Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Saavedra; Saaz; Sab.; Saba; Sabadell; Sabadilla; Sabäer; Sabaikal; Sabäismus; Sabal

115

Saavedra - Sabal.

unbeschränkte Auswahl an Eltern, resp. Urpflanzen gestattet ist. Diese Urpflanzen sind in der sorgfältigsten Weise während ihres Wachstums zu beobachten, um jene Eigenschaften zu erkennen, welche durch Kreuzung zu höherer Vollendung oder durch Fortzucht zur nötigen Fixierung zu bringen sind. Die Fortzucht wird auf feldmäßig bestelltem und mit allen Nährstoffen ausreichend versehenem Boden bewirkt; bei der Kreuzung aber, die entweder nur anregend wirken (ein erhöhtes, mächtigeres Wachstum erzeugen), oder durch Vereinigung der guten Eigenschaften der Eltern eine Hybridzucht erreichen soll, welche hohe Ansprüche besser befriedigt als die Vater- oder Mutterpflanze allein, wird die Ähre zur Erleichterung der Manipulationen verkürzt, worauf man die einzelnen Blüten von den noch nicht geöffneten Staubgefäßen sorgfältig (ohne die Staubbeutel zu verletzen) befreit, dann mit fast reifen (dem Verstäuben nahen) Staubgefäßen der Vaterpflanze füllt und durch sanften Druck schließt. Die vollkommen befruchtete Ähre wird dann mit Pergamentpapier umhüllt und der Halm durch einen beigesteckten Stock gestützt. Nach einigen Tagen ersetzt man die Papierhülle durch ein Netz aus Gaze. Die auf solche Weise erzielten Hybridfrüchte sind meist äußerst dürftig von Ansehen, und über den Erfolg der Kreuzung entscheidet erst die nächste Generation. Vgl. Shirreff, Die Verbesserung der Getreidearten (a. d. Engl., Halle 1880).

Saavedra, 1) s. Cervantes Saavedra.

2) Diego de S. y Fajardo, span. Staatsmann und Schriftsteller, geb. 1584 zu Algezarez in der Provinz Murcia, studierte zu Salamanca, erhielt darauf ein Kanonikat, ward 1606 Gesandtschaftssekretär, sodann spanischer Agent zu Rom und war später spanischer Gesandter in wichtigen Stellungen, namentlich 1636-43 in Regensburg, 1643-46 in Münster; er starb 24. Aug. 1648 in Madrid als Mitglied des Hohen Rats von Indien. Seine durch Reinheit, Kraft und Eleganz des Stils ausgezeichneten Werke erschienen als "Obras politicas y historicas" (Madr. 1789-90, 11 Bde., und Antwerp. 1678, 4 Bde.) und im 25. Bande der "Biblioteca de autores españoles" (Madr. 1853). Vgl. de Rochey, S. (Madr. 1884).

3) Angelo de, span. Dichter, s. Rivas.

Saaz, Stadt in Böhmen, auf einer Anhöhe an der Eger, über die eine 1826 erbaute Kettenbrücke führt, sowie am Kreuzungspunkt der Staatsbahnlinie Pilsen-Dux und der Eisenbahn Prag-Eger gelegen, hat eine 1206 gegründete Dechanteikirche, ein Rathaus von 1559, ein Staatsobergymnasium, ein Theater, ein allgemeines Kranken- und ein Waisenhaus, eine Gasanstalt, eine Filiale der Österreichisch-Ungarischen Bank, einen Kredit- und Hypothekenverein, eine Sparkasse, ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, eines Bezirksgerichts, einer Finanzbezirksdirektion und zählt (1880) 10,425 Einw., welche hauptsächlich mit Hopfenbau und Hopfenhandel (der Saazer Hopfen ist seit Jahrhunderten berühmt), ferner mit Gemüsebau, Mühlenbetrieb, Bierbrauerei, Fabrikation von Zucker, Leder, Hufnägeln und Drahtstiften beschäftigt sind. S. ist eine sehr alte Stadt, widerstand 1421 im Hussitenkrieg dem deutschen Heer und wurde nach der Schlacht am Weißen Berge germanisiert.

Sab., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für Sir Edward Sabine (s. d.).

Saba, eine der Kleinen Antillen in Westindien, nordöstlich von St. Eustatius, den Niederländern gehörig, 13 qkm groß mit 2150 Einw., ist felsig (bis 859 m hoch) und produziert Baumwolle.

