1023
Rotklee – Rotolo
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Rotkehlchen'
Weibchen legt in das völlig gedeckte, fast am Boden oder in einem Erdloche stehende Nest fünf bis sieben
strohgelbe, hellbraun punktierte Eier. Im Spätsommer werden die R. häufig in Sprenkeln gefangen, in die
man Fliederbeeren als Lockspeise hängt.
Rotkohl, Rotkraut, eine Form des
Weißkohls oder Weißkrautes mit dunkelbraunen runden und sehr festen Köpfen. Es giebt frühen R., der
zeitig ins Mistbeet gesät wird, und spätern mit großen Köpfen. Sorten: Kleines frühes schwarzrotes Erfurter
(s. Tafel: Gemüse I, Fig. 5), Berliner dunkelrotes, mittelfrühes, großes
holländisches (Fig. 3); blutrotes Erfurter Riesenrotkraut (Fig. 6). Kultur wie beim Weißkohl.
Rotkupfererz oder Cuprit, eins der
vorzüglichsten Kupfererze: es krystallisiert ausgezeichnet regulär, namentlich im Oktaeder, Hexaeder und
Rhombendodekaeder, findet sich auch in derben und eingesprengten Massen sowie als Pseudomorphose
nach gediegen Kupfer; das Mineral ist cochenillrot, bisweilen ins Bleigraue gehend, von metallartigem
Diamantglanz, der Härte 3,5–4, dem spec. Gewicht von etwa 6. Im reinsten
Zustande ist es Kupferoxydul, Cu2O. R. findet sich
z. B. zu Rheinbreitbach am Siebengebirge, in Cornwall, im Banat, zu Chessy bei Lyon, im Ural. Durch
Aufnahme von Kohlensäure, Sauerstoff und Wasser wandelt sich das R. in faserigen grünen Malachit um.
Eine Varietät des R. ist die Kupferblüte
(der Chalkotrichit), die zarte karminrote haarförmige zu Büscheln und
Netzen verwobene Nädelchen der Rotkupfererzsubstanz darstellt.
Rotlauf, s. Rose (Krankheit). Bei den
Schweinen ist der R. oder die
Rotlaufseuche, nach der Form der sie erzeugenden Spaltpilze auch
Stäbchenrotlauf genannt, eine der verheerendsten
Infektionskrankheiten, die häufig in Form bösartiger Seuchen auftritt. Früher hieß der R.
Bräune, Röte,
Schweinetyphus. Der R. der Schweine zeigt in seinem Vorkommen
besondere Vorliebe für die wärmere Jahreszeit und für tief gelegene feuchte Gegenden. Meist erkranken
an R. Schweine im Alter von 3 bis 12 Monaten; die Empfänglichkeit verschiedener Schweinerassen ist sehr
verschieden. Die Sterblichkeit der erkrankten Tiere beträgt 50–85 Proz. Der durch R. hervorgerufene
finanzielle Schaden ist außerordentlich groß. Für das Deutsche Reich wird er auf 4½ Mill. M. jährlich
berechnet. Die Erreger des R. sind sehr feine Stäbchen, die sich zahlreich im Blut, in der Milz, den Nieren
und Lymphdrüsen der erkrankten Tiere vorfinden. Sie lassen sich leicht künstlich züchten und zeigen in
Kulturen sehr charakteristische Wachstumseigentümlichkeiten. Außerhalb des Tierkörpers wurden die
Stäbchen wiederholt gefunden, insbesondere in verunreinigten stagnierenden Gewässern. Die Infektion der
Tiere erfolgt wesentlich durch den Verdauungskanal; der eigentlichen Erkrankung geht ein wenigstens
dreitägiges Inkubationsstadium voraus. Die Erkrankung selbst beginnt mit hohem Fieber, Freßunlust, großer
Schwäche und Lähmungszuständen des Hinterteils. Sehr bald entwickeln sich an den feinern Hautstellen
(Bauch, Innenfläche der Schenkel, Hals, Ohren) hellrote, später blaurote Flecken, die bald zusammenfließen
und große Hautflächen ↔ einnehmen. Unter zunehmender Atemnot erfolgt der Tod
gewöhnlich am dritten oder vierten Tage der Krankheit. Bei der Untersuchung der Kadaver findet man
schwere Entzündungen des Darms, der Nieren, der Leber und des Herzens, Milzvergrößerung u. a. Die
Behandlung ist wenig aussichtsvoll. Zur Bekämpfung der Seuche sind in den meisten Staaten gesetzliche
Bestimmungen erlassen worden, die die Verhütung der Weiterverbreitung durch Anzeigepflicht, Sperren,
Ausfuhrverbote, Fleischbeschau erstreben. Von Pasteur wurde zuerst eine Schutzimpfung gegen den R.
