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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Rotes Totliegendes; Rotfäule; Rotfeder; Rotfeuer; Rotfink; Rotfisch; Rotforelle; Rotgerberei; Rotgießerei; Rotglas; Rotgüldigerz

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Rotes Totliegendes - Rotgüldigerz.

Nach seinem nördlichen wie nach seinem südlichen Ende zu verschmälert es sich. Seinen Wassergehalt empfängt es allein aus dem Indischen Ozean und zunächst dem Arabischen Meer, denn es nimmt nur periodische Regenbäche, aber keinen Fluß auf. Im N. endigt das Rote Meer in zwei Meerbusen, indem die Sinaihalbinsel von N. hereinragt. Der östliche, im Altertum von der daran gelegenen Stadt Älana (Aila) Sinus Aelaniticus genannt, heißt jetzt Golf von Akaba; der westliche, früher Sinus Heroopoliticus, jetzt Golf von Suez genannt, bildet die nördlichste Spitze des Roten Meers. Die Bibel versteht unter dem Namen R. M. allein diesen westlichen Arm, den wir im Alten Testament auch wohl als Schilfmeer bezeichnet finden. Die Küsten sind fast durchaus öde, sandig oder felsig und wenig bewohnt, dahinter aber erheben sich Berge bis zu 2300 m Höhe. Das Rote Meer hat eine sehr starke Ebbe und Flut (1-2 m), was daher rührt, daß es keinen Stromzufluß hat, sondern ein bloßer Arm des Ozeans ist. Es bildet eine tiefe trogartige Einsenkung in der afrikanisch-arabischen Landmasse, hat eine mittlere Tiefe von 460 m (größte bis jetzt gemessene Tiefe 2271 m) und ist in seiner Mitte am tiefsten, während die Seiten oft bis zu bedeutender Entfernung vom Ufer hin durch Korallen verbaut sind, wodurch die Schiffahrt großen Gefahren ausgesetzt ist, die durch die herrschenden Winde (im nördlichen Teil Nord-, im südlichen im Winter Südost-, im Sommer Nordwestwind) und den Mangel an sichern Häfen noch vermehrt werden. Größere Segelschiffe wählen deshalb gewöhnlich den Weg um Afrika herum; die Dampfer halten sich in der korallenlosen, tiefen Mitte, die kleinern arabischen Schiffe dagegen gerade an der Küste, wo sie vermöge ihrer Lokalkenntnis jederzeit hinter den Klippen sich bergen können. Auch fahren letztere nur bei Tag und bei ruhiger See, so daß Schiffbrüche im ganzen selten vorkommen. Trotz dieser Schwierigkeit herrschte auf dem Roten Meer, als einem der Hauptwege des Handels von Indien nach Ägypten und dem Mittelländischen Meer, im Altertum sowie im Mittelalter ein sehr lebhafter Handelsverkehr. Schon zu Salomos Zeiten wurde aus den Häfen Eziongeber und Elath von den Phönikern und Israeliten Handel nach Ophir (s. d.) getrieben. Unter der Herrschaft der Ptolemäer und der Römer nahm die Schiffahrt von Berenike und Myos Hormos nach Indien einen hohen Aufschwung. Im Mittelalter wurde besonders von Venedig, Genua, Pisa, Marseille und andern Seestädten des Mittelmeers aus ein lebhafter Transithandel auf diesem Meer getrieben. Infolge der Auffindung des Seewegs nach Ostindien und der bald darauf in Ägypten begründeten türkischen Herrschaft geriet der Handelsverkehr auf dem Roten Meer nach und nach in Verfall. Erst als durch den indobritischen Transit- und Postverkehr zwischen Suez und Bombay wenigstens ein Teil des Welthandels auf diese alte Meeresstraße zurückgeführt wurde, besonders aber durch Eröffnung des Suezkanals (s. d.) trat das Rote Meer wieder in die Reihe der frequenten Verkehrswege ein. Jetzt durchfahren dasselbe, abgesehen von den Kriegsschiffen europäischer Nationen, die großen Dampfer der Peninsular and Oriental Steam Navigation Company, der Orient and Pacific Steam Navigation Company, der British India Steam Navigation Company, der Stoomvaart Maatschappij Nederland, der Messageries maritimes, der Compagnie d'Azizié, der Navigazione Generale Italiana, des Österreichisch-Ungarischen Lloyd, der Deutschen Dampfschiffsreederei und neuerlich die subventionierten Dampfer des Norddeutschen Lloyd. Die wichtigsten Häfen sind: Jenbo, Dschidda, Kunfuda, Lohaia und Mocha in Arabien, Kohur, Suakin, Massaua auf ägyptischer Seite. Vgl. Klunzinger, Bilder aus Oberägypten, der Wüste und dem Roten Meer (2. Aufl., Stuttg. 1877); Lieblein, Handel und Schiffahrt auf dem Roten Meer in alten Zeiten (Leipz. 1887).

