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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ruvo di Puglia; Ruyder; Ruysbroek; Ruysch; Ruysdael; Ruysselede; Ruyter; Ruz; Ruznameh; Rvn.; Rybinsk

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Ruvo di Puglia - Rybinsk.

Ruvo di Puglia (spr. púlja), Stadt in der ital. Provinz Bari, Kreis Barletta, ist Bischofsitz, hat eine sehenswerte Kathedrale, eine alte Taufkirche, ein Seminar, Gymnasium, eine technische Schule und (1881) 17,728 Einw. Der Ort ist das alte Rubi und berühmt als Fundort antiker bemalter Vasen und Gräberschätze, welche zum Teil im Museum zu Neapel aufbewahrt werden.

Ruyder, holländ. Münze, s. Ryder.

Ruysbroek (spr. reusbruk), Johannes, namhafter Mystiker, geb. 1293 zu Ruysbroek bei Brüssel, ward Vikar an der St. Gudulakirche in Brüssel, zog sich im Alter von 60 Jahren mit mehreren Freunden in das unweit Waterloo gelegene Augustinerkloster Groenendael zurück und starb als dessen Prior 1381. Seine Mystik, die ihm den Beinamen Doctor ecstaticus erwarb, gab sich als praktisch-sittliche besonders kund in seinem freimütigen Tadel der Veräußerlichung der Kirche, der Werkheiligkeit sowie in der Einrichtung seines Klosters, welches einen Brüderverein im apostolischen Sinn darstellte. Von R. angeregt, ward Gerhard Groot (s. d.) der Stifter der Brüder des gemeinsamen Lebens. Ruysbroeks Schriften, unter denen die bedeutendsten sind: "De vera contemplatione", "De septem gradibus amoris", "Die Zierde der geistlichen Hochzeit etc.", sind teils in lateinischer, teils in niederländischer (vlämischer) Sprache geschrieben, von Arnold ins Deutsche übersetzt (Offenbach 1701). Vgl. Engelhardt, Richard von St. Victor und Johannes R. (Erlang. 1838); K. Schmidt, Étude sur Jean R. (Straßb. 1859); Otterloo, Joh. R. (Amsterd. 1874).

Ruysch (spr. reusch), Friedrich, Anatom, geb. 23. März 1638 im Haag, studierte zu Leiden Medizin und ging 1665 als Professor der Anatomie nach Amsterdam, wo er seit 1685 auch Botanik lehrte. Er berichtigte namentlich die Lehre von den Lymphgefäßen; seine nicht mehr bekannte Methode, die feinen Blutgefäße mit erstarrenden Massen auszufüllen, sowie diejenige, mittels des sogen. Liquor balsamicus anatomische Präparate zu konservieren, wurden weltberühmt. Er gründete das erste anatomische Museum (älter ist nur das von Worm und Bartholin in Dänemark). Einen Teil seiner Sammlungen verkaufte er 1717 an Peter d. Gr., welcher ihn öfters besuchte, einen andern an König Stanislaus von Polen, welcher die Sammlung der Universität Wittenberg schenkte. Die nach Petersburg gelangten Ruyschschen Präparate sind noch jetzt vorzüglich erhalten. R. starb 22. Febr. 1731. Seine Hauptwerke sind: "Opera anatomico-medico-chirurgica" (Amsterd. 1737, 4 Bde.); "Thesaurus anatomicus octavus" (das. 1709). Vgl. Schreiber, Historia vitae et meritorum Friderici R. (Amsterd. 1732). - Seine Tochter Rachel, Blumen- und Früchtemalerin, geb. 1664 zu Amsterdam, Schülerin des W. van Aelst, heiratete 1695 den Porträtmaler J. ^[Juriaen] Pool und trat 1701 in die Gilde des Haag. Von 1708 bis 1716 hielt sie sich in Düsseldorf als Hofmalerin auf. Sie starb 1750 in Amsterdam. Wenngleich ihre Blumen- und Fruchtstücke, denen bisweilen Insekten, Käfer, Eidechsen etc. beigesellt sind, in der Farbe nicht die Frische und Klarheit eines de Heem erreichen, so zeichnen sie sich doch durch meisterhafte Zeichnung und eine liebevolle Nachbildung der Details aus. Sie sind in den Galerien zahlreich vertreten.

Ruysdael (spr. reusdal), Maler, s. Ruisdael.

