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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Rhonen; Rhôneweine; Rhöngebirge; Rhopālisch; Rhopalocĕra; Rhotacismus; Rhus

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Rhonen - Rhus

Granatäpfel, Mandeln, Feigen, Pistazien, Kapern, Tabak, besonders wird viel Öl (7 Mill. kg, das beste in Aix) gewonnen, auch Cider (1883‒92 im Durchschnitt 1657 hl) und Wein (1893 auf 22211 ha 1210117 hl, im Durchschnitt von 1883‒92 aber nur 589878 hl), von dem die Gewächse von Cassis und la Ciotat berühmt sind; auf Bergen und Hügeln sind würzige Kräuter. An den Ufern der Strandseen wird aus alkalischen Pflanzen Soda, aus den Lagunen selbst wie aus dem Meere Salz (1886: 104144 t) gewonnen. Auf den weiten Heidestrecken gedeiht die Schafzucht (1887: 310811 Stück) und eine Rasse halbwilder Pferde (15734). In den Sümpfen der Camargue leben Unmassen von Wasservögeln, auch Biber finden sich noch vor. Die Seidenzucht liefert jährlich über ½ Mill. kg Cocons. Aus den Etangs werden mittels großer Fischzäune (bourdigues) Meeräsche, Mugil cephalus Cuv., gefangen, die eine Art Kaviar liefern, auch giebt die Seefischerei reichen Ertrag an Thunfischen, Sardellen, Anchovis u. a., am östl. Teil der Küste auch Korallen. Die Erde liefert Kalk, Gips, Marmor, Schleifsteine sowie Braunkohlen (1893: 404886 t), besonders im Becken von Fuveau in der Chaine de l’Etoile. Die lebhafte Industrie erzeugt Maschinen, Eisenwaren (1893: 11543 t), Weinessig, Seife, Kerzen, Soda, Pottasche, chem. Produkte, Schiffe, Wagen, Seiler- und Glaswaren. An Eisenbahnen sind 1886 zusammen 413,9 km vorhanden, neben (1892) 283,8 km Nationalstraßen. An höhern Unterrichtsanstalten sind im Departement zwei Lyceen und zwei Collèges.

Rhonen, Bergrücken, s. Hohe Rhonen.

Rhôneweine, die an beiden Ufern der Rhone, in Lyonnais und Languedoc auf dem rechten, in Dauphine und Provence auf dem linken, gebauten Weine. Die vorzüglichsten roten R. sind: Hermitage (s. d.), Côte-Rotie, Vérinay, Mercurol, Croses, Gervant, Tavel, Chusclan, Cante-Perdrix, Clos de St. Patrice, Cornas. Von weißen R. sind zu nennen: Hermitage, Condrieu, St. Peray, St. Jean; von Liqueurweinen: Beaume, Roquevaire, Barbantanne u. s. w.

