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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Rochellesalz; Röcheln; Rochemaure; Rochen

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Rochellesalz - Rochen.

Übergabe gezwungen und damit die politische Macht der Hugenotten gebrochen. Durch die mit dieser Belagerung verbundenen Drangsale kam die Stadt, welche früher 72,000 Einw. zählte, bedeutend herunter. Auch später hatte sie Angriffe von den Engländern zu überstehen. Durch Vauban ward die Festung wiederhergestellt. Vgl. Barbot, Histoire de La R. (hrsg. von Denys d'Aussy, Par. 1886).

Rochellesalz (spr. roschäl-), s. v. w. weinsaures Kalinatron, s. Weinsäure.

Röcheln (Stertor), rasselndes Atmungsgeräusch, welches dadurch entsteht, daß die Luft stoßweise durch die mit Feuchtigkeit erfüllte Luftröhre und ihre Verästelungen in der Lunge ihren Durchgang nimmt. Das R. ist ein gewöhnlicher Begleiter der Schleimkrankheiten der Brust, wobei sich die Lunge nicht durch Husten des Hindernisses entledigt, welches dem Ein- und Austritt der Luft entgegensteht. Auch bei Sterbenden ist es eine gewöhnliche Erscheinung, zumal wenn der Tod, wie bei sehr vielen Krankheiten, unter den Zeichen des Lungenödems eintritt.

Rochemaure (spr. rosch-mor), Flecken im franz. Departement Ardèche, Arrondissement Privas, am Rhône und an der Eisenbahn Livron-Alais, mit Schloßruine und (1881) 580 Einw. In der Nähe der ausgebrannte Vulkan Chenavari (508 m) mit dem aus Basaltsäulen gebildeten sogen. Pavé des Géants.

