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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Saarn - Saatzucht.

3720 Einw., Dillingen (s. d. 2), Wallerfangen mit einer Fayencewarenfabrik und 2534 Einw. und Wadgassen mit einer Kristallglaswarenfabrik und 856 Einw. Die Festung auf dem linken Saarufer hat auf dem rechten ein Hornwerk. Sie ward unter Ludwig XIV. 1681-85 von Vauban zur Deckung Lothringens angelegt, blieb im Ryswyker Frieden bei Frankreich und ward im spanischen Erbfolgekrieg 1705 vergeblich belagert. Während der ersten französischen Revolution hieß die Stadt Sarre libre. Im zweiten Pariser Frieden vom 20. Nov. 1815 ward S. an Preußen abgetreten. Es ist der Geburtsort des Marschalls Ney. Vgl. Schmitt, Der Kreis S. unter den Römern und Kelten (Trier 1850).

Saarn, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Düsseldorf, Kreis Mülheim a. d. Ruhr, an der Ruhr und der Linie Kettwig-Mülheim a. d. Ruhr der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, bedeutende Gerberei, Eisengießerei, Tapetenfabrikation, Dampfsägemühlen und (1885) 3582 Einw.

Saarunion, Stadt und Kantonshauptort im deutschen Bezirk Unterelsaß, Kreis Zabern, an der Saar und der Eisenbahn Saarburg-Saargemünd, hat eine evangelische, eine reformierte und eine kath. Kirche, eine Synagoge, ein Amtsgericht, eine Oberförsterei, Strohhut-, Barchent- und Seilerwarenfabrikation, Verfertigung von seidenen Netzen und (1885) 3195 Einw. - S. entstand 1793 aus der Vereinigung von Neu-Saarwerden und Bockenheim, welche ehemaligen Orte die Saar trennt, und von denen jener zu Nassau, dieser zu Lothringen gehörte.

Saarweine, s. Moselweine.

Saasthal, s. Visp.

Saat, s. Säen.

Saatgans, s. Gänse, S. 895.

Saatgrille, s. Regenpfeifer.

Saatkamp, s. Pflanzenerziehung, forstliche.

Saatkrähe, s. Rabe.

Saatmotte, s. Zünsler.

Saatpflug, ein flach gehender Pflug, speziell bestimmt zur Unterbringung der Saat.

Saatplatterbse, s. Lathyrus.

Saatschule, Abteilung der Baumschule zur Erziehung von Gehölzen durch Säen (s. d.) oder Steckholz im ruhigsten, wenn auch nicht sonnigsten Teil, auf dem leichtesten Boden, der durch Düngung und Anbau von Hackfrüchten möglichst fruchtbar geworden, weil eine kräftige Erziehung in frühster Jugend die erste Bedingung auch für das spätere Gedeihen der Pflanze ist. Zur S. gehört auch die Verpflanz- (Pikier-) Schule, in welche die jungen Pflanzen, teilweise schon im krautartigen Zustand, teilweise nach einem Jahr, zu besserer Ausbildung von Oberteil und "Wurzelvermögen" versetzt werden. Der Boden ist auf 30-40 cm Tiefe zu rigolen und ebenso fruchtbar zu halten wie in der S.

Saatzig, Name eines Kreises im preuß. Regierungsbezirk Stettin; Hauptstadt ist Stargard.

