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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Rothschönberger Stollen - Rotkehlchen

bis zur Haussuchung schritt, zu retten. Im nämlichen Jahre wurde Karl von Dalberg, Fürst-Primas des Rheinischen Bundes, Besitzer von Frankfurt, der nun gleichfalls seine Geneigtheit und Anerkennung R. zuwendete. Als Großherzog verlieh er den Israeliten von Frankfurt die volle bürgerliche und polit. Rechtsgleichheit und ernannte (2. Juni 1812) R. zum Mitglied des Wahlkollegiums des damaligen Depart. Frankfurt. R. starb 19. Sept. 1812 und hinterließ zehn Kinder, darunter fünf Söhne, die seine Bankgeschäfte übernahmen.

Diese Söhne waren: 1) Anselm Mayer, Freiherr von R., geb. 12. Juni 1773, Chef des Stammhauses (M. A. von Rothschild & Söhne) zu Frankfurt, gest. 6. Dez. 1855 kinderlos.

2) Salomon Mayer, Freiherr von R., geb. 9. Sept. 1774, Chef des Bankhauses S. M. von Rothschild in Wien, hatte seinen Wohnsitz abwechselnd in Wien, Paris und Frantfurt und starb 27. Juli 1855 in Paris. Sein einüger Sohn, Freiherr Anselm Salomon von R., geb. 29. Jan. 1803, übernahm nach des Vaters Tode die Leitung des Wiener Bankhauses. Er war Mitglied des österr. Herrenhauses und starb 27. Juli 1874 zu Oberdöbling bei Wien. Nach seinem Tode übernahm sein Sohn, Freiherr Albert von R. (geb. 29. Okt. 1844), die Leitung des Wiener Bankhauses. Ein älterer Bruder des letztern, Baron Ferdinand von R. (geb. 17. Dez. 1839), lebt in London als Privatmann und beschäftigt sich schriftstellerisch (eine Novelle "Broni", Lpz. 1878). Er ließ sich in England naturalisieren und wurde darauf Mitglied des engl. Parlaments für Aylesbury.

3) Nathan Mayer von R., geb. 16. Sept. 1777, errichtete 1798 eine Handlung in Manchester, die er fünf Jahre später unter der Firma N. M. Rothschild nach London verlegte. Er starb 28. Juli 1836 in Frankfurt, worauf seine Söhne, deren ältester, Lionel Nathan von R., geb. 22. Nov. 1808, gest. 3. Juni 1879, Mitglied des engl. Unterhauses war, das Londoner Bankhaus unter der Firma N. M. Rothschild & Söhne fortführten. Der Sohn Lionel Nathans, Lord Nathaniel von R., geb. 8. Nov. 1840, wurde im Juni 1885 zum Peer erhoben.

4) Freiherr Karl Mayer von R., geb. 24. April 1788, wurde Chef des Bankhauses in Neapel und starb daselbst 10. März 1855.

5) Freiherr Jakob (James) von R., geb. 15. Mai 1792, seit 1812 Chef des Hauses Gebrüder von R. in Paris, starb 15. Nov. 1868 zu Paris und hinterließ die Leitung des Geschäfts seinem Sohne, dem Baron Alfons von R. (geb. 1. Febr. 1827). Das Frankfurter Bankhaus (M. A. von Rothschild & Söhne) wurde seit dem Ableben des Freiherrn Anselm Mayer von R. von den beiden Söhnen Karl Mayer von R.s, den Freiherren Mayer Karl von R. (geb. 5. Aug. 1820, gest. 16. Okt. 1886) und Wilhelm Karl von R., seit 1886 von dem letztern allein geleitet. Ersterer war Abgeordneter für Frankfurt a. M. im Konstituierenden und im ordentlichen Reichstag des Norddeutschen Bundes, darauf lebenslängliches Mitglied des preuß. Herrenhauses. - Vgl. Das Haus R. Seine Geschichte und seine Geschäfte (2 Bde., Prag 1857).