Saba, Stadt, s. Sabe.

Sabadell, Fabrikstadt in der span. Provinz Barcelona, an der Eisenbahn Barcelona-Saragossa, mit bedeutenden Spinnereien und Webereien in Baum- und Schafwolle, Papierfabrikation, schönem Theater und (1878) 18,121 Einw.

Sabadilla Brandt (Schoenocaulon A. Gray, Asagraea Lindl.), Gattung aus der Familie der Liliaceen, Zwiebelgewächse mit grasartigen Wurzelblättern, schaftständiger, gedrängter, vielblütiger Traube und eiförmig länglicher, papierartiger, vielsamiger Kapsel. Fünf Arten im wärmern Nordamerika. S. officinarum Brandt (Schoenocaulon officinale A. Gray, Veratrum officinale Schlechtd, mexikanisches Läusekraut, Cebadilla, Cabadilla), mit 1,25 m langen Blättern, bis 2 m hohem Blütenschaft und einfacher, sehr reichblütiger Blütentraube mit vollständigen Blüten im untern und unfruchtbaren (mit rudimentärem Pistill) im obern Teil, wächst am östlichen Abhang der Andes von Mexiko, in Guatemala und Venezuela, wird besonders bei Veracruz kultiviert und liefert die früher offizinellen Fructus sabadillae (Sabadillsamen). Diese sind 8-15 mm lang, 4-8 mm breit und bestehen aus drei länglichen, nach oben verschmälerten, blaßbräunlichen Karpellen mit je 1-6 länglichen, zusammengedrückten, dunkelbraunen, glänzenden Samen. Letztere enthalten Fett, Harz, Bitterstoff und Veratrin; sie dienten früher als Läusekörner gegen Ungeziefer etc., sind aber jetzt völlig obsolet und werden nur noch zur Darstellung von Veratrin benutzt. Die Pflanze und deren Gebrauch wurde zuerst von Monarda 1517 beschrieben; die Drogue kam 1726 nach Deutschland, die Zwiebel dient in Mexiko als Wurmmittel.

Sabäer (hebr. Schebâ, arab. Sebâ), altes Volk im Glücklichen Arabien und zwar im südwestlichen und gesegnetsten Teil desselben (im Norden von Jemen), trieb ausgebreiteten Handel und wurde dadurch das reichste Volk Arabiens. Die S. handelten nicht nur mit den Produkten ihres Landes, dessen glänzende Hauptstadt Mariaba (heute Ruinen von Mârib) war, sondern auch mit den Erzeugnissen Indiens, Äthiopiens etc. Dorthin unternahm 24 v. Chr. der römische Statthalter von Ägypten, Älius Gallus, von den Nabatäern unterstützt, einen erfolglosen Feldzug. Von der Festigkeit der Stadt zeugt ihr erfolgreicher Widerstand, von der hohen Kultur des Landes der Bau mächtiger, noch erkennbarer Dämme für die großen Wasserbehälter oberhalb der Stadt, deren plötzlicher Durchbruch nach der arabischen Tradition ihren Untergang herbeigeführt haben soll. Das Reich der S. ward im 3. Jahrh. v. Chr. durch die Himjariten gestürzt.

Sabaikal, s. v. w. Transbaikalien.

Sabäismus, Sterndienst, Anbetung der Gestirne, eine Kultusform, die sich besonders bei den alten Assyrern, deren Tempel Sternwarten waren, und dann bei den Sabäern (s. d.) in Arabien vor Mohammeds Zeit, auch in Syrien und Vorderasien ausbildete. Außer einigen Fixsternen verehrte man besonders die Planeten, welchen man eine Einwirkung auf alles Irdische, auf Natur und Menschen, beilegte, so daß auch Magie, Wahrsagung und Talismane, die nach astrologischen Regeln gefertigt wurden, mit dem S. in Verbindung gebracht werden konnten. Der Name S. ist als teilweise auf Verwechselung beruhend aus der modernen Religionsphilosophie verbannt. Vgl. Chwolsohn, Die Ssabier und der Ssabismus (Petersb. 1856, 2 Bde.).

Sabal Adans., Gattung aus der Familie der Palmen, Gewächse ohne oder mit mittelhohem Stamm,