mittels abgeschwächter Rotlaufstäbchen eingeführt, die gewisse Erfolge erzielte. Der R. ist auf den
Menschen nicht übertragbar. Das Fleisch der an R. erkrankten Tiere ist demnach an und für sich nicht
gesundheitsschädlich für den Menschen, stellt aber ein verdorbenes (unter Umständen ekelerregendes)
Nahrungsmittel vor. – Über die Rotlaufseuche der Pferde s.
Pferdestaupe.
Rotliegendes,
ursprünglich Rotes Totliegendes, nannten die Mansfelder Bergleute
seit lange die Unterlage des von ihnen abgebauten Kupferschieferflözes, das kein Erz mehr enthält, für sie
also tot ist, das Liegende bildet und zugleich eine rote Färbung besitzt. Diese bergmännische Bezeichnung
ist dann benutzt worden zur Benennung der Schichten, die zwischen produktiver Steinkohlenformation und
dem Kupferschiefer oder der Zechsteinformation liegen. Das R. ist also die untere Abteilung der
Permischen Formation (s. d.); es bedeckt an vielen
Stellen die Steinkohlenformation in konkordanter Lagerung und besteht vorherrschend aus mächtigen
Schichten von Sandsteinen und groben Konglomeraten, deren eisenreiches, thonig-sandiges Bindemittel
ihnen stets eine rötliche oder braunrote Färbung verleiht. Im R. treten Porphyre und Melaphyre, Thonsteine,
Kalkstein und geringe Kohlenlager auf. Es kommen in dieser Formation außer Resten ausgestorbener
salamanderähnlicher Tiere fast nur solche von Landpflanzen vor, von Koniferen (s. Tafel:
Petrefakten der Paläozoischen Formationsgruppe IV, Fig. 7, Bd. 12,
S. 815), baumförmigen Farnen und Equisetaceen. Verkieselte Baumstämme kommen bei Chemnitz in
Sachsen, am Kyffhäuser und im versteinerten Wald von Radowenz in Böhmen vor; verkieselte Farnstämme
nannte man Starsteine oder
Madensteine.
Rotnickelkies, eins der wichtigsten Erze zur Darstellung des Nickels; es
krystallisiert höchst selten in flachen hexagonalen Pyramiden, bildet meist spröde, derbe Massen von licht
kupferroter Farbe (daher der Trivialname Kupfernickel), die aber bald
grau und schwarz anlaufen; die Härte beträgt 5,5, das spec. Gewicht
7,4 bis 7,7. Chemisch ist das Erz
Einfach-Arsennickel, NiAs, bestehend aus
43,9 Proz. Nickel und 56,1 Proz. Arsen,
von dem oft gewisse Mengen durch Antimon vertreten werden. Der R. findet sich häufig (z. B. zu Freiberg,
Schneeberg, Annaberg, Joachimsthal, Richelsdorf, Bieber, Sangerhausen, Saalfeld in Thüringen,
Andreasberg u. s. w.), doch nirgends in großer Menge.
Rotŏlo, Rotal,
Rottel, auch Rattl,
Handelsgewicht in Nordafrika, der Türkei, Toscana, im Kirchenstaat, in Neapel und Sicilien (nur noch in
ersterm Gebiete von gesetzlicher Geltung), von verschiedener Schwere und meist der hundertste Teil des
Cantars. (S. Cantaro und Artal.)