerre et des origines de la poudre à canon) (mit Favé, ebd. 1844).

Reinbau, s. Rohbau.

Reinbek, Dorf im Kreis Stormarn des preuß. Reg.-Bez. Schleswig, rechts an der Bille, an der Linie Wittenberge-Hamburg der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgericht (Landgericht Altona), hat (1890) 1320 E., Post, Telegraph, ein im 16. Jahrh, vom Herzog Adolf von Holstein-Gottorp erbautes Schloß, jetzt Hotel, Kaltwasserheilanstalt (Sophienbad) und Dampfmahlmühle und wird als Sommerfrische von Hamburg aus besucht.

Reinbot von Durn, s. Durn, Reinbot von.

Reine (frz., spr. rähn), Königin.

Reinecke, Karl, Komponist, Dirigent und Klaviervirtuos, geb. 23. Juni 1824 zu Altona, trat bereits im elften Jahre als Klavierspieler auf, erhielt 1843 vom König Christian VIII. ein Stipendium, mit dessen Hilfe er in Leipzig drei Jahre Musik studierte. Nachdem er inzwischen zum dän. Hofpianisten ernannt war, verschiedene Kunstreisen durch Norddeutschland unternommen und sich abwechselnd in Paris und Bremen aufgehalten hatte, ging er 1851 als Lehrer des Klavierspiels an die Rheinische Musikschule nach Köln. 1854 wurde er Musikdirektor in Barmen, 1859 in Breslau. 1860 übernahm er in Leipzig das Amt eines Kapellmeisters der Gewandhauskonzerte und eines Lehrers der Komposition und des höhern Klavierspiels am dortigen Konservatorium. 1885 wurde er von der Universität Leipzig zum Dr. phil. honoris causa ernannt, bald darauf erhielt er vom König von Sachsen den Titel Professor. Als Klavierspieler ist R. besonders im Vortrag von Mozartschen Konzerten und von klassischen Kammermusikwerken ausgezeichnet. Als Komponist huldigt er in selbständiger Weise der Mendelssohn-Schumannschen Richtung. Im Druck erschienen bis 1894 über 220 Kompositionen: zwei Sinfonien und zehn Ouvertüren, das Oratorium "Belsazar", das für Männerchor geschriebene Chorwerk "Hakon Jarl", die Märchenkompositionen "Schneewittchen", "Dornröschen", "Aschenbrödel", "Schneeweißchen und Rosenrot" und "Die wilden Schwäne" nebst verschiedenen andern größern Chorwerken, die Operetten "Der vierjährige Posten" und "Ein Abenteuer Händels", die große fünfaktige Oper "König Manfred ", die dreiaktigen komischen Opern "Auf hohen Befehl" (1886) und "Der Gouverneur von Tours"(1891), vier Klavierkonzerte, ein Harfen-, ein Violin- und ein Violoncellokonzert, zahlreiche kleinere Klaviersachen, ein Klavierquintett und sechs Trios, Sonaten für Klavier und Violoncello, viele ein- und mehrstimmige Lieder u. s. w. Eine Karl-Reinecke-Stiftung zur Unterstützung bedürftiger Musiker und Musikstudierender besteht seit 23. Juni 1894 in Leipzig. - Vgl. Wasielewski, Karl R. Sein Leben, Wirken und Schaffen (Lpz. 1892).

Reineclaude (frz., fpr. ränklohd, "Königin Claudia"), s. Pflaume.

Reineke Vos (Reineke Fuchs), niederdeutsches Gedicht, der letzte Ausläufer des mittelalterlichen Tierepos (s. Tiersage). Aus der niederländ. Dichtung des Hinric von Alkmar (s. d.) übersetzt und nur in der prosaischen Ausdeutung, der sog. Katholischen Glosse, erweitert, erschien "Reynke de Vos" (Lüb. 1498) in der Mohnkopfdruckerei des Math. Brandis, der vielleicht selbst der Übersetzer war (neu hg. von Prien, Halle 1887; von E. Wolff, Stuttg. 1893; übersetzt von Soltau, Berl. 1803, und von Simrock in den "Deutschen Volksbüchern", Frankf. 1845). 1539 wurde die Glosse protestantisch umgearbeitet (hg. von H. Brandes, "Die jüngere Glosse zum Reinke de Vos", Halle 1891). Besonders wirkte R. V. in der schlechten, aber oft aufgelegten hochdeutschen Übersetzung von 1544, die meist Mich. Beuther zugeschrieben wird und von Hartm. Schopper 1567 in lat. Jamben übertragen wurde. Gottsched, der das Gedicht schätzte, bearbeitete es in hochdeutscher Prosa (1752, hg. von Bieling, Halle 1886) und Goethe hat ihm durch die glücklichen Hexameter seiner Umdichtung (1794) neues Leben verliehen. Wie im 16. Jahrh. Virgil Solis und Jost Ammann, hat es im 19. Wilh. von Kaulbach mit Geist und Laune illustriert (Münch. 1847 u. ö.).

Reinertrag, s. Ertrag.

Reinerz, Stadt im Kreis Glatz des preuß. Reg.-Bez. Breslau, an der böhm. Grenze, an der Weistritz und der Nebenlinie Glatz-Rückers-R. (20 km) der Preuh. Staatsbahnen (Bahnhof 5 km entfernt), Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Glatz) und Steueramtes, nach dem Brande von 1844 neu gebaut, hat (1890) 3131 E., darunter 218 Evangelische und 16 Israeliten, Post zweiter Klasse, Telegraph, Oberförsterei, drei kath., eine evang. Kirche, zwei private Webschulen, Wasserleitung, Kanalisation, Handweberei, Glasschleiferei, Papierfabrik, Schuhleisten- und Fournierschneidewerk, vier Brettsägen und drei Kalkbrennereien. Bad R., mit der Stadt durch eine Allee verbunden.