Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Sonne, Orden der aufgehenden; Sôr; Soulary; Spanien

868

Sonne - Spanien.

die S. ausübt, und daß die einzelnen Koronastrahlen Kraftlinien der elektrischen Fernewirkung darstellen. Wenn an den beiden Polen die freien Elektrizitäten hochgespannt angehäuft sind, so entstehen dort vertikal aufsteigende Kraftlinien, die sich in der Höhe seitlich umbiegen und in einem gewissen Abstand von der Oberfläche der S. in der Äquatorregion zusammenfließen. Bei den Kraftlinien aber, welche von Punkten in niedrigern heliographischen Breiten unter kleinern Winkeln gegen die Oberfläche sich erheben und niedrigern Werten des elektrischen Potenzials entsprechen, findet die Vereinigung mit den von der andern Halbkugel kommenden schon in geringerer Höhe statt. In Fig. 2 ist der ungefähre Verlauf dieser Linien in einem Meridianschnitt der S. schematisch dargestellt. In der That sind die verschiedenen Formen der Koronastrahlen in den polaren und den äquatorialen Regionen schon längst den Beobachtern aufgefallen, und Fig. 1 zeigt eine gewisse Ähnlichkeit mit der schematischen Fig. 2. In den polaren Gegenden steigen nach Bigelow die leichtesten Substanzen, wie Wasserstoff, meteorischer Staub, zurückgebliebene Kometenbestandteile u. ähnliche empor, welche in einigem Abstand von der S. infolge ihrer Zerstreuung unsichtbar werden. Daher das büschelförmige Aussehen der polaren Teile der Korona. Die starken viereckigen Strahlen aber, welche man seitlich von den Polen, besonders in Perioden gesteigerter Sonnenthätigkeit beobachtet, werden durch Kraftlinien erzeugt, welche geringern Potenzialwerten entsprechen, und die langen, zur Zeit der Fleckenminima sichtbaren äquatorialen Flügel verdanken ihre Entstehung der Vereinigung der Kraftlinien über der äquatorialen Zone. Ungefähr gleichzeitig mit Bigelow hat Schaeberle eine mechanische Theorie der Korona zu geben versucht. Auch nach dieser Theorie wird die Korona erzeugt durch Materie, die von der S. fortgeschleudert und von deren Strahlen beleuchtet wird. Die Kräfte, welche dieses Fortschleudern bewirken, sollen im allgemeinen senkrecht zur Oberfläche der S. und am kräftigsten in der Mitte einer jeden der beiden Fleckenzonen wirken. Auf diese Weise soll die vierstrahlige Sternform der Korona zu stande kommen. Übrigens müssen die emporgeschleuderten Massenteilchen infolge der Rotation der S. in der Höhe eine gekrümmte Gestalt annehmen, da sie mit ihrer ursprünglichen Rotationsgeschwindigkeit in Regionen mit immer größerer und größerer gelangen. Die Veränderungen im Aussehen der Korona führt Schaeberle darauf zurück, daß der Äquator der S. nicht in der Ebene der Erdbahn liegt, und daß wir infolgedessen bald auf der einen, bald auf der andern Seite der Äquatorebene stehen. In der That gelang es Schaeberle, die verschiedenen typischen Formen der Korona zu erzeugen, indem er auf einer Kugel in 30° nördlicher und südlicher Breite durch Nadeln die Koronastrahlen darstellte und nun den Schatten betrachtete, den dieses Modell, bei verschiedenen Stellungen in ein Bündel paralleler Lichtstrahlen gehalten, auf eine Ebene warf.

^[Abb.: Fig. 1. Umriß der Korona. Am 1. Januar 1889. Am 22. Dezember 1889.]

^[Abb.: Fig. 2. Elektrische Kraftlinien und Koronastrahlen in einem Meridianschnitt der Sonne, nach Bigelow.]

Sonne, Orden der aufgehenden, kaiserlich japan. Orden, gestiftet vom Mikado Monte Nito 1874 für Zivil und Militärverdienst. Die Dekoration besteht aus dem Nationalemblem: einer aufgehenden Sonne von 32 weißemaillierten Goldstrahlen mit rotem Mittelschild, und hängt an drei Blüten der Paulownia, die durch ein grünes, golden umsäumtes Blatt mit dem Orden verbunden sind. Der Orden hat acht Klassen, von denen die zwei untern nur die Paulownia tragen. Der Bruststern ist dem Orden gleich, nur sind die Strahlen von Silber. Das Band ist weiß mit rotem Rande.

Sôr (Zôr), selbständiges Sandschak der asiatischen Türkei, mit dem Hauptort ed Deir, die Wüste zu beiden Seiten des Euphrat von Palmyra im SW. bis fast nach Nisibin im NO. umfassend. Trotz des geringen Anbaues ist S. eine der wenigen rentabeln Provinzen der Türkei; sie hatte 1886: 13,000 türk. Pfund Einnahme, darunter etwa 5000 türk. Pfd. Abgaben der Beduinen und nur 3000 türk. Pfd. Ausgaben.

Soulary, Josephin, franz. Dichter, starb 28. März 1891 in Lyon.

Spanien. Über die 31. Dez. 1887 in S. vorgenommene Volkszählung sind vorläufig die ersten amtlichen Daten veröffentlicht worden. Hiernach betrug die Gesamtbevölkerung des europäischen S. samt den Balearen und Kanarischen Inseln sowie den nordafrikanischen Besitzungen 17,550,246 gegen 16,634,345 zu Ende des Jahres 1877 und 15,673,536 im J. 1860. Die stärkstbevölkerte Provinz ist Barcelona mit 899,264 Einw. (1877: 836,887). Dieser folgen zunächst die Provinzen Madrid mit 684,630 (1877: 594,194) und Coruña mit 613,792 (1877: 596,436) Einw. Unter den Städten stehen an Bevölkerungszahl obenan: Madrid mit 472,228 (1877: 397,690), Barcelona mit 272,481 (1877: 249,106), Valencia mit 170,763 (1877: 143,856), Sevilla mit 143,182 (1877: 133,938) und Malaga mit 134,016 (1877: 115,882) Einw.

Der Weinbau Spaniens lieferte im J. 1888 bei einer Anbaufläche von 1,8 Mill. Hektar (1887: 1,2 Mill.) einen Ertrag von 35,8 Mill. hl (1887: 17,8). Während das Jahr 1887 ein besonders schlechtes Weinjahr bildete, war das darauffolgende Jahr ein sehr günstiges. Der Durchschnittsertrag der letzten fünf Jahre ist bei einer Anbaufläche von 1,6 Mill. Hektar jährlich 28 Mill. hl. Im J. 1889 blieb die Weinernte mit 20 Mill. hl wieder hinter dem Durchschnitt zurück. Die spanische Weinproduktion hat sich im Laufe der letzten zehn Jahre infolge der Verheerung