Saatzucht, die Verbesserung des Saatguts in der Landwirtschaft und zwar zunächst der Cerealien. Schon Varro, Columella und Vergil empfahlen sorgfältige Berücksichtigung der Beschaffenheit des Saatguts, aber erst in neuester Zeit hat man angefangen, auf diesem Gebiet, ähnlich wie bei der Viehzucht, rationell vorzugehen. Abgesehen von Knights Weizenkreuzungen zu Ende des vorigen Jahrhunderts, beginnt die neue Epoche der S. um 1819 mit Patrick Shirreffs Züchtungen, bei welchen durch Auswahl besonders markierter Pflanzen nicht nur das gegebene Saatgut verbessert, sondern durch künstliche Befruchtung und bevorzugte Lebensweise auch neue Varietäten erzeugt werden sollten. Diese Züchtungen lieferten sehr wertvolle Resultate namentlich mit Weizen und Hafer. Auch Hallet in Brighton basierte sein Zuchtverfahren auf die Auswahl und die Vermehrung besonders großer und vollkommener Körner aus hervorragend langen und vollkommenen Ähren vorhandener Varietäten, suchte also im wesentlichen nur bestehende Varietäten zu verbessern und verzichtete auf die Bildung neuer. Solche verbesserte Varietäten bezeichnete er durch das vor ihren Namen gesetzte Pedigree. Indes kommt diese Bezeichnung den Halletschen Zuchten nicht mit Recht zu, denn sie besitzen kein Pedigree, keinen Stammbaum. Wohl ist die Urpflanze und selbst das Elternkorn bekannt, nicht aber der Vater, welcher die Mutterähre befruchtete; denn wenn auch die Cerealien, mit Ausnahme des Roggens, sich in der Regel selbst befruchten, d. h. die männliche Blüte die weibliche desselben Ährchens allein bestäubt, so ist dies doch eben nur Regel, welche Ausnahmen zuläßt. Hiervon abgesehen, erzielte auch Hallet sehr beachtenswerte Resultate. Er wählte 1857 eine Weizenähre von 4¾ Zoll Länge und mit 47 Körnern, aus dieser wurde das beste Korn gewählt, aus der resultierenden Pflanze das beste Korn der besten Ähre u. s. f., bis endlich 1861 eine Ähre erzielt war mit 8¾ Zoll Länge und 123 Körnern. Auf Grund solcher Ergebnisse stellte Hallet folgende Sätze auf: 1) Jede entwickelte Getreidepflanze zeigt eine Ähre, die eine höhere Produktionskraft hat (die stärker und schöner entwickelt ist) als alle andern an dieser Pflanze. 2) Jede solche Pflanze enthält ein Korn, welches sich produktiver erweist als jedes andre von derselben Pflanze. 3) Das beste Korn einer Pflanze liegt in der besten Ähre. 4) Die höhere Kraft des Korns ist in verschiedenen Graden auf seine Nachkommen übertragbar. 5) Durch fortgesetzte Auswahl der besten Körner in der Nachzucht wird die Produktionskraft der Pflanze verstärkt. 6) Die Verbesserung, die anfangs rasch ist, schreitet immer langsamer fort, bis endlich eine Grenze für die Verbesserung erreicht ist. 7) Fährt man mit der Verbesserung noch immer fort, so wird die Verbesserung aufrecht erhalten, und praktisch ist ein fester Typus das Ergebnis. Delf in Great Bentley verbesserte das Halletsche Verfahren, indem er rationeller nicht die größten, sondern die schwersten Körner zur Fortzucht benutzte. Auch auf dem Kontinent fanden die Bestrebungen zur Verbesserung des Saatguts vielseitige Förderung, namentlich durch Graf Walderdorff auf Klafterbrunn in Österreich, Graf Attems in St. Peter bei Graz, welcher eine völlig organisierte Saatzuchtschule einrichtete, durch Rimpau in Schlanstedt, Haberlandt, Wollny, Sorauer, Hellriegel, Lehmann u. a. Man hat indes wesentlich nur die genannten Methoden ausgebildet, während zu größern Erwartungen allein eine zielbewußte Kreuzung berechtigt. Der Landwirt hat es beim Getreide infolge einer lediglich durch Zufall geleiteten Vermischung der Rasen, ähnlich wie in der Viehzucht, zum Teil mit krüppelhaften Landschlägen zu thun, die hier diese, dort jene Rasse mehr durchblicken lassen, ohne deren bessere Eigentümlichkeiten ausgebildet zu zeigen. Diese Landschläge hat der Landwirt vorderhand als solche hinzunehmen, und es bleibt ihm nur übrig, für deren Verbesserung sich diejenigen Points hervorzusuchen, welche ihm als erhaltungs- und verbesserungswürdig erscheinen. Er muß nach Möglichkeit mit seinen Landschlägen Hochzucht treiben, und er ist insofern hierbei günstiger situiert als bei der Viehzucht, da ihm eine