Rothschönberger Stollen, ein Stollen zur Entwässerung der Bergwerke bei Freiberg (s. d.) in Sachsen, dessen Mundloch sich im Triebischthale oberhalb Meißen befindet. Er wurde 1844 begonnen und 12. April 1877 eröffnet. Der Hauptstollen von Halsbrückenach Rothschönberg hat eine

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Länge von rund 14 km, die Seitenflügel im Innern des Freiberger Reviers ungefähr 35 km. Die Gesamtherstellungskosten beliefen sich auf 11301700 M., wovon die Stadt 7147100 M. und das Freiberger Bergrevier 4154600 M. getragen hat. Die Saigerteufe, die der Stollen unter dem frühern tiefsten Wasserabführungsstollen einbringt, beträgt durchfchnittlich 125 m.

Rothuhn (Caccabis rufa Gray, s. Tafel: Hühnervögel II, Fig. 8), ein Südwesteuropa bewohnendes, sehr schmackhaftes Huhn aus der Unterfamilie der Feldhühner (s. d.), das fast um die Hälfte größer als das gemeine Rebhuhn ist, mit rotem Schnabel und Beinen, oben rotgrau bis rostrot, an der Seite mit etwas verlängerten, hellgrauen Federn mit hell- und dunkelbraunroten Querbinden, die Kehle ist weiß mit schwarzer Einfassung.

Rothwell, Stadt in der engl. Grafschaft Yorkshire, im West-Riding, hat (1891) 6205 E., Wollindustrie und Kohlengruben.

Rotierbutterfaß, s. Butter (Bd. 3, S. 799 a).

Rotieren (lat.), sich um eine Achse drehen. (S. auch Rotation.)

Rotierende Maschine, rotierende Dampfmaschine, s. Dampfmaschine (Bd. 4, S. 743d).

Rotierender Spiegel, in der Experimentalphysik ein Hilfsmittel zur Untersuchung von Vorgängen mit hoher Geschwindigkeit. Die erste Anwendung rührt von Wheatstone (1835) her, der die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der elektrischen Entladung durch den R. S. bestimmen wollte. Eine Leidener Flasche wurde durch einen 2400 Fuß langen Draht entladen, der an jeder Belegung und in der Mitte Unterbrechungsstellen enthielt, welche dicht nebeneinander angeordnet waren, so daß man drei Funken nebeneinander in einer Geraden sah. Ein Objekt, im R. S. betrachtet, bewegt sich und erscheint je nach der Zeit des Aufleuchtens an einem andern Ort. Bei 800 Umdrehungen des Spiegels in der Sekunde schien der mittlere Funken im Sinne einer Verspätung um 1/2° verschoben und jedes Funkenbild auf 24° in die Länge gezogen. Es folgte hieraus, daß die Entladung von den beiden Belegungen aus mit 62500 Meilen Geschwindigkeit sich fortpflanzte und daß die Dauer der Entladung 42 Millionsteile einer Sekunde betrug. Neuere Versuche über die Entladung s. Elektrische Schwingungen. Zahlreiche Anwendungen erfuhr der R. S. in der Akustik, z. B. zur Untersuchung singender Flammen (s. Harmonika, chemische), und in der Optik zur Bestimmung der Lichtgeschwindigkeit (s. d.).

Rotifěri (lat.), s. Rädertiere.

Rotkarpfen, soviel wie Rotfeder, s. Plötze.

Rotkehlchen oder Rotbrüstchen (Erythacus rubecula Cuv., s. Tafel: Mitteleuropäische Singvögel II, Fig. 1, beim Artikel Singvögel), ein zur Familie der echten Sänger (Sylviidae) gehörender, überall bekannter und beliebter Vogel, der oberseits olivenbraun und an Kehle und Brust gelbrot gefärbt ist. Er bewohnt ganz Europa und einen Teil des westl. Asiens und ist bei uns teilweise Strich-, teilweise Zugvogel, der offene Laubholzwälder oder dichte, die Wiesen und Anpflanzungen umgebende Gebüsche zu seinem Aufenthaltsort wählt. Von Temperament ist er heiter und lebhaft und wird in der Gefangenschaft leicht sehr zutraulich. Zur Nahrung dienen ihm Insekten (besonders Fliegen) und Beeren. Der Gesang des Männchens ist angenehm und dauert vom März bis in den Sommer. Das