Rochen (Batoidei Gthr.), Unterordnung der Fische aus der Ordnung der Quermäuler, Fische mit plattem Körper, welcher durch die fast immer mit dem Vorderende des Schädels verbundenen großen und horizontal ausgebreiteten Brustflossen die Form einer breiten Scheibe erhält, dünnem, langem, häufig mit Dornen, selten mit einem oder zwei gezähnelten Stacheln bewaffnetem Schwanz, ohne Afterflosse und Nickhaut, mit auf der obern Fläche stehenden Spritzlöchern, auf der Bauchfläche mit fünf Kiemenspalten und dem Munde, dessen kurze, dicke Kiefer kleine, pflasterförmige, in Reihen geordnete Kegelzähne oder breite, tafelförmige Zahnplatten tragen. Die Haut ist nackt oder chagrinartig rauh, auch wohl mit größern, in hakige Spitzen auslaufenden Knochenplatten bedeckt. Die R. legen Eier (Seemäuse) oder gebären lebendige Junge. Zur Familie der Hairochen (Pristidae Gthr.), deren langgestreckter, haifischähnlicher Leib mit einem dicken, fleischigen Schwanz endet, und deren Brustflossen vom verlängerten Kopf deutlich abgesetzt sind und nicht immer die Bauchflossen erreichen, gehört der Sägefisch (s. d.). Die Zitterrochen (Torpedinidae Bon.) haben einen nackten, vorn abgerundeten Körper mit kurzem, fleischigem Schwanz, der zwei, eine oder keine Rückenflosse und am Ende eine dreieckige Schwanzflosse trägt, unmittelbar hinter den Brustflossen stehende Bauchflossen, spitze oder platte Zähne und zwischen Kopf, Kiemen und dem innern Rande der Bauchflossen einen elektrischen Apparat, mit welchem sie willkürlich heftige elektrische Schläge zur Betäubung ihrer Beute und ihrer Feinde austeilen können. Hierher gehören der Augenrochen (Torpedo oculata L.), 1,25-1,5 m lang, 25-30 kg schwer, oberseits graubraun oder rotgelb, mit 1-7 hellblau eingefaßten Augenflecken, oft auch weiß getüpfelt, unterseits weißgrau, und der Marmelrochen (T. marmorata Riss., s. Tafel "Fische II"), 1,5 m lang, 25-30 kg schwer, oberseits braun, bräunlich und weiß gemarmelt, unterseits weißgrau, wie der vorige mit zwei Rückenflossen auf dem Schwanz und spitzen Zähnen; beide leben im Mittelmeer und im Atlantischen Ozean, gebären 8-14 lebendige Junge und wurden im Altertum medizinisch benutzt, indem man die Berührung des Rochen (also die elektrische Erschütterung) gegen Kopfschmerz und Podagra anwandte. Bei den eigentlichen R. (Rajidae Gthr.) ist die Körperscheibe breit, rhombisch, meist rauh oder mit Stacheln besetzt, die Schnauze kielartig verlängert, die Brustflossen reichen von der Schnauze bis zu den in Lappen geteilten Bauchflossen, die beiden Rückenflossen sind gegen die Spitze des dünnen, stachellosen Schwanzes gerückt, der nur die Spur einer Endflosse trägt, im Mund stehen meist spitze Pflasterzähne, das Männchen besitzt an der Brustflosse, namentlich während der Laichzeit, scharfe Dornen. Die zahlreichen Arten sind über alle Meere verbreitet und legen Eier. Der Nagelrochen (gemeiner Stachelrochen, Raja clavata L.), über 1,5 m, im Süden bis 4 m lang und 200 kg schwer, mit langem, am Ende mit Flossen ausgestattetem Schwanz, in zwei ungleiche Lappen geteilter Bauchflosse, im Alter auf Rücken- und Bauchseite mit großen Dornen besetzt, oberseits braun, heller gefleckt, unterseits weiß, lebt im Sand und Schlamm an allen europäischen Küsten, auch in der Ostsee, nährt sich von kleinen Fischen und Krebsen, die er nachts am Grund schwimmend erbeutet, legt 6, 8 und mehr viereckige, mit kurzen Anhängseln versehene Eier und wird in großer Menge gefangen und frisch verzehrt oder eingesalzen. Die Haut wird in Frankreich statt Hausenblase zum Klären benutzt. Der Glattrochen (Flete, R. Batis L.), über 1 m lang und 50 kg schwer, mit spitziger Schnauze, glatthäutig, nur vor und hinter dem Auge und am Schwanz mit Dornen und mit mehr als 50 Zahnreihen im Oberkiefer, oberseits dunkel olivengrün, bisweilen weiß gefleckt, unterseits dunkelgrau, schwärzlich überspritzt, bewohnt die Nordsee. Diese R. wurden früher vom Aberglauben stark ausgebeutet, durch Verzerren des Leibes und Trocknen in die abenteuerlichste Form gebracht und als "Drachen" oder "Basilisken" benutzt. Die Stechrochen (Trygonidae M. Hle.) haben vorn vor dem Kopf zusammenstoßende und mithin die Spitze der Scheibe bildende Brustflossen, länglich-runde, mit Querwülsten versehene Zähne, einen langen, peitschenförmigen, oft ohne Flosse endenden Schwanz mit einem oder mehreren seitlich gezahnten Stacheln. Von den zahlreichen, über alle Meere verbreiteten Arten ist der gemeine Stechrochen (Feuer- oder Giftflunder, Trygon Pastinaca L.) etwa 1 m lang, 5-6 kg schwer, oberseits gelblichschwarz, unterseits schmutzig weiß und findet sich in allen europäischen Meeren, besonders häufig im Mittelmeer. Er lebt in der Nähe der Küsten, nährt sich von kleinen Fischen, Krebsen und Weichtieren und schnellt, wenn er angegriffen wird, den Stachel mit großer Kraft und Schnelligkeit gegen den Feind. Die Wunde ist so schmerzhaft, daß man allgemein an eine Vergiftung geglaubt hat; doch wird der Schmerz höchst wahrscheinlich nur durch die eigentümliche Form der Waffe hervorgebracht. Das harte, fette Fleisch wird hier und da gegessen; die Leber liefert Thran, und der Stachel dient zu Pfeilspitzen. Zu derselben Familie gehören die Hornrochen oder Meerteufel (Dicerobatis Blainv.), von welchen einzelne Arten 7 m lang und 9 m breit werden. Sie haben ungemein breite, geteilte Brustflossen, deren vordere Lappen seitlich am Kopf stehen und die angeblichen Hörner bilden. Der runde Schwanz trägt Rückenflosse und Stachel. Die Zähne sind klein, spitzig oder höckerartig. Eine Art, D. Giornae Gthr., 1,5 m lang, mit dreimal längerm Schwanz, oben dunkelbraun, an den Seiten ölgrün, unterseits weiß, lebt im Mittelmeer, kommt im Sommer an die Küsten und scheint paar-^[folgende Seite]