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Richard III. (König von England) – Richardson (Sir John)
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Richard II.'
Monarch selbst die Leitung ergriff. Dem Krieg mit Frankreich machte er 1396 durch seine Ehe mit Karls VI. Tochter Isabella für lange Zeit ein Ende und stellte im
Reiche selbst wie in Irland den Frieden wieder her. Acht Jahre etwa dauerte die Ruhe, da brach der Hader von neuem aus, und R. benutzte nun die inzwischen
erstarkte Königsgewalt, seiner Rache gegen Gloucester und dessen Anhänger freien Lauf zu lassen, Hinrichtung und Verbannung traf die letztern, der Herzog starb
während der Haft (1397). Indem R. ferner einen Parlamentsausschuß mit voller parlamentarischer Macht bekleiden ließ, that er den ersten Schritt, sich des
Parlaments überhaupt zu entledigen. Volle Willkürherrschaft riß ein, die alle Stände dem König entfremdete. Als er einen Streit zwischen den Herzögen von Norfolk
und Hereford durch beider Verbannung endete, dann aber nach dem Tode des Herzogs von Lancaster, des Vaters von Hereford, dessen Güter einzog, landete Hereford
während eines irischen Feldzugs des Königs im Sommer 1399 in England und fand allgemeinen Zulauf. R. selbst geriet in die Hand seiner Feinde, wurde 29. Sept. zur
Abdankung genötigt und Hereford als Heinrich IV. (s. d.) auf den Thron erhoben. Eine Erhebung für R.
wurde niedergeschlagen, und dieser kam auf geheimnisvolle Weise zu Pontefract Castle um (14. Febr. 1400), wie man ausstreute, durch freiwillige Enthaltung aller
Speise. – Vgl. Pauli, Geschichte von England, Bd. 4 (Gotha 1855); Wallon, R. II (2 Bde., Par. 1864).
Richard III., König von England (1483–85), geb. 2. Okt. 1452 als der jüngere Sohn des Herzogs Richard
von York, wurde von seinem Bruder Eduard IV. nach seiner Thronbesteigung zum Herzog von Gloucester erhoben (Nov. 1461) und war ihm ein ergebener und geschickter
Helfer. Als sich nach Eduards Tod (1483) die Partei der Königin, die Woodvilles, der Vormundschaft für den unmündigen Eduard V. zu bemächtigen suchte, trat er
vereint mit dem Herzog von Buckingham (s. d.) ihnen entgegen und brachte den König in seine
Gewalt. Zum Protektor ernannt, erhob er bald selbst Anspruch auf die Krone und ließ seine Gegner Hastings, Rivers, Grey, Vaughan und Hawte ohne Gericht und Urteil
enthaupten, andere einkerkern, Schließlich erreichte er, daß ihm die Krone angeboten wurde, unter dem Vorwand, daß wegen einer frühern Verbindung Eduards IV.
dessen Söhne von Elisabeth Bastarde seien. Am 6. Juli wurde R. zu London gekrönt. Seine Neffen Eduard V. und Richard von York ließ er kurz darauf im Tower
ermorden. Sein treuester Helfer war der Herzog von Buckingham gewesen; da er sich jedoch nicht genügend belohnt glaubte, trat er mit dem in der Bretagne weilenden
Heinrich Tudor, Grafen von Richmond, in Verbindung, der durch seine Mutter den Lancaster verwandt war. R. entdeckte das Vorhaben, Buckingham büßte mit seinem Kopf
dafür (2. Nov. 1483), während Heinrich Tudor sich noch rechtzeitig hatte zurückziehen können. Mit franz. Hilfe unternahm er von neuem R. zu stürzen. Am 6. Aug.
