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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Romuald; Romulus Augustus; Romulus und Remus; Ronaldshay; Ronaßék; Rónay

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Romuald - Rónay.

ampton, mit staatlicher normännischer Abteikirche, einem Denkmal Palmerstons, der im benachbarten Broadlands wohnte, und (1881) 4204 Einw.

Romuald, Heiliger, geboren um 950 zu Ravenna, zog sich früh in ein Kloster bei Ravenna, dann in eine Einöde bei Venedig zurück, ging von da nach Frankreich und kehrte 982 nach Italien zurück, wo er als wandernder Anachoret lebte; um 1000 suchte ihn Kaiser Otto III. auf. Das berühmteste der vielen von ihm gegründeten Klöster ist das 1009 gestiftete Monte di Camaldoli bei Arezzo, aus dem die Kamaldulenser (s. d.), nach ihrem Stifter Romualdiner genannt, hervorgingen. Er starb im Juni 1027 als Vorsteher einer Anachoretenschar bei Sassoferrato. Sein Gedächtnistag ist der 7. Februar.

Romulus und Remus, die Erbauer der Stadt Rom und Gründer des römischen Staats. Über ihre Geburt und Jugend berichtet die römische Überlieferung folgendes: König Numitor von Albalonga ward von seinem Bruder Amulius aus der Herrschaft verdrängt und seine Tochter, um ihre Verheiratung zu verhindern, zur Vestalin geweiht. Gleichwohl gebar sie von Mars Zwillingssöhne. Amulius befahl einem Diener, dieselben in dem Tiberstrom auszusetzen. Da aber dieser gerade seine Ufer überschwemmt hatte, setzte der Diener die Mulde mit den Kindern in das ausgetretene Wasser, nach dessen Ablaufen sie an einem Feigenbaum am Fuß des Palatinischen Hügels (Ficus Ruminalis) hängen blieb. Hier wurden die Knaben von einer Wölfin gesäugt, dann fand sie der Hirt Faustulus und brachte sie seiner Frau Acca Larentia. So wurden sie in dem Haus des Faustulus als dessen Söhne unter den Namen R. und R. groß gezogen und machten sich, nachdem sie zu starken, mutigen Jünglingen herangewachsen, mit einer Schar gleich gesinnter Genossen durch kühne Raubzüge in der Umgegend furchtbar, bis Remus von den Hirten des Numitor ergriffen und vor Amulius geführt wurde, der ihn zur Aburteilung an Numitor abgab. Dies führte zu ihrer Erkennung. Die beiden Brüder töteten Amulius und setzten Numitor in die ihm gebührende Würde wieder ein. Sie selbst wanderten mit einer Anzahl Genossen nach dem Palatinischen Hügel aus, dem Ort, wo sie gerettet und erzogen worden waren. Nachdem aber hier die neue Stadt erbaut worden war, entstand die Frage, wer von den beiden Brüdern sie benennen und beherrschen sollte. Es wurde beschlossen, die Götter darüber entscheiden zu lassen. Zu diesem Zweck begab sich Romulus auf den Palatinischen, Remus auf den Aventinischen Hügel. Der letztere erblickte zuerst sechs Geier. Kaum aber war dies dem Romulus gemeldet worden, als diesem zwölf Geier erschienen. Hierüber kam es zum Streit und endlich zum Handgemenge, in welchem Remus getötet wurde. Nach einer andern Sage soll ihn Romulus im Zorn erschlagen haben, weil er spottend über die niedrige Stadtmauer gesprungen war. So gab Romulus der Stadt den Namen Rom und herrschte über sie als erster König 753 bis 716 v. Chr. Nachdem er die Zahl der Einwohner durch Eröffnung eines Asyls auf dem Kapitol vermehrt hatte, legte er den Grund zu den wichtigsten politischen Institutionen, indem er den Senat bildete und das Volk in Tribus und Kurien einteilte. Hauptsächlich aber war er ein gewaltiger Kriegsfürst. Da es den Bürgern der neuen Stadt an Frauen fehlte, so hatte er ein großes Fest angesagt, und als die Bewohner der benachbarten Städte, insbesondere die von Cänina, Crustumerium und Antemnä und die Sabiner von Cures, sich mit ihren Frauen und Töchtern dazu eingefunden, hatte er im Lauf der Festspiele die Jungfrauen rauben und in Rom zurückhalten lassen. Hierüber aufgebracht, fingen zuerst die Cäninenser, Crustumeriner und Antemnaten einzeln den Krieg an; sie wurden aber alle besiegt; Romulus erschlug selbst den König der Cäninenser, Acron, und brachte dessen Rüstung als Spolia opima dem Jupiter Feretrius dar. Schwieriger war der Kampf mit den Sabinern. Diese hatten sich des Kapitols bemächtigt und waren in einer entscheidenden Schlacht bereits im Vorteil, als die geraubten Sabinerinnen sich zwischen die Kämpfenden warfen und Versöhnung stifteten. Die Sabiner vereinigten sich nun mit den Römern zu Einem Volk unter dem Namen Quiriten (s. d.) und nahmen ihre Wohnsitze auf dem Kapitolinischen und Quirinalischen Berg; der Senat wurde durch 100 Sabiner verstärkt, und ihr König Titus Tatius teilte mit Romulus die Herrschaft, bis er sechs Jahre später in Lavinium erschlagen wurde. Außerdem führte Romulus noch Krieg mit den benachbarten Städten Fidenä und Veji; die erstere wurde erobert und unterworfen, auch die Vejenter wurden geschlagen und mußten einen Teil ihres Gebiets an Rom abtreten. So regierte er 37 Jahre. Als er aber 716 einst auf dem Marsfeld eine Volksversammlung hielt, verfinsterte sich plötzlich der Himmel, und als die Tageshelle zurückkehrte, ward er nicht mehr gesehen; ein angesehener Mann aber, Proculus Julius, verkündete bald darauf dem erschrecken Volk, Romulus sei ihm vom Himmel kommend erschienen, weshalb er fortan unter dem Namen Quirinus als Gott verehrt wurde.

