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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Südpolarmeer - Südwester

durch die starke Feuchtigkeit. In Südgeorgien erwiesen sich 82 Proz. aller Tage feucht, im November und Dezember war nur je ein Tag trocken; selbst im wärmsten Monat Februar schneite es hier 13 mal. In dem eigentlichen Südpolargebiet sind andere Niederschläge als feste nicht zu erwarten. Für die Luftdruckverhältnisse stellte Hann folgende Werte fest:

Geographische Breite

60-67° 65-71° 70-75° 75-78°,

Luftdruck

739,7 mm 737,4 mm 734 mm 735,8 mm.

Das sind Luftdruckgrößen, wie sie im Nordpolargebiet innerhalb großer, aber vorübergehender Depressionen vorkommen. Thatsächlich ist denn auch das ganze südl. Polargebiet als eine große Cyklone aufzufassen, deren Centrum in der Nähe des Südpols liegt und die von stürmischen Westwinden umkreist wird. Der Mangel selbständiger Luftcirkulationen über großen Landmassen, der diesen westl. Strömungskreis durchbrechen würde, gehört zu den Gründen, einen Australkontinent abzulehnen. Bei der internationalen Polarforschung 1882-83 bestanden in den S. zwei Beobachtungsstationen: die deutsche in Südgeorgien und die französische auf Kap Hoorn. Im Südsommer 1893/94 haben Hamburger Schiffe, namentlich Kapitän Larsen auf der Jason, südlich von den Südshetland-Inseln ein größeres Land, bis über 68° südwärts sich ausdehnend (Oskar II.-Land) und Inseln mit thätigen Vulkanen (Lindenberg-Insel und Christensen-Insel) entdeckt. Neuerdings, besonders seit dem Beschluß des Deutschen Geographentags 1895 ist ein neuer Aufschwung der Forschung bemerkber ^[richtig: bemerkbar]. Eine belg. Expedition unter Leitung des Schiffslieutenants de Gerlache ist im Aug. 1897 zur Erforschung des Südpolargebietes abgegangen; weitere sind in Vorbereitung. - Vgl. Ruge, Das unbekannte Südland (in den "Deutschen geogr. Blättern", Heft 3, Brem. 1895); von Haardt, Südpolarkarte 1:10 Mill. (Wien 1896); Wegener, Der Südpol, die Südpolarforschung und die deutsche Südpolarexpedition (Berl. 1897).

Südpolarmeer, s. Eismeer.

Südpolarstern, s. Polarstern.

Südpolexpeditionen, s. Südpolarländer.

Südpreußen, ehemalige Provinz des Königreichs Preußen, aus demjenigen Teil Großpolens gebildet, der 1793 an Preußen gefallen war; sie bestand aus den zwei Kammerdepartements Posen und Kalisch. Bei der dritten poln. Teilung 1795 kam der westliche, links von der Weichsel gelegene Teil von Masovien mit Warschau hinzu und bildete ein drittes Kammerdepartement Warschau. Die Provinz umfaßte nun etwa 53 000 qkm mit 1 1/3 Mill. E. und bestand aus dem heutigen Reg.-Bez. Posen und dem östlich davon gelegenen jetzt russ.-poln. Lande zwischen Weichsel und Pilica. Durch den Frieden von Tilsit (1807) wurde das ganze Gebiet an das neu errichtete Herzogtum Warschau abgetreten. Nach dessen Auflösung 1815 wurden auf dem Wiener Kongreß die ehemaligen Departements Warschau und Kalisch sowie ein Teil des Departements Posen an Rußland überlassen, der größere Teil des letztern Departements Preußen zugesprochen und als Reg.-Bez. Posen der Monarchie einverleibt. - Vgl. Das Jahr 1793. Urkunden und Aktenstücke zur Geschichte der Organisation S.s, hg. von Prümers (Posen 1895).

Südpunkt, s. Himmelsgegenden.

Südquark, Meeresteil, s. Ålandsinseln.