1485 landete er in Milfordhafen an der Südküste von Wales, und beim Marktflecken Bosworth kam es 22. Aug. 1485 zur Entscheidungsschlacht, in der R. nach
heldenmütigem Kampfe fiel. R. war ein hochbegabter, zum Herrschen geborener Mann, von großer persönlicher Tapferkeit; aber ein gewissenloser Missethäter, der vor
keinem ↔ Verbrechen zurückschreckte, wenn auch das Bild jenes Scheusals, wie es der Haß der nächsten Nachlebenden gezeichnet hat, und wie es uns
bei Shakespeare vor Augen tritt, übertrieben sein mag. – Vgl. Pauli, Geschichte von England, Bd. 5 (Gotha 1858); ders., Aufsätze zur engl. Geschichte (Lpz. 1869);
Gairdner, History of life and reign of R. III (Lond. 1878; 2. Aufl. 1879).
Richard IV., Kronprätendent von England, s. Warbeck, Perkin.
Richard I. Ohnefurcht, Graf der
Normandie, geb. um 935, Sohn Wilhelms I. Langschwert, stand in unaufhörlichem Kriege mit den franz. Königen Ludwig IV. und
Lothar und spielte in den Kämpfen, die den Übergang der Herrschaft von den Karolingern auf die Kapetinger begleiteten, eine große Rolle. Er starb 996. Die Sage
feiert ihn vielfach seines Mutes wegen. Ihm folgte sein Sohn Richard II. der Gute.
Richardĭa Knth., Pflanzengattung aus der
Familie der Araceen (s. d.) mit 15 Arten im nördl. Afrika. Die bekannteste, R. africana
Knth. (Calla aethiopica L.,
Zantedeschia aethiopica Spreng., s. Tafel:
Araceen, Fig. 2), ist unter dem Namen Calla
eine der beliebtesten Zimmerpflanzen, erreicht nicht selten eine Höhe von 1 m und ist mit ihren großen, glänzend grünen, pfeilförmigen Blättern und ihren blendend
weißen Blütenscheiden eine höchst angenehme Erscheinung. In sandige Schlammerde und in hohe Töpfe gepflanzt und fortwährend, solange sie kräftig vegetiert, durch
Untersetzer getränkt und auf dem ihr einmal eingeräumten Platze unverändert belassen, blüht sie im Stubenfenster reichlich. Man vermehrt sie durch Wurzelsprossen.
Eine sehr hübsche Art ist auch R. albumaculata Hook. mit weißfleckigen Blättern und
kleinern Blumen.
Richards., hinter den lat. Namen von Tieren Abkürzung für
John Richardson (spr. rítschărds'n), einen engl. Forscher auf dem Gebiete der Wirbeltierkunde, geb.
1787, gest. 1865. Er bereiste das arktische Amerika.
Richardson (spr. rítschărds'n), James, engl. Afrikareisender, geb. 3. Nov. 1809 zu Boston in Lincolnshire,
unternahm 1845 über Tunis und Tripolis eine Reise mitten durch die Sahara nach Ghadames und Ghat, wo er Nachrichten über die Tuareg sammelte, und traf nach
neunmonatiger höchst beschwerlicher Wanderung über Fessan wieder in Tripolis ein. Nachdem er in
«Travels in the Great Desert of Sahara» (2 Bde., Lond. 1849) eine Beschreibung dieser Expedition veröffentlicht hatte, gelang
es ihm, die Unterstützung der brit. Regierung zu einer Expedition nach dem Sudan und dem Tsadsee zu gewinnen, auf der ihn
H. Barth (s. d.) und A. Overweg (s. d.) begleiteten. März 1850 brach er von Tripolis auf, kam zum
zweitenmal nach Ghat und war der erste Europäer, der die steinige Hochebene Hammada durchzog. Von hier aus setzte er seinen Weg nach Air (Asben) und Bornu fort,
starb aber 4. März 1851 zu Ngurutua, sechs Tagereisen von Kuka. Seine Reisenotizen und Tagebücher wurden von Bayle Saint-John herausgegeben:
«Narrative of a mission to Central Africa» (2 Bde., Lond. 1853) und «Travels in Morocco»
(2 Bde., ebd. 1859).
Richardson (spr. rítschărds'n), Sir John, Nordpolreisender, geb. 5. Nov. 1787 zu
Dumfries in Schottland, studierte in Glasgow Medizin und trat 1807 als Wundarzt in die brit. Marine. 1819–22
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 847.