Romulus Augustus (der erstere Name wurde zum Spott in Momyllus, der andre in Augustulus verwandelt) wurde 475 n. Chr. von seinem Vater Orestes, dem Anführer der barbarische Bundestruppen, auf den kaiserlichen Thron erhoben, aber schon 476 von Odoaker wieder gestürzt, womit dem weströmischen Kaisertum ein Ende gemacht wurde. R. ward mit einem Einkommen von 6000 Solidi auf das Lucullanische Kastell in Kampanien verwiesen.

Ronaldshay (spr. róualdschä), zwei der Orkneyinseln: die südliche 47 qkm groß mit sicherm Hafen und 2557 Einw., die nördliche 10 qkm groß mit 547 Einw. und Leuchtturm (beim Dennis Head).

Ronaßék (spr. róhnassek), Ort im ungar. Komitat Marmaros, bei M. Sziget, mit großem Salinenwerk (jährliche Produktion 22 Mill. kg Salz).

Rónay, Hyacinth, ungar. Schriftsteller, geb. 13. Mai 1814 zu Stuhlweißenburg in Ungarn, trat in den Benediktinerorden, wirkte lange Zeit als Professor der Philosophie in Raab, wurde 1847 Mitglied der ungarischen Akademie, mußte nach der Revolution ins Ausland fliehen und lebte seit 1850 in London. Seine Hauptwerke sind (in ungarischer Sprache): "Darlegungen aus dem Bereich der empirischen Psychologie" (Raab 1846); "Charakteristik der englischen, französischen, deutschen, italienischen, russischen, spanischen Nation vom psychologischen Gesichtspunkt" (das. 1847); "Der weise Feueranbeter, urweltliche Erinnerungen" (anonym, Pest 1860) etc. In englischer Sprache veröffentlichte er eine Abhandlung über die afrikanischen Reisen Magyars (in den Jahrbüchern der Londoner Royal Geographical Society 1865); "The Voguls and a Vogul legend of the creation of the earth" (in den Jahrbüchern der British Association von Nottingham 1866) u. a. Ende 1866 nach Ungarn zurückgekehrt, wurde R. 1867 und 1869 aufs neue zum Reichstagsabgeordneten gewählt, 1871 zum Sektionsrat im ungarischen Ministerium