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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Sabbatjahr - Säbelschnäbler.

batruhe beobachtet, an den Werktagen gewaltige Wellen treibt und Steine auswirft, am siebenten Tag aber feiert. Die zehn Stämme sollen nach seinem Bereich ausgewandert sein.

Sabbatjahr (auch Brach-, Erlaßjahr, hebr. Sch'mitta), bei den Israeliten jedes siebente Jahr, in welchem nach dem mosaischen Gesetz die Felder nicht bestellt und Schulden nicht eingetrieben wurden und für den hebräischen Sklaven die volle Freiheit eintrat. Vgl. Feste (jüdische).

Sabbatschnur (hebr. Eruw), Schnur oder Draht, die in jüdischen oder von größern jüdischen Gemeinschaften bewohnten, durch eine Mauer nicht eingeschlossenen Orten von Haus zu Haus, von Straße zu Straße gezogen sind, und innerhalb deren alles am Sabbat in Taschen und Händen zu haben erlaubt ist, was den Juden sonst an diesem Tag zu tragen verboten ist. Durch die S. werden sämtliche Wohnungen des Ortes zu einem Privatdomizil vereinigt, in welchem das Tragen gestattet ist.

Sabbatum (auch in der Mehrzahl Sabbata), die lat. Form für das hebräische Wort Sabbat (s. d.). Letzterer wurde in der spätern Zeit auch von den Römern mitgefeiert, was Seneca sehr tadelt, aber irrig für einen Fasttag, dann überhaupt für einen Feiertag gehalten. Bei Martial sind Sabbatariae ("Sabbatfeierer") s. v. w. Juden.

Sabbatweg (hebr. t'chum sabbath), eine Wegstrecke von 2000 Ellen, welche den Juden am Sabbat außerhalb ihres Wohnorts zurückzulegen erlaubt war. Dieses Gebot gründet sich auf 2. Mos. 16, 29. Die Wegstrecke konnte indessen durch Niederlegung eines Brots oder der Speisen von zwei Mahlzeiten an der Grenze derselben am Freitag, wodurch eine Wohnung, ein juristisches Domizil erworben ward, noch um 2000 Ellen verlängert werden.

Sabe (Saba, eigentl. Scheba), Stadt der Sabäer (s. d.) im südwestlichen Arabien, lag auf einem Berg an der Straße von Adana (Aden) nach Mariaba (Mârib), der Hauptstadt der Sabäer, und war nach der Tradition die Residenz der aus der Geschichte Salomos bekannten Königin Bilkis (1. Kön. 10); heute Dschebel Saber. Vgl. Rösch, Die Königin von Saba als Königin Bilgis (Leipz. 1880).

Säbel, Hiebwaffe mit gekrümmter Klinge der Reiter und in den meisten Armeen der Offiziere aller Waffen. Seine Klinge darf nicht unter 90 cm lang und der S. nicht über 1,5 kg schwer sein. Um ihn auch als Stichwaffe gebrauchen zu können, ist der Rücken zunächst der Spitze häufig auf etwa 10 cm geschliffen. Um der Klinge bei nicht zu großer Schwere die nötige Steife zu geben, ist sie auf einer oder beiden Seiten hohl geschliffen (Blutrinnen). Die Türken führen meist stark gekrümmte S., auch solche, die innen (Rücken) geschliffen sind. Zum Schutz der Faust ist der Griff des Säbelgefäßes mit Bügel oder besser mit Korb versehen. Die Säbelscheide, meist aus Stahl mit Holzspan gefüttert, ist unten mit Schleppschuh versehen; doch führen auch die Offiziere der Infanterie und Marine noch S. mit Lederscheide. Der S. wird am Leibgurt an Riemen hängend getragen. Der S. der Mannschaften der Fußtruppen ist jetzt überall durch das Faschinenmesser (s. d.) oder Haubajonett ersetzt (vgl. Degen, Pallasch, Schwert, Bajonett). Der S. war ursprünglich eine barbarische Waffe und besonders bei den Skythen gebräuchlich. In Griechenland trugen nur die Peloponnesier S. Die Römer kannten den S. nicht; dagegen brachten ihn die Hunnen aus dem Orient mit, wo namentlich Araber und Türken diese Waffe führten, während die Hauptwaffe im Abendland das Schwert war. Durch die Ungarn und Polen erhielt der S. auch hier Ansehen.