Ruysselede (spr. reuss-), Marktflecken in der belg. Provinz Westflandern, Arrondissement Thielt, hat eine große Zuchtanstalt für junge Sträflinge und verwahrloste Knaben (seit 1849), Leinweberei und Branntweinbrennerei und (1888) 6793 Einw. 1852 wurde eine gleichartige Anstalt für Mädchen in Beernem (Arrondissement Brügge) errichtet.

Ruyter (spr. reuter), Michel Adriaanszoon de, berühmter holländ. Seeheld, Sohn eines Brauknechts, geb. 24. März 1607 zu Vlissingen, wurde, elf Jahre alt, Schiffsjunge, 1635 Schiffskapitän in der holländischen Marine und zeichnete sich bei der Expedition nach Portugal aus, ging aber 1643 zur Handelsmarine über und erwarb sich durch glückliche Unternehmungen ein ansehnliches Vermögen. Erst beim Ausbruch des Kriegs mit England 1652 trat er wieder in die Marine und focht unter Tromp 16. Aug. bei Plymouth mit Auszeichnung gegen den Admiral Ascue. Seit 1653 kommandierte er als Vizeadmiral unter de Wit und Tromp. 1664 focht er in Gemeinschaft mit einer englischen Flotte gegen die Barbaresken; 1665 übernahm er das Oberkommando der Flotte gegen die Engländer, schlug 1666 die feindliche Flotte dreimal im Kanal und lief 1667 in die Themse ein. 1672 kommandierte er als Admiral 70 Schiffe gegen die verbündeten Franzosen und Engländer und siegte 7. Juni in der Soulsbai, 14. Juni 1673 bei Schooneveld und 21. Aug. bei Kijkduin. 1676 zum Beistand der Spanier ins Mittelmeer gesendet, griff er die Flotte des französischen Admirals Duquesne 29. April im Meerbusen von Catania an, verlor dabei durch eine Kanonenkugel den rechten Fuß und starb noch an demselben Tag in Syrakus. In der Neuen Kirche, seiner Grabstätte, zu Amsterdam sowie 1841 zu Vlissingen und 1856 in Rotterdam wurden ihm Denkmäler errichtet. Vgl. Klopp, Admiral de R. (Hannov. 1852).

Ruz, Val de (spr. wall d' rühs'), s. Seyon.

Ruznameh (pers., "Tagebuch"), Name der offiziellen Zeitung in Persien; Liste der Staatsausgaben; dann Bezeichnung des türkischen Kalenders, welcher aus einer langen Papierrolle besteht und mittels alphabetischer Zeichen die Tage und Wochen der Sonnen- und Mondjahre, das Eintreten der vier Jahreszeiten und das der Feiertage anzeigt. Diese Kalender pflegen eine astronomische Periode von 80-85 Jahren zu umfassen. Sie enthalten neben den mohammedanischen auch die Monatsnamen des im türkischen Geschäftsleben üblichen griechisch-osmanischen Kalenders (s. Monat). Ferner heißt im türkischen Reich R. auch das offizielle Staatshandbuch (Salname), in welchem sämtliche Beamte verzeichnet sind.

Rvn., Abkürzung für Real de vellon (s. Real).

Rybinsk, Kreisstadt im russ. Gouvernement Jaroslaw, rechts an der Wolga, welche hier die Tscheremcha und Scheksna aufnimmt, Knotenpunkt der Kanalsysteme zwischen Newa, Dwina und Wolga, durch die Linie R.-Bologoje mit der Eisenbahn Moskau-St. Petersburg verbunden, zählt 11 Kirchen, 4 Schulen, 2 Krankenhäuser, hat eine öffentliche Bibliothek, eine Börse, eine Gemeinde-, eine Städtische Bank und eine Filiale der Staatsbank, große Packhöfe und schöne Kaianlagen und (1885) 19,571 Einw., welche Zahl im Sommer auf ca. 100,000 (durch Zuzug von Schiffsarbeitern) zu steigen pflegt. Von den Industriezweigen sind nur Schiffbau, Anfertigung von Tauwerk und Schiffsproviant sowie Bierbrauerei und Brennerei, in der Umgebung Leinweberei und Axtschmiederei nennenswert. Dagegen treibt R. einen höchst bedeutenden Handel, da hier die Waren von den größern Wolgaschiffen auf kleinere Fahrzeuge umgeladen werden, welche entweder die Wolga weiter aufwärts oder in die bei R. mündenden Fluß- und Kanalsysteme gehen, während sie ihre