Rhöngebirge oder die Rhön (Rön), Gebirge, das den nordwestl. Teil des bayr. Kreises Unterfranken und den südl. Teil des weimar. Fürstentums Eisenach erfüllt und sich mit etwa 75 km Breite bis gegen Fulda und Meiningen erstreckt. Von der Werra und obern Fulda, der Sinn und Fränkischen Saale begrenzt, im N. durch die Werra vom Thüringer Walde getrennt, im S. durch die Fuldaischen Höhen mit dem Spessart in Verbindung gesetzt, besteht das Gebirge meist aus wunderlich gestalteten Trachyt-, Phonolith- und Basaltkuppen und ‑Kegeln. Die bis 630 m Höhe reichende Grundmasse der Triasformation (Buntsandstein und Muschelkalk) enthält erloschene Vulkane und Moore und zerfällt in drei Abschnitte. Die südliche Rhön liegt zwischen der obern Sinn und der Fränkischen Saale, zwischen den Badeorten Brückenau und Kissingen und besteht aus flachkegelförmigen Bergmassen, unter denen der Kreuzberg (s. d.) und das breite Dammersfeld (mit je 930 m) emporragen. Im NW. erhebt sich die Osterburg mit Lavamassen und gleichnamiger Burgruine. Gegen SW. erheben sich die bis 828 m hohen Schwarzen Berge mit breitem Rücken und einzelnen Basalten. Die Hohe Rhön beginnt im N. der Sinn, im W. vom Kreuzberge, und zieht gegen NNO. zur Quelle der Fulda und Ulster bis nach Tann und Kaltennordheim. Sie bildet einen sehr zerklüfteten, kahlen Basaltrücken mit einzelnen Kegelbergen und großen Mooren. Auf preuß. Gebiete erhebt sich bei der Fuldaquelle die 950 m hohe Wasserkuppe. Die Vorderrhön umgiebt die Hohe Rhön mit 250‒400 m hohen Flächen, über welche sich Bergkegel noch 300 m erheben. Sie ist reicher bebaut und häufig bewaldet, 15 km östlich von Fulda erhebt sich hier ein Phonolithrücken, die Milseburg (s. d.). In der nördl. Vorderrhön, zwischen den Thälern der Fulda und Ulster, erheben sich die zahlreichen Basaltkegel: der ganz mit Laubwald bedeckte Beyerberg bei Lengsfeld 706 m, der Dietrichsberg 669 m u. a. Nach O. schließt sich das Henneberger Bergland (s. d.) an. Das Klima ist im allgemeinen rauh, besonders in den höhern Teilen. Große Schneemassen bedecken im Winter die Höhen, während im Sommer die Moore häufig Nebel bilden. Die Fruchtbarkeit ist nicht groß und die Bewohner sind neben dem geringen Ackerbau (Getreide, Flachs, Kartoffeln) vor allem auf Hausindustrie angewiesen (Holzschnitzerei, Leinen- und Plüschweberei). Ein Rhönklub sorgt in neuerer Zeit auch für Verbesserung der Wege und lenkt damit Touristen in das Gebirge. – Vgl. Spieß, Reisehandbuch durch die Rhön (4. Aufl., Meiningen 1887); Lenk, Zur geolog. Kenntnis der südl. Rhön (Würzb. 1887); Scheidtweiler, Die Rhön und ihre wirtschaftlichen Verhältnisse (Frankf. a. M. 1887); Ott, Führer u. s. w. (Brückenau 1888); Karte des R., 1:150000, hg. vom Rhönklub (Würzb. 1886).

Rhopālisch (grch.), keulenförmig; rhopalische Verse, solche, in denen jedes Wort eine Silbe mehr hat als das vorhergehende.

Rhopalocĕra (grch., «Keulenfühler»), s. Tagfalter.

Rhotacismus (grch.), in der Sprachwissenschaft der Übergang vom tönenden s (z) in r, z. B. im Deutschen «wir waren» (neben «gewesen»), urgerman. wēzum (got. vēsum).

Rhus L., Sumach, zur Familie der Anacardiaceen (s. d.) gehörige, in der wärmern gemäßigten und subtropischen Zone beider Erdhälften einheimische Pflanzengattung mit etwa 120 größtenteils in Südafrika und andern wärmern außertropischen Gegenden einheimischen Arten, Bäume oder Sträucher mit einfachen oder zusammengesetzten Blättern, kleinen, unscheinbaren Blüten in straußartigen Rispen und mit kleinen trocknen, meist behaarten, einsamigen Steinfrüchten. Von dieser Gattung finden sich in unsern Garten und Parkanlagen mehrere schöne Sträucher oder kleine Bäume, am häufigsten folgende: R. typhina L., der nordamerikanische Essigbaum, auch Hirschkolben genannt, weil die starken, jungen Zweige dicht mit weichen, klebrigen Haaren überkleidet sind, was ihnen das Ansehen junger, noch nicht gefegter Hirschgeweihe verleiht, er stammt aus Nordamerika. Ihm ähnlich, aber in allen Teilen kleiner, ist der in den Mittelmeerländern einheimische R. coriaria L., der Gerbersumach, Essigbaum. Seine zu Pulver zerkleinerten Zweige und Blätter sind unter dem Namen Schmack im Handel und werden zum Gerben der Häute, wie auch zum Schwarzfärben benutzt. R. glabra L. hat eine noch um vieles elegantere Belaubung als der Hirschkolbenbaum. Noch schöner ist var. liciniata Carr., aus China in Frankreich und von hier in Deutschland eingeführt; ihre Blätter sind länger und breiter und ihre Blättchen fiederspaltig oder selbst wieder gefiedert, oben dunkelgrün, unten graulichweiß bereift.