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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Rhēahanf; Rhēa Silvĭa; Rheda; Rhegĭum; Rhegĭus; Rhehe

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Rheahanf - Rhehe.

gischen Kybĕle (Kybēbe) allgemein. Gewöhnlich heißt sie als solche "die große Mutter der Götter" (Magna Mater Deorum), aber nie Mutter des Zeus. Sie bildete den Mittelpunkt eines besonders in Vorderasien und namentlich in Phrygien, Mysien und Lydien einheimischen Religionsdienstes. Das alte Bild der Göttin, welches die Römer gegen das Ende des zweiten Punischen Kriegs (205 v. Chr.) auf Geheiß der Sibyllinischen Bücher vom pergamenischen König Attalos sich erbaten, bestand in einem nicht allzu großen Stein, welchen man feierlich nach Rom brachte. Als Diener und Begleiter der großen Göttermutter werden die kunstfertigen Idäischen Daktylen (s. d.) und die in bacchantischer Wut die Göttin umtanzenden Korybanten genannt. In naher Verwandtschaft mit dem orgiastisch ausschweifenden Dienste der Kybele stand der in Thrakien heimische Dienst des Bakchos Sabazios, als dessen Mutter Kybele selbst angeführt wird. Überhaupt schloß sich der Bakchosdienst sehr eng an den Kybelekult an. Letzterer, der jedenfalls sehr alt war, bezog sich auf das Verhältnis der Göttin zu Attis (s. d.), dessen Verlust und Wiederauffindung, die mit dem ausschweifendsten Jubel gefeiert ward. In Rom trat der Kybelekult geläuterter auf. Seit 194 v. Chr. wurden der Göttin zu Ehren alljährlich 4.-10. April besondere theatralische Spiele gefeiert, die Megalesia oder Ludi Megalenses. Die beim Kybelekult fungierenden Priester hießen Korybanten und Kureten, als Kastraten auch Galli (s. d.). Statuarische Darstellungen der R.-Kybele sind selten, häufig findet sie sich dagegen in griechischen Reliefs, am großartigsten aufgefaßt in dem Altarfries von Pergamon, wo sie, auf dem Löwen reitend, sich gegen die Giganten wendet. Gewöhnlich aber wurde sie thronend dargestellt mit zwei Löwen ihr zur Seite (vgl. Abbildung). Ihr stehendes Attribut ist die Handtrommel. Vgl. Goehler, De Matris magnae apud Romanos cultu (Leipz. 1886).

^[Abb.: Rhea (Kybele). Attisches Relief in Berlin.]

Rhēahanf (Rhea fibre), s. Chinagras.

Rhēa Silvĭa, s. Rea Silvia.

Rheda, 1) Küstenfluß in der preuß. Provinz Westpreußen, geht an Neustadt vorüber, ist flößbar und fließt durch ein großes Bruch zur Putziger Wiek. - 2) Stadt im preuß. Regierungsbezirk Minden, Kreis Wiedenbrück, an der Ems, Knotenpunkt der Linien Hannover Hamm und Münster-Lippstadt der Preußischen Staatsbahn, 73 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Schloß, ein Amtsgericht, Zigarren- und Cervelatwurstfabrikation, eine Branntweinbrennerei und Preßhefefabrik und (1885) 2848 meist evang. Einwohner. R. ist Hauptort der gleichnamigen Standesherrschaft des Fürsten von Bentheim-Tecklenburg-R. Die Stadt wurde um 1300 von Simon I. zur Lippe angelegt und kam 1365 an die Grafen von Tecklenburg.

Rhegĭum, griech. Stadt am Fretum Siculum, nächst Cumä die älteste griechische Kolonie in Italien, vor 720 v. Chr. von Chalkidiern aus Euböa und Messeniern gegründet, gedieh durch Handel bald zu solcher Blüte, daß sie zur Zeit des ältern Dionysios 70 Kriegsschiffe stellte. Von diesem Tyrannen nach mehrjährigen Kämpfen und Belagerungen 387 erobert, geplündert und zerstört, erhob sie sich nicht wieder zu ihrem alten Wohlstand. 279 setzten sich 4000 Kampaner, die als befreundete römische Besatzung daselbst standen, in den Besitz der Stadt, wurden jedoch 270 von den Römern unterworfen und bestraft. Seitdem stand R. unter römischer Herrschaft und war in Seekriegen, wie im zweiten Punischen und in dem des Augustus gegen Sextus Pompejus, ein wichtiger Punkt. Jetzt Reggio di Calabria.

Rhegĭus (eigentlich König), Urbanus, reformatorischer Theolog, geb. 1490 zu Langenargen bei Lindau, studierte in Freiburg i. Br. und Ingolstadt, ward hier Professor der Poesie und Beredsamkeit und vom Kaiser Maximilian als Dichter gekrönt. Seit 1520 Domprediger in Augsburg, wandte er sich entschieden den reformatorischen Prinzipien zu, ward 1530 Superintendent in Celle und in dieser Stellung der Reformator im Herzogtum Lüneburg, nahm teil an dem Schmalkaldener Konvent von 1537 und an dem Hagenauer Religionsgespräch von 1540. Er starb 23. Mai 1541. Seine deutschen Schriften erschienen gesammelt zu Nürnberg 1562 in 4, die lateinischen in 3 Bänden. Sein Leben beschrieben Heimbürger (Gotha 1851) und Uhlhorn (Elberf. 1861).

Rhehe (Verschlag), eine bei Pferden häufig auftretende, durch Fütterung proteinreicher Nahrungsmittel (Roggen, Mais, Hafer), aber auch durch Erkältung bedingte Entzündung der Huflederhaut. Von der R. werden die Vorderhufe häufiger befallen als die Hinterhufe; junge Pferde erkranken leichter als alte. Die Tiere bekunden bei der Krankheit heftige Schmerzen in den Gliedmaßen; das Stehen und Gehen ist sehr erschwert und selbst unmöglich. Leiden die Vorderfüße, so stellen die Tiere die Hinterfüße unter den Leib, um den Vorderteil des Körpers zu entlasten. Die Hufe sind warm, die Atemzüge und Pulse beschleunigt. Oft entsteht nach einigen Tagen Durchliegen der Haut an verschiedenen Stellen, und die Pferde können durch eiterige oder jauchige Blutvergiftung zu Grunde gehen. Gewöhnlich endet die R. nicht tödlich; aber die Pferde erleiden durch die Schwellung und Wucherung in der Huflederhaut eine Deformität der Hufe, die zuweilen so bedeutend ist, daß die Tiere gebrauchsunfähig werden, mindestens