Säbelbeine, s. Bein, S. 627.

Säbelbeinigkeit der Pferde, s. Kuhhessig.

Säbelkoppel (Wehrgehenk), zum Tragen des Seitengewehrs, besteht aus dem Leibriemen, an welchem bei den Fußtruppen der Steg (in welchem der Säbel steckt), bei Reitern (für den Schleppsäbel) der Trage- u. Schweberiemen befestigt sind. Das (die) S. ist bei den Gardetruppen weiß, bei allen andern im deutschen Heer schwarz und wird von allen Offizieren und den Husaren unter, von allen andern Truppen über dem Waffenrock getragen.

Sabeller, Volk, s. Sabiner.

Sabellianismus, s. Sabellius.

Sabellicus, eigentlich Marcus Antonius Coccius, einer der Wiederhersteller der klassischen Studien in Italien, geb. 1436 zu Vicovaro an der Grenze des alten Sabellerlandes (daher sein Name), ward 1475 Professor der Rhetorik zu Udine, 1484 zu Venedig, wo er 18. April 1506 starb. Er war der erste, welcher in antikem Geist und Geschmack eine allgemeine Weltgeschichte verfaßte unter dem Titel: "Rhapsodiae historiarum Enneades" (Vened. 1498-1504, 2 Bde.). Er schrieb außerdem noch: "Historia rerum venetiarum" (Vened. 1487, neue Aufl. 1718), "De venetis magistratibus" (das. 1488), gab den Suetonius, Justinus und Florus heraus und verfaßte eine Menge von Gedichten. Seine "Opera omnia" erschienen Venedig 1502, zuletzt Basel 1560, 4 Bde.

Sabellius, Theolog, gebürtig aus der Pentapolis in Afrika oder aus Italien, lebte unter Zephyrinus (199-217) und Calixt I. (217-222) in Rom, stellte eine Trinitätslehre auf, wonach Vater, Sohn und Geist nur verschiedene vorübergehende Offenbarungsformen des Einen Gottes bezeichnen sollen. Diese Ansicht (Sabellianismus) wurde zwar schon 260 vom alexandrinischen Dionysios und andern Vertretern des persönlichen Unterschieds des Vaters, Sohns und Geistes zurückgewiesen, hatte aber zahlreiche Anhänger (s. Monarchianer) bis ins 4. Jahrh.

Säbelschnäbler (Recurvirostra L.), Gattung aus der Ordnung der Stelzvögel und der Familie der Schnepfen (Scolopacidae), mittelgroße, kräftig gebaute Vögel mit dünnem, mittellangem Hals, großem Kopf, langem, schwachem, abgeplattetem, an der Spitze sehr verdünntem, säbelartig aufwärts und bisweilen unmittelbar vor der Spitze wieder abwärts gebogenem, hartem, glattem Schnabel mit schneidend scharfen Kanten, mittellangen, spitzen Flügeln, kurzem, abgerundetem Schwanz, sehr langen, verhältnismäßig starken, hoch über die Fersen nackten Füßen und halben Schwimmhäuten zwischen den Vorderzehen. Der S. (Wasserschnabel, Schustervogel, R. Avocetta L.), 43 cm lang, 74 cm breit, an Oberkopf, Nacken, Schultern und dem größern Teil der Flügel schwarz, mit zwei weißen Feldern auf den Flügeln und sonst weißem Gefieder, rötlichbraunen Augen, schwarzem Schnabel und blaugrauen Füßen, findet sich von Mitteleuropa an fast überall in der Alten Welt, bei uns von April bis September, geht im Winter bis Südafrika und Südasien, bewohnt die Küsten und die Ufer salziger oder brackiger Seen, tritt meist in namhafter Anzahl auf, läuft behend, fliegt und schwimmt geschickt und sucht seine Nahrung im Wasser, indem er den Schnabel seitwärts hin und her bewegt und dabei die kleinern Wassertiere fängt. Er lebt gesellig, nistet auf kurzem Rasen mit andern Strandvögeln und legt in eine flache Mulde 3-4 gelbliche, schwarzgrau