Rotes Totliegendes, s. v. w. Rotliegendes, s. Dyasformation.

Rotfäule (Kern-, Ast-, Stockfäule), im allgemeinen eine Krankheit der Bäume, bei welcher der Holzkörper schon bei Lebzeiten in einen Fäulnisprozeß übergeht, indem das Holz an Härte, Gewicht und Zusammenhang bedeutend verliert und zuletzt in eine rotbraune, leicht zerreibliche, pulverförmige Masse sich umwandelt. Als eigentliche R. bezeichnet man eine Krankheit der Nadelhölzer, besonders von Kiefern und Fichten, bei welcher die Wurzeln von einem Pilzparasiten befallen werden und die dadurch hervorgerufene Fäulnis zuletzt ein Absterben des ganzen Baums herbeiführt. Der krankheitserregende, zu den Löcherpilzen gehörige Schwamm (Trametes radiciperda R. Hart.) bildet dünne, lederartige, mit Poren versehene, weiße Fruchtkörper, die den kranken Wurzeln und Stöcken dicht aufsitzen; sein Mycelium durchwuchert und zerstört zuerst den Bastkörper der Wurzeln, erzeugt im Holz die als R. bekannten Zersetzungserscheinungen und dringt auch nach außen zwischen die Rindenschichten, um daselbst weiße Polster oder Schimmelanflüge zu bilden. Von den Wurzeln gehen die Zersetzungserscheinungen auch stammaufwärts. R. Hartig hat durch Infektionsversuche die Krankheit an Kiefern künstlich hervorgerufen. Als wirksamstes Gegenmittel empfiehlt derselbe das Ziehen von Isoliergräben rings um die wurzelkranken Bäume. Eine ähnliche, aber nur an Astbruchflächen auftretende Fäule, die Ring- oder Kernschäle, wird von Trametes Pini Fr. hervorgerufen.

Rotfeder, s. Rotkarpfen und Rohrkarpfen.

Rotfeuer, s. Feuerwerkerei, S. 225.

Rotfink (Rotvogel), s. Gimpel.

Rotfisch, s. Lachs.

Rotforelle, s. Lachs.

Rotgerberei, s. v. w. Lohgerberei, s. Leder, S. 608.

Rotgießerei, s. Gießerei, S. 336.

Rotglas, s. Arsensulfide.

Rotgüldigerz (Rotgiltigerz, Rotgülden, Silberblende), Mineral aus der Klasse der Blenden, besteht aus Silber und Schwefel neben Antimon oder Arsen, und man unterscheidet, je nachdem Antimon oder Arsen in die Verbindung eintritt, dunkles R. (Antimonsilberblende, Pyrargyrit) Ag3SbS3 ^[Ag_{3}SbS_{3}], mit 59,78 Silber und 22,51 Antimon, und lichtes (Arsensilberblende, Rubinblende, Proustit) Ag3AsS3 ^[Ag_{3}AsS_{3}], mit 65,46 Silber und 15,15 Arsen. Nur selten enthält das erstere etwas Arsen, das letztere ebenso selten Antimon. Beide Substanzen kristallisieren rhomboedrisch in Säulen oder spießigen Kristallen, finden sich auch derb, eingesprengt und als Überzug; Härte 2-2,5, spez. Gew. 5,5-5,8. Antimonsilberblende ist dunkel bleigrau bis kochenillerot, Arsensilberblende kochenille- bis karmesinrot; auch die rote Strichfarbe zeigt bei letzterer einen hellern Ton als bei ersterer. Beide Arten kommen auf Erzgängen der ältern und ältesten Formationen, lichtes R. im ganzen seltener als dunkles vor. Hauptfundorte der als Silbererze wichtigen Substanzen sind: das sächsisch-böhmische Erzgebirge, der Harz, Schwarzwald, Norwegen, Mexiko, Nevada, Idaho.