Sudra, andere Schreibung für Çūdra (s. d.).

Sudsalz, s. Salz.

Südschleswigsche Eisenbahn, s. Altona-Kieler Eisenbahn.

Südsee, s. Stiller Ocean.

Südseethran, s. Seehunde.

Südshetland-Inseln, eine antarktische Inselgruppe im S. von Südamerika, 12 Hauptinseln und zahllose kleinere Eilande und Klippen zwischen 61° und 63° 20' südl. Br. und 54 und 63° westl. L. Einzelne Inseln waren wohl schon früher, so von Dirck Gherritz 1599, gesehen worden, genauere Kunde brachte 1819 W. Smith. Nähere Untersuchung verdankt man Bransfield 1819/20. Wedell schilderte sie als schroffe hohe Spitzen, so daß sie einem in die See versunkenen Lande gleichen. Die Gipfel werden auf 2000 m geschätzt. Dunkle Uferklippen stechen scharf von der Firn- und Gletscherdecke ab. Die größten Inseln sind George-Insel, Livingston-Insel, Smith-Insel. Mit einem kreisförmigen Kraterhafen ist Deceptioninsel ausgestattet. Auch die Inseln Elephant und Clarence im NO. gehören hierher (s. die Nebenkarte zur Karte der Südpolarländer). Die Bransfieldstraße trennt die Gruppe von Grahams- und Louis-Philipp-Land.

Südslawische Sprachen, zusammenfassende Bezeichnung des Bulgarischen, Serbo-Kroatischen und Slowenischen.

Südstern, Name eines Diamanten (s. Diamant).

Südtiroler Dolomite, Südtiroler Hochland, s. Ostalpen.

Süd-Uist, Hebrideninsel, s. Uist.

Sudur, ein aus dem Arabischen in das Türkische hinüber genommenes Wort, eigentlich die Mehrzahl von Sadr (Brust, Vorderstück), in der Türkei eine Rangbezeichnung hoher richterlicher oder religiöser Beamten, denen in den Versammlungen die vordern, d. i. Ehrensitze, eingeräumt werden.

Süd-Ussurische Abteilung, s. Ussuri.

Südvictoria, s. Victorialand.

Südwestafrika, deutsches, s. Deutsch-Südwestafrika.

Südwestbahnen. 1) Niederösterreichische S., s. Österreichisch-Ungarische Eisenbahnen (Beilage). - 2) Russische S., s. Russische Eisenbahnen.

Südwestbrasilianische Eisenbahnen, s. Brasilien (Verkehrswesen).

Südwestdeutsche Eisen-Berufsgenossenschaft für den preuß. Reg.-Bez. Trier, den Bezirk Lothringen und die bayr. Bezirksämter Zweibrücken und Homburg, ohne Sektionsbildung. Sitz ist Saarbrücken. Ende 1895 bestanden 423 Betriebe mit 35 576 versicherten Personen, deren anzurechnende Jahreslöhne 31 365 384 M. betrugen. Die Jahreseinnahmen beliefen sich auf 470 833 M., die Ausgaben auf 413036 M., der Reservefonds Ende 1895 auf 1 092 194 M. Entschädigt wurden 1895: 271 Unfälle (7,62 auf 1000 versicherte Personen), darunter 36 Unfälle mit tödlichem Ausgang, 7 mit völliger Erwerbsunfähigkeit. Die Summe der gezahlten Entschädigungen mit den Renten für Unfälle aus frühern Jahren betrug 1895: 312 175 M. (S. Berufsgenossenschaft.)

Südwestdeutsche Holz-Berufsgenossenschaft, s. Holz-Berufsgenossenschaften.

Südwester, eine Seemannskappe mit großem Nackenteil, die aus Ölleinwand hergestellt ist und gegen Regen und Seewasser schützen soll; der Name S. stammt daher, daß der Seemann bei Südweststürmen Regen und Seespritzern am meisten ausgesetzt ist.